Unterwegs

Samstag, 9. Februar 2013

Kopenhagen

Nach nur vier Monaten hat sich das Semester in Turku schon dem Ende geneigt. Mitte Dezember wurde es auf unserem Flur immer ruhiger. Immer wieder hingen an unserem Kühlschrank oder unserer Tafel im Flur Abschiedsnachrichten von Mitbewohnern. Mein letztes Wochenende des Semesters verbrachte ich auf estnischen Boden und besuchte den Weihnachtsmarkt von Tallin. An meinem letzten Unitag schrieb ich noch meine Schwedisch Prüfung und ab ging es Heim zum Koffer packen. Dabei war die Hälfte meines Koffers bereits von Weihnachtsgeschenken und Mitbringseln ausgefüllt, finnische Schokolade und viele weitere Spezialitäten wie Rentier- und Elchfleisch.
Die besinnliche Weihnachtszeit war komplett mit Familie und Freunden ausgefüllt, da ich nur eine Woche in der Heimat blieb. Dann ging es schon wieder langsam gen Norden. Ich hatte mir schon lange in den Kopf gesetzt, dass ich mit meinem Auto zurück fahren wollte. So wurde das liebe Fahrzeug schon seit Wochen fit gemacht für kalte Zeiten. Meine Weihnachtsgeschenke bestanden größtenteils auch aus Autozubehör, Eiskratzer, Klappspaten, Abdeckplane, ein neuer Kühler,… :D
Wer mit dem Auto nach Finnland möchte hat die Wahl zwischen mehreren Routen. Die einfachste ist wohl von Rostock aus direkt mit der Fähre nach Helsinki zu fahren. Die Überfahrt dauert allerdings 40 Stunden. Es gibt auch Fähren nach Schweden wie etwas von Rostock oder Saßnitz aus nach Trelleborg. Ich hab mich aber für den Weg über Dänemark entschieden, da man so gleich noch Kopenhagen besuchen kann. Der erste Schritt war meinen Freund einzusammeln und nach Rostock zu fahren. An der letzten deutschen Station meiner Rückfahrt muss natürlich alles noch mal gemacht werden was in Skandinavien zu teuer ist. Also einmal schick Sushi essen gehen, das Auto volltanken und natürlich Lebensmittel einkaufen. Es ist spannend welche Produkte einem dann besonders wichtig sind. Vor allem wichtig war mir mein Lieblingsmüsli und Tee. Und zwar Tee aus dem einfachen Grund, dass es in Finnland keine guten Sorten gibt. Nicht mal ein einfacher Pfefferminztee schmeckt dort wie er sollte. Alle Sorten sind im Grunde Schwarztee mit extra Geschmack, bäh. Viel gekauft wurde auch Käse, da er ja so teuer ist und das mein Grundnahrungsmittel ist. Gouda in gleicher Menge habe ich in Rostock für die Hälfte des Preises eingekauft als in Turku. Ein paar Flaschen Wein für einen niveauvollen Abend durften auch nicht fehlen. Hätten wir nicht unter Zeitdruck gestanden, hätte ich sicherlich noch viel mehr eingekauft.
Der erste Zwischenhalt auf unserer Skandinavienreise war Kopenhagen. Dazu ging es mit einer Fähre von Rostock aus nach Gedser in Dänemark und dann nochmal 150 km weiter bis zur dänischen Hauptstadt. Auf diesen Abschnitt hatten wir noch einen Mitfahrer. Ein deutscher Austauschstudent von der Bauhausuni in Weimar der in Kopenhagen ein Semester studiert. Die zusätzliche Gesellschaft war sehr nett. Er hat viel von Dänemark erzählt und wir haben unsere Erfahrungen ausgetauscht. Die Fähre nach Gedser war kleiner als ich es von Überfahrten nach Stockholm oder Tallin gewöhnt war. Das einchecken und aufs Schiff fahren verließ fix und problemlos. Die Überfahrt dauert gerade mal zwei Stunden, der Preis ist dafür allerdings hoch. Hier bezahlt man pro Auto unabhängig von der Anzahl der Passagiere. Die Fahrt von Gedser nach Kopenhagen war auch angenehm. Die Autobahn in Dänemark ist schön breit. Es war wenig Verkehr und sehr wenige LKWs. Uns ist aufgefallen, dass alle paar Kilometer die Geschwindigkeitsschilder wiederholt wurden, damit es auch wirklich niemand übersehen kann. Am Abend erreichten wir Kopenhagen. Unseren Mitfahrer ließen wir an einer S-Bahn Haltestelle heraus bevor wir zu unserem Hostel fuhren. Dieses lag in einer etwas heruntergekommen Gegend. Das war etwas ernüchtern nachdem wir durch eine Gegend mit schönen Altbauwohnungen gefahren waren. Das Hostel war schon ok, aber unsere Betten der Hammer. Ich hab schon echt eine Menge gesehen, aber noch nie ein Dreierbett. Die Räume waren sehr hoch und da dachte sich der Eigentümer wohl warum den Platz verschwenden, also gab es statt den typischen Doppelbetten Dreierbetten. Das waren drei stabile Metallbetten übereinander gestapelt und mit Klemmen und Schrauben verbunden. Zum hinauf klettern gab es eine simple Metallleiter aus dem Baumarkt, absolute Marke Eigenbau. Aber es hat gehalten. In Kopenhagen sind wir gleich mehrere Tage geblieben und haben dort Silvester und Geburtstag gefeiert. In diesen Tagen sind wir die meisten Straßen der Innenstadt und alle Attraktionen abgeschritten. Längs durch die Innenstadt zieht sich eine Fußgängerzone mit Geschäften, Restaurant und Imbissen. Ein beliebtes Geschäft ist der große Lego Laden. In den Schaufenstern stehen große englische Wachmänner komplett aus Lego gebaut und weitere Figuren folgen hinter dem Eingang. Mein Freund und ich verbrachten Stunden in diesem Geschäft, schwelgten in alten Erinnerungen über unsere Lego Phase und staunten welche Bausätze es heutzutage gibt, von Star Wars über Herr der Ringe bis hin zu ganzen Straßenzügen aus Kopenhagen. Der Besuch von diesem

