Dienstag, 30. Oktober 2012

Festessen

Auf meinem Flur im Wohnheim ist es üblich das man auch nach zwei Monaten noch ein unbekanntes Gesicht am Frühstückstisch entdeckt. Dabei handelt es sich fast immer um Besuch von Familie oder Freunden meiner Mitbewohner. Da kommt bei mir immer etwas Neid auf. Meine Freunde sind alle schwer beschäftigt und meine Eltern lassen sich zeit bis die Temperaturen wieder über 10 Grad steigen. Aber jetzt hatte ich doch auch einmal Besuch. Mein Freund hat es nach Turku geschafft. Da musst natürlich so einiges unternommen und bestaunt werden. Die erste Überraschung folgte gleich am nächsten Tag. Es begann zu schneien. Ende Oktober fiel der erste Schnee in Finnland. Wir hatten uns alle schon gespannt gefragt wann es wohl passieren würde, aber damit gerechnet hat noch keiner. Und so war gleich ein großer Trubel im Wohnheim los. Die Mädels sprangen zwischen Küche und Balkon hin und her, kreischten vor Freude und schossen fleißig Fotos von der weißen Pracht. Als ob wir alle noch nie Schnee gesehen hatten. Es schneite 24 Stunden ununterbrochen große Flocken vom Himmel. Was mich am nächsten Morgen vor die große Frage der richtigen Schuhe stellte. Ich entschied mich natürlich falsch. In Erinnerung an den ekeligen Matsch in Deutschland nach jedem ersten Schnee stiefelte ich mit meinen neuen Gummistiefeln los und landete direkt nach dem ersten Schritt vor die Haustür auf der Nase. Hier gab es keinen Matsch sondern nur schöne vereiste Wege.
Am folgenden Wochenende nutzten mein Freund und ich das schöne Wetter (oben ein Hauch von Sonne unten eine Schicht Schnee) um einen Ausflug zu unternehmen. Wir fuhren mit dem Bus nach Rauma. Einen kleinen Küstenort 100 km nördlich von Turku. Das besondere an Rauma ist, das es der einzige Bezirk in ganz Finnland ist, indem gleich zwei Weltkulturerbe liegen. Zum einen das größte aneinander hängende Viertel mit alten traditionellen Holzhäusern direkt im Zentrum von Rauma. Und zum anderen außerhalb der Stadt ein Gelände von germanischen Steingräbern. Alleine schon die zweistündige Busfahrt durch das verschneite Finnland war sehenswert. Die Holzhäuser bildeten ihr eigenes Dorf in der Stadt, mit Steinkirche, Marktplatz und Altem Rathaus. Jedes der Häuser hatte einen eigenen Namen und war in einer anderen Farbe gestrichen. An vielen der Häuser hing ein Schild, welches das Handwerk verriet was in ihm betrieben wurde. Zufälligerweise kamen wir gerade zur rechten Zeit um in der Steinkirche dein katholischen Gottesdienst mitverfolgen zu können.

Kirche

Es wurde viel gesungen, was das kleine Detail das wir kein einziges Wort von der finnischen Predigt verstanden gleich wettmachte. Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch die insgesamt 600 Häuser (ich habe nicht nachgezählt, das verrät der Reiseführer) waren wir äußerst hungrig und strebten auf das erst beste offene Café zu (was die Auswahl verringerte, da in der Nebensaison wenige Cafés geöffnet haben). Eigentlich wollten wir nur einen Kaffee, aber hier war man gerade beim brunchen und nach Begutachtung des Buffets gönnten wir uns das ausnahmsweise. Bis zu diesem Zeitpunkt bin ich noch nie in Finnland außerhalb meines Heims oder der Mensa essen gewesen und hatte daher auch noch nicht großartig die finnischen Spezialitäten gekostet und dort war alles auf einem Tisch angerichtet. Es gab verschiedene Fischsalate, geräucherten Fisch, Pasteten, warme Speisen, Brot und auch noch Desserts.

Buffet

Am besten fand ich den Lachs mit Kartoffeln und Soße. Da hätte ich mich doch am liebsten rein gelegt. Die Pasteten fand ich hingegen sehr gewöhnungsbedürftig. Eine war mit Wurst, eine wohl mit Fisch, eine mit roter Bete und die letzte schmeckte nach einem Hauch von Käse. Umso köstlicher waren die Desserts  Nach diesem umfangreichen mahl gab es einen langen Verdauungsspaziergang zum Strand vorbei an dem Industriehafen. Direkt neben dem Badestrand befand sich ein Freibad, das im Grunde nur aus einem mit Schnee gefüllten Schwimmbecken und einer Sitztribüne bestand.

Freibad

Auf dem Rückweg begutachteten wir noch ein Einfamilienhausviertel. Dabei fielen uns die Feuerleitern, welche an jedem Haus von der 2. Etage nach unten führten auf. Bei vielen Häusern würde ich lieber direkt aus dem Fenster hüpfen als zu versuchen die ungünstig angebrachten Leitern zu erreichen und mir dabei den Hals zu brechen. Unser Ausflug endete mit dem Besuch der legendären Fastfoodkette Hesburger, wo wir die finnische Abendzeitung enträtselten und finnische Seifenoper verfolgen während wir auf den Bus warteten. Wirklich sehr dramatisch 
Zuhause erwartete uns dann auch noch ein deutsches Dinner, es war ja schließlich Sonntag. Es gab Salat, Lachs mit Kartoffelecken und Schokopudding. Für mich ist das nicht typisch deutsch, aber der Mann am Herd studiert in Norddeutschland. Ein paar Tage später kochte ich dafür ein typisch deutsches Gericht aus meiner Heimat: Kartoffelklöße und Rotkraut nach dem Rezept meiner Oma. Ach war das ein Festessen.

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