Donnerstag, 17. Juni 2010

Die Westküste

Heute war mal wieder ein Ortwechsel nötig. Diesmal ist es mir richtig schwer gefallen mich von Nelson zu trennen. Auch wenn ich nicht sehr viel von Nelson City und der Umgebung mitbekommen habe, bin ich doch absolut begeistert von der Gegend. Nelson ist eine schöne ruhige Stadt, aber doch nicht klein genug um sich als Landei zu fühlen. So nah an einem Nationalpark zu leben, direkt am Meer muss traumhaft sein.
Eigentlich hatte ich geplant heute nur bis Greymouth zu fahren und dort eine Nacht zu bleiben. Greymouth ist die größte Stadt der Westküste. Die Gegend ist vor allem dafür bekannt früher die Goldsucher angelockt zu haben. Jupp, auch in Neuseeland wurde Gold gefunden und es kam zu einem Goldrausch. Die Minen wurden schon seit langen geschlossen, da der Abbau sich nicht mehr lohnte, aber für Touristen ist die Goldsuche natürlich immer noch aktuell. Von Nelson nach Greymouth brauchte der Bus fünf Stunden. Unterwegs haben wir an einem weiteren Nationalpark gehalten und uns die Pancake Rocks angeschaut. Das sind Küstengesteine, die mit vielen horizontalen Rillen versehen sind (sieht angeblich aus wie viele Eierkuchen übereinander gelegt). Niemand weiß bis heute wirklich wie diese Formationen entstanden sind.
Kurz vor Greymouth habe ich mich dann um entschieden, dieses Station auszulassen und direkt ins Gletschergebiet mit zu fahren. Die Zeit sitzt mir leider im Nacken, da ich am 26.06. von Christchurch nach Sydney fliege. Um aber in einer Stadt etwas unternehmen zu können, muss ich mindestens zwei Nächte bleiben, da die Busse nur am Morgen fahren. Also ging es gleich nochmal vier Stunden weiter Richtung Süden. Die Straße zieht sich meist an der Küste entlang und schlängelt sich durch das angrenzende Gebirge. Dabei konnte einem schon schlecht werden. Unser Bus wurde gleichzeitig auch als Warentransport und Postbote genutzt, da hinter Greymouth nur noch Dörfer kommen, gibt es kaum Transporte in diese Gegend. Daher hat unser Busfahrer die Zeitungen zu den jeweiligen Tante Emma Läden gefahren, wo meisten auch schon die ersten Bewohner sehnsüchtig auf ihre Zeitung warteten.
Neuseeland besitzt mehrere Gletscher, drei davon sind der Tasman Gletscher in der Nähe, der Franz Josef sowie der Fox Gletscher, die sich im Westgebirge befinden. Und dort habe ich mich für die nächsten Tage einquartiert, im kleinen Dorf Franz Josef (benannt nach dem österreichisch-ungarischen Kaiser). Und morgen folgt auch schon der Höhepunkt dieses Gebietes. Ich nehme an einer geführten Ganztages Gletscherwanderung teil. Ob ich allerdings wieder heil runterkomme, bin ich mir allerdings noch nicht so sicher.

Auf dem Eis

Heute ging es auf den Franz Joseph Glacier. Also rein in die Wanderklamotten und losgestiefelt. Das ist aber die erste schwierige Frage, was zieht man bitte auf einen Gletscher an? Vorgegeben waren zwei bis vier Schichten und keine Jeans. Da ich aber ein Immer-Jeans-Träger bin blieb mir nur noch meine Sporthose und ich kann froh sein, dass ich die eingepackt habe, ansonsten hätt ich in meinem Pyjama gehen müssen. Oben herum hab ich vier Schichten plus Wintermantel angezogen. Das war dann doch zu viel (ich hab doch immer Angst zu frieren). Vom Veranstalter gab es ja nochmal eine wasserfeste Hose, Regenjacke, Wollsocken, Wanderschuhe, Mütze und Handschuhe.
Um zum Gletscher zu gelangen ging es erstmal eine Stunde über Stock und Stein. Kurz vorm Eis wurden die Spitzen unter die Schuhe geschnallt. Ich bin das erstmal mit Spikes gelaufen und ich find es klasse. Damit hat man einen super Halt auf dem Eis und kann ohne Probleme auf schrägen Flächen stehen. Wir waren eine kleine Gruppe von 10 Leuten: unserer Führer, drei Israeli, ich ausnahmsweise als einzige Deutsche und der ganze Rest Franzosen. Unser Bergführer ist immer vorgelaufen und hat mit seiner Hacke Stufen für uns ins Eis geschlagen. Beim Aufstieg kam ich noch ganz schön ins Schwitzen, aber nach den ersten zwei Stunden auf dem Eis wollte ich gar nicht mehr runter. So liefen wir direkt an Gletscherspalten vorbei, überwunden senkrechte Wände, es ging auf und ab, mal über Eistreppen, mal per Seil, immer kam eine neue Formation und überall drum herum war das weiße Eisland. Da der Franz Joseph Glacier in einem warmen Gebiet liegt, sind die Eisoberflächen alle aufgetaut und feucht. Überall waren Pfützen und liefen kleine Bäche entlang. Am schwierigsten fand ich es wenn wir uns durch die Gletscherspalten zwängen mussten. Die waren gerade breit genug, damit ein Mensch seitlich durch passt. Einmal hab ich so festgesteckt, dass es einfach nicht weiter ging, meine Brüste und mein Po stehen nun mal ein wenig heraus, Menno. Ich musste mich dermaßen winden und rumruckel um da wieder rauszukommen und dann gleichzeitig noch einen Höhenunterschied überwinden. Danach war meine Regenjacke erstmal komplett nass. Zum Schluss sind wir noch durch eine 20 m lange Gletscherhöhle geklettert. Sie war aus blauem, härterem Eis und ein Bach ist hindurchgeflossen. Das war einfach der Wahnsinn. Nach sechs Stunden auf, neben und unter dem Eis ging es wieder nach Hause. Dort gab es erst einmal eine schöne warme Dusche. Morgen mache ich mir im Gegensatz dazu einen ruhigeren Tag.