Sie beginnt direkt hinter dem ausgedehnten Rathausplatz. Gegenüber dem Rathaus beginnt das Tivoli, ein Vergnügungspark. Hinter der Fußgängerzone befindet sich der neue Hafen. Das ist ein kleiner Hafen an dem vor allem die Touristenrundfahrten starten. Eine solche wollten wir natürlich auch mitmachen. Leider hatten wir das Pech, dass gerade als das Boot ablegte es anfing leicht zu regnen. Da man durch die beschlagenen Plastikfenster nun erst recht nichts mehr sehen konnte, aber wir etwas von unserer Rundfahrt haben wollten, standen wir eine Stunde draußen bei windig, nassen Wetter. Aber es war schon ein Erlebnis wie das Boot durch die Kanäle gesteuert ist. Einige der Brücken waren so niedrig, dass die Passagiere sich hinsetzten mussten und an der ein oder anderen Kurve habe ich nicht geglaubt, dass der Kapitän das schafft. Sind auch einmal leicht angeeckt. Die Kanäle wirken ähnlich wie in Amsterdam. Gegenüber dem neuen Hafen kann man das Opernhaus von Kopenhagen erblicken, welches im Dunkeln durch seine leuchtende Pracht schon vom weiten zu sehen ist. Geht man vom neuen Hafen weiter geradeaus gelangt man an eine alte Befestigungswallanlage. Diese ist immer noch vollständig intakt. Der Wall ist in einer Sternform angelegt mit fünf Ecken, welche ich meinem Freund zuliebe alle ablaufen musste. Der Wall ist komplett mit Gras überwachsen und ist eine beliebte Joggingstrecke. Hier und da stehen alte Kanonen verschiedener Ausführung. Innerhalb des Walles befindet sich ein Standpunkt der Armee. Aber am 30.12. spazierten dort mehr Touristen über den Exerzierplatz als Armeeangehörige. Neben diesem idyllischen Flecken Erde am Wasser liegt der Touristenmagnet Kopenhagens. Bereits von weiten fällt die Menschenansammlung auf. Und dort auf einem Haufen Steine, vom Wasser umspült sitzt sie, die kleine Meerjungfrau. Die Märchenfigur von Hans Christian Andersen, welcher übrigens nach Kopenhagen kam um Balletttänzer zu werden. Als ihm diese Karriere allerdings nicht gelang, versuchte er es mit der Schriftstellerei. Die kleine Meerjungfrau ist wirklich eine anmutige Gestalt. Schade dass sie in der Vergangenheit mehrfach verunstaltet und sogar bereits geköpft wurde.

Donnerstag, 22. November 2012

Mehr Oslo

In den nächsten Tagen besuchte ich einige Museen in Oslo, vor allem Kunst-, Design- und Geschichtsmuseen. Besonders in Erinnerung ist mir das Fram Museum. Die Fram ist ein Schiff und zwar ein ganz besonderes. Es war das erste, welches im Packeis eingefroren und von diesem mittreiben lies bis es nach Wochen und Monaten wieder frei kam. Damit wurde eine polare Driftströmungstheorie von Nansen bewiesen und gleichzeitig die Arktis erkundet. Außerdem ist die Fram das Schiff mit dem der Norweger Amundsen an den Südpol fuhr und mit seinem Team als erste vor dem Engländer Scott den Südpol erreichten. Dieses Schiff wurde in Oslo an Land gehoben und drum herum ein Museum errichtet. In diesem kann man die Abenteuer der Polarforscher und alle wichtigen Exkursionen dieser nachverfolgen. So wird auch der Wettlauf zwischen Amundsen und Scott genau aufgezeigt und dessen tragisches Ende für das englische Exkursionsteam.

Oslo_Fram

Der größte Unterschied zwischen den beiden Gruppen lag in der Ausrüstung. Amundsen setzte komplett auf Schlitten und Schlittenhunde. Das ganze Schiff war voller Hunde als sie zum Südpol aufbrachen. Scott hingegen besaß eine wesentlich geringere Anzahl an Hunden. Er hatte außerdem Pferde und elektrische Schlitten. Dieses stellte sich als sein Verhängnis heraus. Die Schlitten vielen schon nach kurzer Zeit einer nach dem anderen aus. Für die Pferde war die Kälte und Anstrengung auch nicht tragbar und sie müssten erschossen werden. Nur die Hunde waren an die Umgebung angepasst. Allerdings hatte das Team nicht genügend Futter für die Tiere dabei. So mussten sie diese auch töten. Am Ende zogen Scott und seine Kameraden die Schlitten selber durch das Eis. Als sie den Südpol erreichten konnten sie schon von Weiten das Zelt der Norweger sehen. Sie waren zu spät. Auf dem Rückweg kam zu allem Pech noch schlechtes Wetter auf und sie konnten mehrere Tage nicht weiter. So kam es das die Männer immer schwächer wurden und keiner von dieser Exkursion wieder kehrte.

Oslo_Wikinger

Nach diesem spannenden Stück Geschichte ging es noch weiter zurück in die Vergangenheit. Im Wikinger Museum kann man die am besten erhaltenen Wikingerschiffe bewundern. Es sind drei Schiffe ausgestellt, welche alle in den Grabhügeln aus der Wikingerzeit stammen. Wichtige Persönlichkeiten wie Häuptlinge wurden mit diesen Schiffen und vielen weiteren Beigaben bestattet für ein Leben nach dem Tod. Zu den Grabbeigaben gehörten Waffen, Möbel, Schlitten, Zelte, Essen und Tiere, wahrscheinlich auch Schmuck und Schätze, aber diese wurden von Grabräubern geplündert.

