Freitag, 5. März 2010

Zeit

Es ist Donnerstagabend und endlich kann ich mir mal wieder ein wenig Zeit zum schreiben nehmen. Die Tage verfliegen hier nur so. Am Morgen wird als erstes nach dem aufstehen mit Schatzi telefoniert. Nach einem schnellen Frühstück mach ich mich meistens auf den Weg zum Campus. Es gibt immer irgendwas zu erledigen.
Das eine mal war ich in meiner Bank und hab mit der Dame rumdiskutiert, dass ich doch gerne eine Kredit Karte hätte. Gestern hab ich den Vormittag in der Library verbracht und ein Kapitel meines Text Book gelesen. Heute war ich im Learning Center und hab mir erklären lassen, wie hier zu Lande ein Report auszusehen hat. Und falls es mal gar nichts zutun gibt, verbring ich meine Zeit im Sport Center aufm Fahrrad und lese Klatschmagazine.
Für diese Woche hab ich die Uni geschafft, sprich alle Vorlesungen liegen hinter mir. Heute Morgen hab ich mal noch schnell einen Kurs gewechselt. Mein Stundenplan sieht also wie folgt aus:

Montag: Supply Chain Management
Dienstag: frei
Mittwoch: Photographic Practice I, Business Process Management
Donnerstag: Quality Management
Freitag: frei

Das klingt sicherlich nach entspanntem Studium, aber leider ist es das nicht. Um das Semester zu bestehen muss ich 6 Hausarbeiten schreiben, einen Test bestehen, regelmäßige Hausaufgaben erledigen und 3 fette Text Books lesen. Irgendwie bin ich jetzt doch mehr ins Studium eingebunden, als ich mir das vorher vorgestellt habe, aber der Lerneffekt ist echt groß. Heute hab ich im Kurs soviel mitgeschrieben wie noch nie zuvor und alles in Englisch. Ich hab sogar schon angefangen in Englisch zu denken und träumen, fand ich irgendwie erschreckend. Mit jedem neuen Wort Englisch wird mein Deutsch immer schlimmer.
Dieses Wochenende werd ich wohl mit der Uni in meinem Zimmer verbringen. Ich möchte mich an meine erste Hausarbeit heranarbeiten, das heißt viel recherchieren und lesen.
Dafür war das letzte Wochenende aber sehr ereignisreich:


Mission deutsches Brot Part 2

Nach der Planung ging es auf in den Supermarkt. Ich war überrascht, dass ich relativ schnell alles fand was ich brauchte. Es gab leider nur Weizenmehl, dass aber auch in allen Größen und Variationen. Hefe stand wie erhofft bei den Backartikeln, allerdings war auf der Packung kein Vermerk wie viel ich für eine Portion nehmen sollte, also einfach ausprobieren. Zurück in der häuslichen Küche fehlte es an allerlei Backutensilien. Da hab ich bei Nachbars gekloppt und den halben Kücheninventar ausgeliehen: Schüssel, Messbecher, Mixer,... .
Als nächstes wurden alle Zutaten zusammen gemischt (ist der Teig nicht ein wenig zu flüssig?) und noch einige angebratene Zwiebeln hineingeben. Danach kam alles zusammen in den Backofen und eine Stunde warten.
Ergebnis: Ja, es ist ein Brot geworden und es ähnelt dem deutschen wesentlich mehr als dem neuseeländischen. Allerdings ist es nach dem ersten hochgehen zusammengefallen (beim nächsten Mal doch weniger Wasser verwenden). Es schmeckt aber lecker.
*freu* ich habe endlich essbares Brot!!!


Die Insel

Waiheke_III

Ich hatte einfach genug vom Campus und der Stadt, ich muss hier raus. Wo ist denn nur die Natur? Meine Flucht aus der Stadt Richtung Meer. Vor Auckland liegen mehreren Inseln, da gibt es die Rangitoto Island mit dem jüngsten Vulkan Aucklands, die bewohnte Waiheke Island, die weiter entfernte, größere Great Barrier Island und einige weitere. Ich hab mich für die Waiheke Island entschieden, also ab zum Fährhafen.

