Samstag, 8. Dezember 2012

Lappland

Am Abend geht es in Turku los. Wir fahren mit dem Bus über Nacht nach Rovaniemi. Wie man sich denken kann ist die Busfahrt selbst nicht sehr angenehm. Es ist eng und mit schlafen ist schwierig. Nachts wird es so kalt das ich mich in meine Jacke einwickle. Das letzte Mal war ich vor zehn Jahren auf einer Busreise nach Spanien und hatte mir geschworen das nie wieder zu machen. Tja, hat nicht geklappt. Am nächsten Morgen erreichen wir das Tor nach Lappland, Rovaniemi. Dort besuchen wir das Artik Museum, welches über Klima, Menschen und Tiere in Lappland berichtet. Allerdings bin ich noch so verschlafen, dass ich zur Informationsaufnahme nicht so richtig Lust aufbringen kann. Danach ging es zum Dorf des Weihnachtsmannes. Santa Claus wohnt in einer kleinen Ansammlung von Holzhäusern mit spitzen Türmen, welch größtenteils Souveniershops und Restaurants beherbergen. Das Dorf ist mit vielen bunten Lampen, Weihnachtsmännern und riesen Schneemännern dekoriert. Hier hat der Weihnachtsmann auch sein eignes Postamt wo seine Helferlein die vielen Wunschlisten beantworten.

Weihnachtsdorf

Wer seinen Wunsch aber persönlich vorbringen möchte und ein Foto mit dem roten Mann schießen möchte, muss allerhand Zeit und Geduld mitbringen. In einer langen Schlangen stellt man sich an. Das innere des Büros von Santa erweckte leider kein Weihnachtsgefühl. Es war düster und dunkel. Ich hätte einen riesen Weihnachtsbaum und Unmengen an Glitter und Glanz erwartet. Nach einer Stunde warten und Beine und den Bauch stehen, hatten wir einen kleinen Hass gegen den guten Mann entwickelt. Noch einige Minuten später dürften wir dann endlich vortreten. Santa Claus saß in seinem thronähnlichen Sessel und begrüßte uns freundlich. Jedem wurde die Hand geschüttelt und dann zum Foto aufgestellt. Der Wichtel drückte auf den Auslöser und der ganze Zauber war auch schon vorbei. Noch ein kurzer Small Talk und Verabschiedung und schon waren wir wieder draußen. Ob sich das lohnt oder nicht muss jeder für sich selbst entscheiden, ein Höhepunkt war es sicherlich nicht.