Dienstag, 20. November 2012

Oslo

Ich habe es mir mittlerweile angewöhnt alle zwei Wochen einen Wochenendausflug zu unternehmen, da die Wochenenden in Turku eher ruhig und erlebnislos sind. Diesmal bin ich allerdings etwas länger unterwegs, da es nach Norwegen geht, besser gesagt nach Oslo. Also steige ich in Turku erst mal in den Bus uns lass mich zum Flughafen von Helsinki fahren. Dann geht es mit dem Flugzeug nach Oslo. Dort lande ich in Gardamon, dem größter der drei Flughäfen von Oslo. Als letzten Schritt nehme ich den Express Zug bis zum Hauptbahnhof. Nach meiner kleinen Weltreise bin ich endlich im Zentrum von Norwegens Hauptstadt angekommen. Es ist natürlich bereits dunkel und mich beeindrucken die hohen, leuchtenden Gebäude mit gläserner Außenhaut, welche um den Bahnhof angeordnet sind. Mein Hostel ist ausnahmsweise schnell und einfach gefunden. Der erste Eindruck ist gut. Das Foyer ist modern eingerichtet mit netten Sitzecken. Allerdings nachdem man den horrenden Preis gezahlt hat und mit seinem Schlüssel in Richtung Zimmer läuft verändert sich das Bild schlagartig. Abgeschabte Metalltüren führen zu langen weißen Fluren mit weiteren schweren Türen. Die Zimmer sind lieblos eingerichtet. Etwas sonderbar ist, dass die Küche im Zimmer ist und die Koch- und Essensutensilien müssen jedes Mal an der Rezeption ausgeliehen werden. Ein extra an meinem Zimmer ist die russische Matrone mit der ich mir jeden Nacht einen Kalten Krieg über den Zustand des Fensters liefere: offen oder geschlossen.

An meinem ersten Tag ist das Wetter unglaublich gut. Den ganzen Tag scheint die Sonne. Es ist richtig hell und sogar ein Hauch von warm. So etwas habe ich in Turku schon ewig nicht mehr erlebt. Ab und an bekommt man die Sonne schon noch einmal zu Gesicht, aber ihr Licht ist so kraftlos und wirkt den ganzen Tag wie kurz vorm Sonnenuntergang. Hier strahlt die Sonne allerdings mit voller Energie, aber da sie wesentlich niedriger am Himmel steht, blendet sie einen den ganzen Tag. Jedenfalls erstaunt mich das Wetter so, dass ich beschließe möglichst lange an der frischen Luft zu bleiben und die Stadt erst mal zu Fuß zu erkunden.

Oslo_Schloss

So geht es durch die Fußgängerzone zur Kathedrale, vorbei am Parlament und Nationaltheater zum königlichen Schloss. Dieses kann man leider nicht besichtigen. Also geht es nach einer kurzen Beobachtung der Wachen in ihrer traditionellen Uniform weiter zum Rathaus nahe dem Fährhafen. Da ansonsten alle anderen Schifffahrgelegenheiten eingestellt sind beschließe ich eine Runde mit der Fähre zu fahren um etwas vom Fjordfeeling zu erhaschen.

Oslo_Fjord

Die kalte Brise während der Fahrt ist erfrischend. Nach einer Weile hat die Fähre die Häuser von Oslo hinter sich gelassen und auf beiden Seiten des Fjordes ist pure Natur zu erblicken. Dicker dunkelgrüner Wald bedeckt alle Hügel. Nach meinem kleinen Naturausflug spazierte ich ein paar Meter weiter zur Burganlage Akershus. Dies war die erste königliche Behausung bevor das Schloss gebaut wurde, direkt am Wasser des Fjords. Das Hauptgebäude wo sich die eigentlichen königlichen Gemächer befanden ist ein schmuckloses, einfaches Steingebäude auf einem Hügel. Umgeben ist dieses von mehreren Wallanlagen und Versorgungsgebäuden. Auf dem inneren Gelände stehen heute überall alte Kanonen verteilt. Von dem oberen Wall hat man einen schönen Ausblick auf das Fjord und den Fährhafen von Oslo. Am Fuße der Burg stehen einige Häuser, welche früher einmal als Gefängnis dienten. Heute gehören sie zum Militär und werden von einem Wachposten in Uniform vor Touristen bewacht.

Oslo_Skulptur

Ein weiterer Ausflugspunkt ist der Vigeland Park, welcher ein Stückchen außerhalb des Zentrums liegt. In diesem befindet sich neben dem üblichen Spielplatz und zwei Museen der beliebte Vigeland Skulpturen Park, ein absolutes Muss für jeden Oslo Touristen. Dieser wurde von dem Künstler Vigeland gestaltet und mit unzähligen seiner Skulpturen ausgestattet. Es sind immer Menschen, Babys, Kinder, Pärchen, junge und alte Menschen, alle nackt und immer wieder in neuen Positionen. Den Mittelpunkt bildet eine hohe Säule, welche von nackten Menschen Leibern bedeckt ist und von weiteren Skulpturen ringförmig umgeben ist. Man kann ewig durch diesen Park spazieren und entdeckt immer wieder etwas Neues.

Oslo muss sich im vergangen Jahrzehnt sehr verändert haben. An allen Ecken und Enden wurde neu gebaut und modernisiert. So das Oslo heute wohl eine der modernsten Hauptstädte Europas ist. Ein ganzer Stadtteil neben dem Fährhafen wurde verändert und beeindruckt heute mit seiner modernen Architektur. Auf mehreren Brücken überquert man künstliche Kanäle und wandert zwischen den neuen Büro- und Wohnhäusern. Im Erdgeschoss befinden sich meistens schicke Restaurants, Galerien oder Boutiquen. An der äußeren Spitze dieses Viertels direkt am Wasser liegt das Astrup Fearnley Museum für Moderne Kunst auf einer eigenen kleinen Insel.