auf der Fähre zu Waiheke Island noch einen kleinen Snack, frisches Sushi
Die Fahrt zur Insel war alleine schon traumhaft. Hinter mir lag die Skyline von Auckland. Vor mir lag das, von der strahlenden Sonne, glitzernde Wasser. Wir passierten mehrere kleine, grüne Inseln bevor wir an die Anlegestelle von Waiheke kamen. Mit dem Bus ging es weiter, einmal quer über die Insel. Immer wieder tauchte rechts und links vom Bus das türkisblaue Meer auf. Das besondere an der Insel sind die, an den sonnigen Berghängen wachsenden, Weinreben. Waiheke Island ist Aucklands Weinfabrik. Zum Wein kosten war ich aber nicht gekommen, ich hatte mir die größte Bucht der Insel zum Ziel gemacht und das war auch die richtige Entscheidung. Der Strand war an die zwei, drei Kilometer lang. Feinsten, warmen Sand konnte man unter den nackten Füßen spüren. Die Möwen plantschten in den ankommenden Wellen und einige wenige Leute spazierten den Strand entlang. Ich ging in meinem neuen, wehenden Kleid am Wasser entlang und betrachtete die Muscheln.
Waiheke_IV
Noch nie habe ich eine so große Variation von Muscheln an einem Ort gesehen. Es waren große und noch komplette Muscheln in allen Formen und Farben. Ich konnte mich kaum zurück halten sie alle einzusammeln.
Als ich am Strand saß und die Sonne genoss, traf ich Bob. Bob war ein Reisender und ein Mensch mit einem besonderen Blick für das Schöne. Ständig schaute er auf den Boden und überall herum, nur nicht nach vorne. Alle paar Schritte blieb er stehen und fotografierte Muscheln und was er sonst noch fand. Er erzählte mir, dass er ewig einen Baum anschauen könnte, nur weil er schön ist. So berichtete Bob mir von seinen Erlebnissen auf seiner Reise durch Neuseeland. Und wir waren schwimmen.
Waiheke_V
Ich wollte eigentlich nur den Meeresboden betrachten, aber die Wellen hatten anders mit mir vor und wenn ich schon einmal nass war, konnte ich auch gleich schwimmen gehen. Das Wasser hier ist sehr angenehm zu dieser Jahreszeit und nicht wirklich kalt.
Ich bin den gesamten Strand einmal abgelaufen und wieder zurück. Dann gab es noch ein leckeres, kühlendes Eis bevor ich die Insel weiter mit dem Bus erkundet habe. Es ist wirklich ein schönes Fleckchen Erde, aber dann und wann wäre er mir doch zu klein.


Die hundert Sprachen

Am darauf folgenden Tag wollte ich mal wieder in Gesellschaft verbringen. Also hab ich meine mexikanischen Freunde, die mittlerweile auch im Village wohnen, besucht. Bei Naomi gab es gemeinsames Frühstück, Haferflockenbrei (schmeckt besser als es klingt). Danach ging es zusammen mit Georg ins Sport Center. Naomi trainiert für den Duathon, der in einiger Zeit hier stattfindet, erst rennen, dann Fahrrad fahren und anschließend wieder rennen. Sie geht jeden morgen 6.30!!! trainieren. So motiviert bin ich dann doch nicht, obwohl ich es diese Woche schon auf drei mal trainieren und zwei Yoga Kurse gebracht habe.
Eigentlich hatten wir uns für den Tag vorgenommen zur Mission Bay zu fahren, aber bis dahin sollten wir nie kommen. Mexikaner haben eine absolut andere Lebensauffassung als Deutsche. Alles immer schön ruhig und gechillt angehen. Sie machen nie richtige Pläne, lasst uns einfach mal abwarten was passiert und wo es uns hinführt. Mich macht das absolut wahnsinnig!!!
Hab ich mir erstmal ein Ziel gesetzt, dann weiß ich auch wie ich dahin komme und mach mich auch als bald auf den Weg, aber mit Naomi und Georg im Schlepptau ist das nicht möglich. Wir sind erst gegen 17 Uhr los gekommen und zur Bushaltestelle gegangen. Klar das, dass nicht mehr die richtige Zeit für den Strand ist. Stattdessen haben wir Downtown unsicher gemacht. Wir sind in ein Kaufhaus und Naomi und ich haben den schönsten Ort Aucklands gefunden: eine Ramschkiste voll preiswerter Schuhe. Ich weiß nicht wie lange wir in dieser Kiste gewühlt haben und einen Schuh nach dem anderen hervorzogen (zwei gleich Schuhe zu finden, war fast unmöglich). Zum Schluss hatten wir beide je zwei paar Schuhe und ja, ich brauche diese Schuhe!!!
arabisches Essen zusammen mit arabischen Freunden
Später trafen wir Freunde und sind Essen gegangen. In Skycity (einem Kauf- und Esstempel) haben wir arabisch gegessen. In unserer Begleitung waren nun auch zwei arabische Jungs und eine Koreanerin. Für mich gab es Falafel mit Humus und arabischen Brot. Auf den ersten Geschmack sehr fremdartig, aber danach nur noch lecker. Beim Essen haben wir sechs angefangen unsere kulturellen Hintergründe zu vergleichen und die verschiedenen Sprachen untersucht. Unsere Runde konnte immerhin acht Sprachen sprechen (Englisch, Arabisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Koreanisch, Deutsch und Russisch). So haben wir uns gegenseitig Wörter vorgesprochen. Ich habe Georg die deutschen Zahlen beigebracht (fünf ging am schwierigsten) und dafür hat mir Naomi die spanischen, französischen und italienischen Zahlen eingetrichtert.
gemeinsamer Abend mit Freunden
Später sind wir in Restaurant direkt am Hafen gegangen und ich habe endlich ein gutes Bier bekommen. Nein, es war nicht neuseeländische, es war niederländisch (Heineken). Die Kunst des Bierbrauens scheint auf dem Weg übers Meer viel verloren zu haben.