Danach ging es mit dem Bus noch einmal drei Stunden weiter bis wir unser eigentliches Ziel Saariselkä erreicht hatten. Da waren wir in unserem Winterwunderland. Alles war mit dickem Schnee bedeckt. Zwischen den vielen Bäumen auf beiden Seiten der Straße standen hier und dort Ferienhäuschen. Ich bezog mit drei anderen Mädels eine kleine Ferienhaushälfte. Das Haus ist wunderschön gemütlich. Es besteht komplett aus Holz. Es hat zwei Schlafzimmer, eine kleine gut ausgestattete offene Küche eine Wohnzimmerecke mit riesiger Couch und einem Kamin sowie ein Bad mit Sauna. Für uns also purer Luxus.
Am Abend gehen wir in unsere kleine Sauna oder sitzen vor dem Kamin mit vielen Kerzen herum und quatschen. Nachts sind alle Touristen auf der ständigen Jagd nach den Nordlichtern. Es ist das ständige Tagesgespräch. Wie ist hoch ist die Wahrscheinlichkeit heute? Wie sieht der Himmel aus, wird es noch aufklaren und zu welcher Zeit geht man am besten auf den Berg? Und so wird es zum täglichen Rituale nachts auf den höchsten Berg zu wandern, in den Himmel zu starren und zu hoffen. Es ist eine wahre Völkerwanderung und ich habe schon vermutet, dass die Nordlichter eine Erfindung der Tourismusbehörde ist. Aber wir hatten Glück. Gestern gab es eine Sternenklare Nacht über der Stadt und die Nordlichter waberten im grünen Schein über dem Horizont. Leider hab ich sie selbst nur von unten von unserem Cottage aus gesehen. Da sind wir natürlich gleich los gestiefelt auf den Berg, aber das größte Spektakel war schon vorbei. Es gab noch ein leicht leuchtendes Band am Himmel zu sehen. Trotzdem war es eine wunderschöne Nacht. Von unserem Schlitten aus auf dem Rücken liegend betrachteten wir die Sterne noch eine Weile. Danach ging es geschwind auf den Schlitten den Berg wieder hinunter. Tagsüber sind wir auf Achse. An einem Tag testeten wir die europalängste Rodelbahn mit 1,5 km Länger. Ich muss sagen mein Favorit ist sie nicht, da der Aufstieg äußerst beschwerlich ist und es an anderen Stellen bessere Abfahrten gibt. Aber ich hatte auch ein wenig Pech, da mein Schlitten (eine Plastikschale, leider nicht die aus Holz) einen Riss hatte und meine Fahrt eher langsam voran ging. Am Abend fuhren wir mit unserer Gruppe zu einer Rentierfarm mitten im verschneiten dunklen (hier wird es nur 4 Stunden am Tag hell im Dezember) Wald. Die Farm gehörte einer Sami Familie. Wir konnten eine Runde im Rentierschlitten fahren und kamen danach im Samihaus zum Abendessen zusammen. Das Haus war Rund mit einem spitzen Dach, wie ein Zelt aber wesentlich größer. In der Mitte befand sich eine Feuerstelle mit einem Abzug darüber. An diesem offenen Feuer grillten wir Würstchen. Ich hielt allerdings einen Spieß mit Fischstäbchen ins Feuer. Nach dem Essen erzählte uns die Besitzerin von der Farm und den Tieren. Alle Rentiere in Skandinavien gehören einer der Sami Familien, aber keine der Familien gibt Preis wie viele Tiere sie besitzt. Rentiere sind sehr scheu. Geweihe bekommen sowohl die Männchen als auch die Weibchen. Sie verlieren diese einmal pro Jahr und die Geweihe wachsen dann wieder nach.

Sami

An einem der anderen Tage sind wir recht früh aufgestanden und mit dem Bus noch weiter nach Norden gefahren. Es ging vorbei am großen See von Inari immer weiter durch den endlosen schneebedeckten Wald. Ab und an kam einem auch mal ein anderes Fahrzeug entgegen, stand an Rentier am Wegesrand oder ein Holzhaus einsam im Wald. Wir waren auf dem Weg nach Norwegen zum arktischen Meer. Die Grenze zwischen Finnland und Norwegen ist durch einen Zaun markiert. Direkt dahinter verändert sich das Land. Die vielen Nadelbäume werden kleiner und seltener. Und Bergketten erheben sich aus dem Boden. Nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichen wir ein kleines Dorf am Rand des Meeres. Die Einwohner dieses Dorfes leben größtenteils vom Krebsfang. Entlang der Küste von Russland aus hat sich vor einigen Jahrzehnten eine besondere Krebssorte ausgebreitet, welche dort ursprüngliche nicht beheimatet ist, die King Crab. Sie sind besonders groß und beliebt. Für ein Kilo diesen Krebsfleisches bezahlt man 70€. Das Dorf besteht aus einer Kirche mit Friedhof, einem Supermarkt, mehreren Wohnhäusern und einem Strand mit Sauna, unserem Ziel. Fix raus aus den dicken Winterklamotten und rein in die Badesachen und ab in die Sauna zum Gruppenkuscheln. Nach der Aufwärmphase ging es hinaus in den Schnee und zum Strand. Die Temperatur war bei rund -15 Grad und das Meerwasser hatte wohlige 5 Grad. Nach der Erfrischung im Wasser ging es zurück zur Sauna zur zweiten Runde. Nach dem Bad wurde es einem eiskalt und auf dem Rückweg im Schnee konnte man seine Füße schon nicht mehr spüren, aber ich hab noch in Ruhe ein paar Muscheln am Strand gesammelt.

Norwegen_Strand

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