Oslo_Museum

Dieses Museum wurde erst vor einigen Monaten in diesem neuen Gebäude geöffnet. Ich konnte mir dort die Eröffnungsausstellung anschauen, eine Ausstellung der wichtigsten Künstler und Werke aus der Sammlung des Museums. Bemerkenswert an dieser Ausstellung fand ich, dass ich erst drei Monate zuvor einige der Stücke in der Schirn in Frankfurt am Main in der Jeff Koons Ausstellung gesehen hatte. Dass ich ein und dasselbe Kunstobjekt in verschiedenen Museen ausgestellt sah, ist mir auch noch nicht passiert.

Oslo_Oper

An anderes neues Bauwerk, auf welches die Stadt sehr stolz ist, ist das Nordische Opern und Balletthaus. Dieses wurde im Jahr 2008 fertiggestellt und ist heute noch von einer Baustelle umgeben. Das Gebäude besteht im Grunde aus zwei Häusern welche direkt aneinander gebaut und miteinander verbunden sind. Vorne befindet sich die öffentliche Oper mit 3 Aufführungssälen. Im hinteren Bereich befindet sich die Verwaltung, die Übungsräume für die Künstler und Werkstätten. Das Dach der Oper besitzt eine Schräge, welche von Besuchern bestiegen werden kann. Hier werden im Sommer auch öffentliche Konzerte gegeben. Das Innere des Besucherraums ist komplett mit Holz verkleidet, genau wie der große Opernsaal. Das Haus ist natürlich mit der modernsten Technik ausgestattet und damit eines der modernsten Opernhäuser der Welt. Leider wurde gerade keine Oper gegeben, dafür aber ein Ballett. Mein billiger Platz stellte sich als Barhocker heraus. Gezeigt wurden Auszüge aus drei Stücken klassischer und moderner Ballettkunst. Ich bevorzuge da aber doch eher die traditionelle Tütü Variante, als grüne Menschen die im Wald rumspringen.

Donnerstag, 20. September 2012

Schifffahrt

Heute erlebe ich mal wieder ein Erstes Mal. Heute Nacht ist es das erste Mal im meinem Leben das ich auf einem Schiff schlafen. Ich bin auf der M/S Silja Europe auf der Nachtfahrt von Turku nach Stockholm. Ein großer Vorteil an Turku ist, dass es seinen eigenen Fährhafen, direkt an der Stadtgrenze, und man innerhalb von 10 Stunden nicht nur ein anderes Land sondern auch gleich eine andere Zeitzone bereisen kann. Ich wollte nach drei Wochen mal raus aus Turku und auch ein wenig Abstand zur Uni gewinnen. Ganz oben auf meiner Ausflugsliste steht eigentlich Helsinki, aber dort waren die preiswerten Unterkünfte bereits ausgebucht, also geht es erst einmal nach Stockholm.
Mit dem Bus ging es vom Marktplatz in der Innenstadt direkt ans Fährenterminal, ein moderner zweistöckiger Bau mit einem Glasdach. Im Bus traf ich erst einmal auf meine drei Bekannten aus Chile aus meiner Tutorengruppe. Sie fahren nach Stockholm um den Unabhängigkeitstag von Chile zusammen mit anderen Landsleuten zu feiern. Ich möchte mir die Stadt ansehen und ganz viel Kultur erleben. Wir vier stellen erst einmal fest, dass wir in Stockholm im selben Hostel wohnen und auch am gleichen Tag zurück fahren. Man bleibt einfach nie lange alleine.
Im Fährenterminal stehen schon Unmengen von Menschen vor den geschlossenen Türen, viele Asiaten sind darunter. Eine viertle Stunde vor der geplanten Abfahrt dürfen wir das Schiff betreten. Die Menschen strömen die Gänge hinauf auf der Suche nach dem richtigen Deck. Vor den Fahrstühlen bilden sich lange Schlangen. Wir vier haben günstige Kabinen, welche sich wie bereits schon zur Zeiten der Titanic im unteren Bereich des Schiffes befinden, noch unter den Autos, und begeben uns zu den Treppen. Ich teile mir eine Damen Kabine mit einer Finnen, die auf dem Weg zur ihrer Tochter nach Schweden ist. Die Kabine ist für vier Personen ausgelegt und trotzdem schon für uns zwei zu eng, wo das Gepäck von noch zwei Personen unterkommen soll ist ein Rätsel.

MS-Silja-Europa

Da es auch gleichzeitig das größte Schiff ist auf dem ich bisher war, begebe ich mich direkt auf Erkundungstour. Dass Schiff hat 12 Decks, ganz oben ist natürlich das Sonnendeck. Von dort beobachte ich die Abfahrt und verabschiede mich für die nächsten drei Tage von Turku. Vier Decks tiefer befinden sich die Restaurants und Bars. Es gibt Buffets und A la Carté Essen für durchschnittliche skandinavische Preise (nach meiner Einschätzung). Noch eine Etage tiefer liegen die Geschäfte, alles natürlich steuerfrei. Und die Menschen schleppen die Tüten davon: Spielsachen, Bekleidung, Handtaschen, Süßigkeiten, Parfüm und besonders Alkohol. Es gibt Sonderangebote mit mehreren Kisten Bier gleich auf einer Sackkarre zum wegrollen befestigt. Ich kann mich dem Kaufrausch auch nicht entziehen und leiste mir das preiswerteste was ich finden kann, eine Tafel Schokolade für 1€. Bei dem ganzen Glanz und Glory kommt bei mir ein wenig Aida Feeling auf. Ich werde aber nicht noch das nächtliche Unterhaltungsprogramm verfolgen, da wir bereits 6 Uhr in der Frühe in Stockholm ankommen.