Das Neujahresfest


das Eingangstor als riesige Laterne

Am letzten Tag meines Wochenendes habe ich mich alleine!!! (diesmal ohne mexikanischen Anhang, denn ich wollte mein Ziel wirklich erreichen) auf den Weg zur Mission Bay gemacht. Ich wollte mir das hiesige Aquarium anschauen. Dafür ging es mal wieder mit dem Bus in die Stadt und dann weiter mit dem Shuttle Bus vom Aquarium. Im Radio des Busses erfuhr ich dann erst einmal die Neuigkeiten des Tages. Für den Pazifischen Ozean lag eine Tsunami Warnung vor, welche ebenfalls für Auckland ausgesprochen wurde. Da saß ich als im Bus, wir fuhren entlang am schönen, glitzernden Meer und ich fragte mich, warum ich ausgerechnet an diesem Tag ins Aquarium musste. Da wird einem erstmal klar was es heißt auf einer Insel zu leben.
ein Blick in die neuseeländische Unterwasserwelt
Das Aquarium (eigentlich ein animal adventure) bestand aus zwei Teilen: einer Eisanlage für Pinguine und einem großen Unterwassertunnel. Pinguine sind in Neuseeland in freier Wildbahn anzutreffen (obwohl ich da sicher keinen finden werde). Im Tunnel war die Unterwasserwelt Neuseelands zu bestaunen: kleine Haie, Rochen und andere Fischarten. Ich hätte Stunden in diesem Tunnel zubringen können. Fische finde ich einfach faszinierend und wenn so ein Rochen über deinen Kopf hinweg fliegt ist einmalig. Sehr beeindruckend waren aber auch die riesigen Hummer, welche sich in einem anderen Becken vergnügten.
Nach meinem tierischen neuen Eindrücken bin ich zurück in die Stadt gefahren und habe mich mit Naomi und Georg im Albert Park getroffen. An diesem Wochenende fand das asiatische Neujahrsfest statt. Zu diesem Anlass wird jedes Jahr in Auckland ein großes Festival veranstaltet, das Laternen Festival. Im gesamten Park waren große Laternen aus Stoff in jeder erdenklichen Form aufgestellt, die in der Nacht eine wahnsinnige Ausstrahlung haben.

Naomi und ich auf dem chinesischen Neujahrsfest

Bis zum Einbruch der Dunkelheit bestaunten wir aber erst einmal alles andere. Besonders angezogen wurden wir von den Essensständen. Eine ganze Straße voll asiatischer Gerichte und Sonderbarkeiten, da gab es chinesisch, japanisch, thailändisch, koreanisch, malaysisch,… Wir drei sind von Stand zu Stand gewandert, haben auf jeden Grill und in jeden Topf geschaut, ständig gefragt was das sei und einiges probiert. Ich habe vegetarischen Hot Dog am Stiel gegessen!!! Vieles gab es, was ich jetzt nicht mehr benennen kann uns zum Nachtisch Küchlein mit Bohnenmusfüllung (bitte nicht fragen ob das geschmeckt hat).
Laternenfestival_III
In der Nacht bestaunten wir dann die vielen und aber vielen Laternen. Die gesamte Tier- und Pflanzenwelt wurde als Laterne dargestellt. In jedem Baum hingen Laternen und selbst ich bin mit einer kleinen, asiatischen Papierlaterne herumgelaufen. Es war ein Fest aus Farben und Licht. Wir lagen auf der Wiese und lauschten der asiatische Musik, welche auf traditionellen Instrumenten gespielt wurde. Es war eine absolut unvergessliche Nacht und zum Abschluss gab es noch ein Feuerwerk.

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