Nelson

Fahrt nach Nelson

Nach einem Tag in Picton ging es auch schon weiter. Am besten bewegt man sich in Neuseeland auf Reisen mit dem Bus weiter. Es gibt dutzende Busunternehmen, die sich daran erfreuen Touristen zu verfrachten. Ich hab mich für InterCityCoaches entschieden, dieser wird auch von den Kiwis genutzt. Die Fahrt ging Richtung Westen nach Nelson City. Während der zweistündigen Fahrt wollte ich eigentlich alles mögliche machen, aber ich konnte meine Augen einfach nicht vom Fenster wegnehmen. Die Landschaft hier auf der Südinsel ist so faszinierend und es wird nie langweilig, alle paar Kilometer verändert sie sich. Wir sind durch das Weinanbaugebiet gefahren. So etwas habe ich noch nie gesehen, Weinfelder bis an den Rand des Gebirges, lange Zeit sind wir nur durch Weinfelder gefahren auf denen auch noch Schafe geweidet haben. Die Berge kamen immer näher und wurden auch zunehmend höher.

Kajakfahren im Nationalpark

Nelson City liegt gegenüber dem zweitgrößten Nationalparks Neuseelands, dem Abel Tasman Nationalpark. Benannt ist er nach dem Ersten Entdecker Neuseelands, der aber nach einigen Auseinandersetzungen mit den Maori das Interesse an Neuseeland verloren hatte und wieder abreiste. Viele Touristen unternehmen Mehrtageswanderungen durch den Park, aber da ich weder die richtige Ausrüstung dafür habe, noch tagelang im Wald stehen möchte, hab ich mir ne abgespeckte Version rausgesucht (aber genauso schön).
Frühs am Morgen wurde ich direkt vom Hostel abgeholt, allerdings hatte Sandra verschlafen, weswegen mir Steve, mein heutiger Guide, mir beim Broteschmieren zuschaute. Danach brauchten wir über eine Stunde Fahrt bis an den Rand des Parkes. Dort wurde ich in eine Kajak taugliche Kostümierung gesteckt. Ich hatte ja schon einige Touristenausrüstungen an, aber das war echt die Krönung. In knallbunten Wollstrumpfhosen und T-Shirt mit genauso knalligen Wasserfester Jacke und Hose und darüber nochmal eine Schwimmweste und die Abdeckung für meinen Platz im Kajak. So bescheuert kann man nur selten rumlaufen. Aber ich war ja nicht die einzige, mit mir sollten noch zwei Krankenschwestern und ein Dachdecker kommen, alle natürlich deutsch. Den meisten Spaß hatte allerdings unser Guide Steve. Er hat sich nur so kaputt gelacht, wie wir uns angestellt haben. Er meinte immer die Deutschen sind schon was Besonderes. Danach gab es Trockentraining im Kajak und ab ins Wasser. Ich hab mir Steve als Paddelpartner gesichert, so ein strammer Mann erleichtert doch gleich die Arbeit. Richtig paddeln ist ja auch gar nicht so einfach wie man deckt, da gibt es eine richtige Technik für. Ich hab die wohl nicht so recht hinbekommen, da ich danach ziemlich nass war.
Aber das Kajak fahren war einfach unglaublich schön. Die Sonne hat so grell geschienen, das man kaum was sehen konnte. Auf der einen Seite haben sich die grünen Berge des Nationalparks erhoben, überall am Ufer waren schöne Buchte mit weißem Sand. Auf der anderen Seite konnte man über das Wasser bis nach Nelson rüber schauen. Wir sind um eine Insel rumgefahren und haben Pinguine, Seerobben und Vögel beobachtet. Zum Schluss unserer Kajaktour sind wir an einem Strand an Land gegangen und haben ein ausgiebiges Picknick genossen. Danach ging es für mich mit dem Wassertaxi weiter rein in den Park. Auf einer zweistündigen Wanderung konnte ich nochmal in Ruhe die außergewöhnliche Natur genießen. Der Busch ist durchzogen von Riesenfarn und Palmen, sowie vielen anderen Pflanzen, die ich nicht kenne. Wiederum wurde ich danach vom Wassertaxi am Strand abgeholt. Diesmal durfte ich durch das eiskalte Wasser laufen. Mit dem Boat ging es dann noch einmal vorbei am Park zurück zu unserem Ausgangspunkt.

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