Sonntag, 8. April 2012

Fortsetzung

Die Strecke von Bai Thom nach Doung Dong konnte ich schnell bewältigen, da hier eine augebaute vierspurige Straße ist. Das Verkehrsaufkommen ist hier allerdings auch nicht höher als auf den restlichen Landstraßen, so dass es riesen Spaß macht hier entlang zu rauschen. Rechts und links der Straße haben sich bereits viele Leute angesiedelt und man findet vermehrt Tankstellen. Sie warten wohl schon alle auf den erhofften Massentourismus. Sollte dieser eintreten, sollten sie sich aber etwas intensiver an die Verkehr richtlinien halten. Momentan fahren alle auf auf dieser Straße wie sie Lust haben und halten sich nicht an die Rechtsfahrweise, ich bin auch größtenteils auf der linken Straßenseite gefahren.
Das man sich einer Stadt nähert, spürt man schnell anhand der steigenden Anzahl an Vietnamesen auf der Straße. Als ich Doung Dong erreichte fing es gerade an zu Regnen. In dicken, kalten Tropfen fiel das Wasser vom Himmel.Eine Unterkunft zu finden stellte sich als nicht so einfach heraus. Ich fuhr die Straßen langsam entlang und lass die vielen Werbeschilder auf der Suche nach einem Hotel. Gerade als die Nacht hereinbrach fand ich an einer Hauptstraße ein Restaurant, welches preiswert Zimmer vermietete. Ich war der einzige Gast und die Mädels hatten ratz fatz mein Zimmer hergerichtet, mir einen Ventilator besorgt und mir ein Handtusch gereicht, damit ich mir den Schweiß und Dreck des Tages vom Körper waschen konnte.
In dieser Nacht zog ein Unwetter über die Insel, Der Regen hielt an und es gewitterte. Immer wieder wurde der Himmel von Blitzen erhellt und die Tropfen prasselten im regelmäßigen Rhythmus auf das Dach.

Mein dritterTag auf Phu Coc begann zeitig. Die Sonne schien in mein gardinenloses Zimmer und der Lärm der Straße drang hinauf zu mir. Ich wartete in meinem Zimmer bis es an der Zeit war Kina (China) vom Flughafen abzuholen. Sie kam erst heute nach, da ihr meine Abwesenheit von Hanoi zu lange war und sie nicht so viel Zeit in der Sonne verbringen wollte. Sie benahm sich auch anderes als ein europäischer oder amerikanischer Tourist. Kina hatte den ganzen Tag über ihr langarmiges Shirt an und beschwerte sich oft, wie warm es doch sei. Da Kina nicht schwimmen kann, hat sie auch keine Badesachen dabei und geht nur mit den Füßen ins Wasser.
Nach dem Kina angekommen ist, machen wir uns auf die Suche nach einem Unterkunft für heute. Wir fahren umher und schauen uns einige Hotels an. Und da passiert es doch tatsächlich. Auf einer schlechten, huckelingen, steinigen Seitenstraße bleibe ich mit dem Roller an einer Unebenheit hängen und wir stürzen. Kina ist zum Glück nichts passiert, aber da ich nur ein Kleid getragen habe wurden meine Beine in Mitleidenschaft gezogen. Am linken Bein habe ich mir das Knie aufgeschlagen und einige Schrammen und überall blaue Flecken. Aber das ist alles auch nicht weiter schlimm, es ist ja nicht das erste Mal in meinem Leben das ich stürze. Meine Wunden werden sofort in der nächsten Anlage versorgt. Wir ruhen uns dort noch eine Weile aus und nach dem ich Kina zehnmal versicherte, dass alles in Ordnung ist, machen wir uns wieder auf den Weg.
Am Schluss unserer Suche finden wir unser neues zuhause am Long Beach. Dabei handelt es sich, wie der Name schon ahnen lässt, um den längsten Strand der Insel direkt neben Doung Dong. Entlang der Straße stehen Ressorts, Hotels, Restaurants und Bars eng aneinander gedrängt. Wir entscheiden uns für eine Bungalowanlage mit Restaurant direkt am Strand. Für nur 22$ haben wir unseren eigenen kleinen Bungalow mit Bad nur 20m vom Meer entfernt.
Mit meinem verletzten Bein kann ich leider nicht mehr ins Wasser gehen, daher liege ich ausschließlich auf einem Liegestuhl und Sonne mich. Nach einer halben Stunde wird mir das allerdings bereits zu langweilig. Ich kann nicht verstehen, wie andere Menschen ihren gesamten Urlaub mit kaum etwas anderem verbringen können. Mir fällt es wirklich schwer einfach nur ruhig und entspannt dort zu sitzen und meine nähere Umgebung zu genießen.
Am späten Nachmittag, nachdem die Sonne ihre stechende Kraft verloren hat und Kina sich aus dem Schatten traut, unternehmen wir einen langen Spaziergang entlang des ganzen Strandes und begutachten alle Hotels. Da gab es schon einige richtig schöne, luxuriöse Anlagen. Die meisten der Hotels besitzen Restaurants und Bars am Strand, welche auch für externe Gäste zugänglich sind. So entschlossen wir uns unser Abendessen nicht in unserem eigenen, sondern in einem anderen Restaurant an paar Meter weiter den Strand herunter einzunehmen. Es war traumhaft. Wir saßen an kleinen Holztischen mit den Füßen im Sand, das Meer direkt vor uns. Über unseren Köpfen hingen leuchtende Lampions in Lotusform und die Wellen rauschten in unseren Ohren. Nur die Mücken zerstörten diese Idylle.
Später saß ich noch ein wenig in unserem Restaurant und spielte auf meinem Laptop. Die kleine Tochter (ca. 3 Jahre) der Besitzerin kam zu mir und schaute fasziniert auf meinen Rechner. Dann entschied sie wohl mitspielen zu wollen und kletterte auf meinen Stuhl und setzte sich auf meinen Schoß um mit ihren kleinen Fingern auf meinem Laptop herum zu klicken. Mit großen, staunenden Augen verfolgte sie gespannt was aufgrund ihres Klicks passierte. Und dann entdeckte sie den Ausschalter.

Saigon

Am nächsten Tag ging für mich die Reise weiter. Kina blieb noch einen Tag länger auf Phu Coc Island und wollte am Nachmittag einen Ausflug unternehmen um Sao Beach zu besuchen. Wir zwei genossen noch gemeinsam ein leckeres Frühstück. Da leider an diesem Morgen der Strom am Strand ausgefallen ist, musste ich leider auf meinen täglichen frisch zubereiteten Früchte Shake verzichten. Stattdessen gab es eine Eisschokolade (mit Eiswürfeln und nicht mit Speiseeis) und einen leckeren Bananen Pancake. Nach dem Essen machte ich mich ein letztes Mal mit meinem Roller auf zum Flughafen. Mittlerweile kannte ich den Weg durch die Stadt und übte mich ein wenig im hupen. In den letzten Wochen habe ich das Fahrverhalten der Vietnamesen beobachtet und in dem ständigen gehupe einen tieferen Sinn entdeckt. Dieses scheint nicht der Lärmbelästigung zu dienen, sondern der Warnung anderer Verkehrsteilnehmer vor der eigenen Person. Vor dem Überholen wird gehupt, genauso wie vor dem abbiegen oder auch wenn ein Fußgänger im Weg steht. Da ich mich in einem fremden Land gerne anpasse, hab ich auch mächtig auf die Hupe gedrückt.
Der Flug nach Ho Chi Minh City war wieder nur ein Katzensprung. Ho Chi Minh City oder auch kurz HCMC geschrieben oder auch wie in alten Zeiten Saigon genannt, ist meiner Meinung nach die heimliche Hauptstadt von Vietnam. Jeder Reiseführer weiß zu berichten, dass Saigon und Hanoi sich unterscheiden, aber mir war nicht bewusst wie groß dieser Unterschied wirklich ist. Saigon ist eine pulsierende, moderne Metropole, dagegen wirkt Hanoi als ob die Zeit stehen geblieben ist. Diesen Eindruck gewinnt man als erstes bereits bei dem Blick aus dem Flugzeugfenster. Die Innenstadt von Saigon fällt durch ihre vielen Hochhäuser aus. Alles neue Gebäude, hauptsächlich mit Glasfassaden, welche an Frankfurt am Main erinnern. Weitere Eindrücke konnte ich auf der halbstündigen Busfahrt vom Flughafen in die Innenstadt gewinnen. Die Stadt wirkt viel grüner und freundlicher als Hanoi. Es gibt viele Parkanlagen und Bäume am Straßenrand. Die Straßen sind breiter.

Dienstag, 3. April 2012

Abenteuer

Heute habe ich das Paradies gefunden, es heißt Sao Beach. Fast weißer Sand an einem langen Strand mit klarem blauem Wasser. Ich bin in einem Ressort dessen Hütten und Sonnenschirme mit Stroh gedeckt sind. Und das ganze liegt vor einer Kulisse aus waldbedeckten Bergen. Das Wasser ist warm und man kann viele Meter hinein laufen bevor es tiefer wird.

Strand

Gestern bin ich mit dem Roller 35 km von dem Hauptort Duong Dong bis zum südlichsten Zipfel von Phu Quoc nach An Thoi gefahren. Zwischendurch habe ich immer mal wieder angehalten um einen Strand zu erkunden oder Fotos zu machen. Ich habe mir eine Perlenfarm angeschaut und musste mich vom kaufen schwer zurückhalten. Mein Roller wollte auch schon mal nicht anspringen, aber mit ein wenig gutem zureden ging es auch immer weiter. Zum Mittag aß ich in einem kleinen Restaurant direkt am Strand (gebratener Reis mit Meeresfrüchten). Übernachtet habe ich in An Thoi in einem netten Stadthotel. Das Zimmer hat mir sehr gut gefallen, besonders da es einen Schreibtisch hatte, den ich schon seit Wochen vermisse. Ich hatte abends natürlich einen Sonnenbrand auf Rücken und Füßen, obwohl ich reichlich Sonnencreme angewendet habe. Aber wenn man den ganzen Tag mit dem Roller unterwegs ist, lässt sich die Sonne schlecht vermeiden.
Die Einheimischen auf Phu Quoc sind sehr freundlich. Andere Roller- und Mopedfahrer lächel und winken mir oft zu. In An Thoi schien ich der einzige Ausländer zu sein. Viele Menschen haben mich gegrüßt, die Kinder sind ganz aufgeregt herumgesprungen und wollten ihre drei englischen Sätze mit mir austauschen. Ich wurde auch ab und an gefragt wo ich hin möchte und ob ich mich verlaufen habe. Abends schaute ich mir noch den Sonnenuntergang an, den man in Hanoi wegen des Smogs niemals sehen kann.

Sonnenuntergang

Nach meinem chilligen Aufenthalt am Sao Beach wollte ich weiter die Landstraße Richtung Norden fahren, mir das Inselinnere ein wenig ansehen und anschließend nach Duong Dong zurück, um morgen Kina (China) vom Flughafen abholen zu können. Allerdings habe ich mich spontan etwas unentschieden und letztendlich die halbe Insel abgefahren und einen aufregenden, überraschenden und ein wenig gefährlichen Trip erlebt. Wer soll denn auch wissen, dass eine Straße, die auf jeder Karte eingezeichnet ist, nicht unbedingt für Touristen geeignet ist. Aber von Anfang an: Zuerst bin ich wie geplant von Sao Beach auf der Straße durch das Inselinnere gen Norden gefahren. Hier bin ich auf viele Steinbrüche und Baustellen gestoßen. Auf Phu Coc soll ein Internationaler Flughafen ausgebaut werden um wesentlich mehr Touristen auf die Insel zu schaffen. Ich kann nur jedem empfehlen jetzt Phu Coc zu besuchen bevor dieser Massentourismus wirklich einsetzen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Entwicklung der Insel sonderlich gut tun wird. Es ist doch gerade das besondere hier nicht ständig auf dutzende von Ausländern zu treffen.
An vielen Stellen wird die Straße auch ausgebaut, sodass sich geteerte Straßenabschnitte mit den bekannten Schotterpisten abwechselten. Man hat sich auch oft wie mitten auf der Baustelle gefühlt, da Bagger und viele LKWs den Weg kreuzten. Über meinen Mundschutz war ich heute sehr glücklich, konnte ich so doch denn aufwirbelten Staub und Dreck etwas abmildern. Typisch für Vietnam ist auch, dass einfach Baumaterial in der Gegend herumliegt ohne jegliche Absperrung oder Bauarbeiter in der näheren Umgebung.

Strase

An der Kreuzung nach Duong Dong entschied ich mich zu einem kleinen Abstecher nach Ham Ninh. Das ist ein kleiner Ort am Meer wo Fähren zum Festland fahren. Das Dorf war noch kleiner als ich mir es vorgestellt hatte und daher ging meine Reise schnell weiter. Hier wendete ich mich jetzt weiter nach Norden anstelle einfach gen Westen zurück nach Duong Dong zu steuern. Auf diesem Weg wurde es jetzt interessant. Die Straße wurde immer enger und holpriger, ich wurde ganz schön durchgeschüttelt. Und auf einmal war ich in einem Offroad Abenteuer gelandet. Den Weg konnte man wirklich nicht mehr Straße nennen, es war nur noch eine Fahrrille auf einem breiteren Trampelpfad. Der Weg führte durch Täler steil hinab und auf der anderen Seite hinauf, hinweg über schmale Holzstege. Um entgegenkommende Fahrer zu warnen wurde permanent gehupt. Ich habe gestaunt, dass der Roller und ich diese Hürden gemeistert haben, ich schwitzte und zitterte vor Anspannung. Zum Glück normalisierte sich der Weg nach einigen Kilometern. Nach einer halben Ewigkeit bin ich am späten Nachmittag in Bai Thom angelangt. Dabei handelte es sich wiederum nur eine Ansammlung von Häusern entlang der Straße ohne mögliche Unterkunft für mich. Also musste ich fix weiter um noch rechtzeitig vor der Dämmerung ein Bett für die Nacht zu finden.

Süden

Kurz nach 6 Uhr morgens in Hanoi. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber ich bin schon auf den Beinen. Besser gesagt: ich befinde mich in der Wartehalle des Flughafens von Hanoi. Ich bin mal wieder auf Reisen. Ich bin jetzt bereits seit über 4 Wochen in Vietnam und habe davon die meiste Zeit ausschließlich in Hanoi verbracht. Jetzt wird es Zeit auch mal eine andere Seite von Vietnam kennen zu lernen. Und dazu fliege ich heute in den Süden. Genauer gesagt an die südlichste Insel von Vietnam, nach Phu Quoc. Diese Insel ist das letzte Stück vietnamesischen Land vor Kambodscha und soll traumhafte Strände besitzen. Außerdem herrscht dort im Süden ein anderes Klima. In Hanoi ist immer noch Frühling: angenehm warm, aber noch frisch. Auf Phu Quoc ist nach deutschem Maßstab Hochsommer, die scheinende Sonne produziert über 30 Grad, jeden Tag. Dementsprechend sieht der Plan auch so aus, dass ich die nächsten drei Tage mich sonnen, am Strand liege, schwimmen und schnorcheln gehe und mir die Insel in aller Ruhe anschaue. Danach geht es für mehr Kultur noch in die zweit wichtigste Stadt von Vietnam, nach Ho Chi Minh City.

Der Flug von Hanoi nach Ho Chi Minh dauert zwei Stunden. Ich fliege mit Air Mekong. Der Service steht denen deutscher Fluglinien in nichts nach. Es gibt das übliche Wurstbrötchen und einen Drink. Abgesehen von einer weiteren Dame bin ich die einzige Ausländerin an Bord. In Ho Chi Minh ist eine kurze Zwischenlandung eingeplant. Es ist schon spürbar wärmer und die neuen Fluggäste tragen auch sommerlichere Kleidung.
Als Gepäck habe ich den geliehenen Trekkingrucksack von Silke und eine Handtasche dabei. Jedes Kleidungsstück und Reisegut wurde sorgfältig ausgewählt. Das Gepäck wurde auf ein Minimum reduziert und nur das allernötigste mitgenommen. So leicht bin ich noch nie verreist. Quoc dauert nur eine halbe Stunde. Mir kommt das ganze eher vor wie Busfahren. Schon nach einer viertlen Stunde Flug erinnert mich die Aussicht ans Paradies: blau, türkises Wasser mit kleinen Inselchen versetzt. Da der Flughafen auf der anderen Seite der Insel liegt, überfliegen wir sie einmal quer. An so einem Ort bin ich zuvor noch nie gewesen. Die ganze Insel lässt sich vom Flugzeug aus einsehen. Sie ist überdeckt von Wäldern, kleine Städte am Wasser und lange Strände.
Der Flughafen besteht aus nur einer Landebahn und einem Gebäude. Das Flugzeug fährt direkt vor die Ankuftshalle. Im Flughafen warten bereits Leute um den wenigen Touristen ihre Hotels anzubieten. Ich versuche ersteinmal mich zu orientieren was nicht so einfach ist, wenn Vietnamesen auf einen einreden um Übernachtungen und Taxifahrten zu bewerben. Nachdem ich verlautbart habe, dass ich einen Roller mieten möchte, kommt auch schnell ein Angebot. Da ich kein Hotel vorher gebucht habe, bin ich flexibel. Ich möchte in meinen drei Tage die ganze Insel erkunden und dafür eignen sich nun einmal am besten ein Roller. Zum letzten mal bin ich Roller mit 18 Jahren gefahren, also schon eine kleine Weile her. Der vietnamesische Anbieter, der natürlich kein Englisch spricht, zeigt mir die wichtigsten Funktionen, drückt mir Helm und Karte in die Hand und los geht es. Die ersten Meter sind ungewohnt. Noch befinde ich mich in der Stadt, die direkt am Flughafen ist. Daher sind hier auch einige andere Leute auf den Straßen. Aber nach einigen Versuchen finde ich die Hauptstraße und fahre die Küstenstraße entlang. Auf der Meerseite reihen sie die Resorts und Hotels, die aber durch die kräftige Vegetation kaum einsehbar sind. Auf der anderen Straßenseite stehen kleine Wohnhäuser, Restaurants und Geschäfte. Nach ein paar Kilometern werden diese Gebäude immer seltener und dann hört die geteerte Straße auf. Ich wundere mich und denke, dass ich wieder einmal in die falsche Richtung gefahren bin. Die geteerte Straße endet schlagartig und geht in eine gesplittete Landstraße über.

Splitstrase

Ich fahre langsam weiter, aber bin mir erst sicher, dass es hier wirklich weiter geht als mir ein vietnamesischer Fahrer entgegen kommt. Kurz darauf erreiche ich eine Brücke, welche nur aus Holzbrettern besteht und nicht sehr vertrauenserweckend aussieht. Ich beobachte erst wie ein Auto und mehrere Mopeds die Brücke überfahren bevor ich sie überwinde. Ein vietnamesischer Fahrer spricht mich lachend an als er mein Zögern bemerkt.
Mittlerweile sitze ich an einem Sandstrand und lasse mir die Füße von den rauschenden Wellen umspielen. Das Wasser ist hier trübe und riecht stark nach Salz und Fisch. Würde mir hier noch eine Steckdose und eine Internetverbindung geboten, würde ich diesen Platz zu meinem neuen Büro erklären :)

Donnerstag, 22. März 2012

Bootsfahrt

Nach dem ich jetzt zwei Wochen am Stück in Hanoi war, wollte ich mal wieder raus aus der Stadt. Und da bieten sich einige Möglichkeiten an. Die Innenstadt von Hanoi ist überschwemmt von „Reisebüros“, welche einem eine ganze Scharr von Fortbewegungsmitteln und Zielen anbieten um der Stadt zu entfliehen. Viele dieser Reisebüros bieten neben diesem Service noch andere Tätigkeiten an. In einem dieser Agencys in unserer Straße lasse ich meine Wäsche waschen oder in unserem Stamm Office ist auch gleich noch ein Friseur mit drinnen.
Die Lieblingsausflugsziele unter uns Praktikanten ist die Ha Long Bay, die Parfum Pagode, Sapa und Saigon. Das erste habe ich schon abgehackt, das zweite steht für nächste Woche auf dem Plan. Aber für diese Woche habe ich mir mal etwas anderes empfehlen lassen. Ich war heute in Hoa Lu und Tam Coc. Hoa Lu ist die ehemalige Hauptstadt von Vietnam, bevor im 11. Jahrhundert einer der Könige die Hauptstadt nach Hanoi verlegte. Das bemerkenswerteste an Hoa Lu war, dass ich meine ersten Berge in Vietnam gesehen habe. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob man sie wirklich als solche bezeichnen kann, da sie sich wie so vieles hier komplett von unseren unterscheiden. Mitteleuropäischen unterscheiden. Eine bessere Umschreibung ist Steinbrocken. Sie sehen aus wie riesige Steinhaufen, die vom Himmel gefallen sind. Kaum mit Erde bedenkt, aber überwuchert von Bäumen.

Hoa-Lu-Tempel

Angeschaut hat sich unsere Reisegruppe in Hoa Lu eine alte Tempelanlage. Interessanter als den Tempel fand ich hier allerdings die Erkenntnis, dass überall wo mehrere Touristen auf einmal auftreten könnten, Souvenirverkäufe wie Pilze aus dem Boden schießen. Der Vorplatz der Tempelanlage sah aus wie ein großes Zeltlager.
Beim Mittagessen saß ich an einem Tisch mit jungen Weltenbummlern. Während unseres Gespräches müsste ich überrascht feststellen, dass Vietnam unter Backpackern gar nicht so beliebt ist und zwar aufgrund des Massentourismus. Jeder Vietnamese sieht über dem Kopf eines Touristen leuchtende Dollarscheine schweben und dementsprechend nervig und aufdringlich können die Verkäufer werden. In Kambodscha, Laos und Thailand soll es da angeblich ruhiger zugehen. Weiterhin würde negativ bewertet, dass Produkte uns Services zu unterschiedlichsten Preisen verkauft werden, da in Vietnam handeln dazugehört und Touristen sowieso immer mindestens das Doppelte zahlen sollen als die Einheimischen.

Tam-Coc

Nach dem Essen ging es weiter nach Tam Coc. In dieser Stadt, am Rande der Steinberge, unternehmen wir eine Bootsfahrt. Vietnamesen paddelten uns in kleinen Booten entlang eines Flusses durch die Berge. Bei dieser Fahrt lernte ich die nette koreanische Krankenschwester Sally kennen. Während wir uns über kulturelle Unterschiede austauschten zogen an uns Reisfelder und bewachsene Berge vorbei, einfach traumhaft. Am Ende unserer Route empfingen uns schwimmende Tante-Emma-Läden. Das ist echt unfair, wohin soll man denn bitte auf einem Fluss flüchten? Nach dem fünften Mal „Nein, danke“ ging es dann auch wieder zurück durch diese bezaubernde Landschaft. Sally und ich nahmen jeden Verkaufsversuch mit Humor und hatten eine Menge Spaß. Dieser hielt auch an nachdem Sally und ich unserem Boot entstiegen waren und uns den umliegenden Ständen widmeten. Ich hatte plötzlich die Kunst des Handels für mich entdeckt und half Sally bei ihren Einkäufen. Eine Dame war wohl darüber nicht mehr so erfreut, nachdem ich den Preis für Postkarten um die Hälfte drückte. Postkarten kosten nun einmal in Hanoi immer 5.000 und nicht 10.000 Dong. Sally war recht beeindruckt.

Sasumi auf Reisen

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