Donnerstag, 11. Oktober 2012

Zugfahrt

In Turku ist es in der vergangenen Woche spürbar kälter geworden. Am Morgen kann man seinen heißen, weißen Atem emporsteigen sehen. Ich bin gerade auf meine Winterstiefel umgestiegen, da die Turnschuhe ständig von der Nässe des Bodens durchweicht sind und doch langsam zu frisch werden. In der Uni ist gerade Hochkonjunktur. Die erste Periode neigt sich seinem Ende zu und es gibt am laufenden Band Hausarbeiten zu schreiben, Gruppenpräsentationen vorzubereiten oder für Tests zu lernen. Da ich die letzten beiden Wochenenden eher ruhig in Turku verbracht hatte, wollte ich mal wieder raus. Ich hab in Finnland noch gar nichts richtig gesehen. Als erster finnischer Besichtigungspunkt steht natürlich die Hauptstadt auf der Liste. Von Helsinki hab ich schon ein wenig gehört und auch bereits ein paar Fotos gesehen, aber was ich alles genau unternehmen werde, habe ich noch nicht geplant. Helsinki ist die Designhauptstadt 2012, da wird sich sicher einiges interessantes finden.
Viele Wege führen nach Rom und auch so einige nach Helsinki. Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist hat die Wahl zwischen Bus oder Bahn. Ich habe mich dieses Mal für den Zug entschieden, da er häufiger verkehrt als die Buse und ich mir den Zug eine Ecke angenehmer vorstelle. Da ich den Weg zum Bahnhof nur so ungefähr kannte, sprach ich eine junge Finnen an um mich nach der Richtung zu erkundigen. Und prompt bewies mir die Frau, dass die Finnen wohl das freundlichste Völkchen sind dem ich begegnet bin. Sie brachte mich ein ganzes Stück des Weges, obwohl sie gerade in eine ganz andere Richtung wollte und betrieb mit mir netten Small Talk. Nach dem ersten Eindruck im Zug kann ich nur sagen die Deutsche Bahn ist ein Sch… dagegen. Der Zug ist schön, sauber und nett dekoriert. Ich habe mir zum Versuch einen Sitz im „Arbeitsbereich“ gebucht (ohne Aufpreis). Und sitze jetzt in einem kleinen, ruhigen, abgeschotteten Abteil mit kleinem Tischen, Steckdose und kostenfreien Internet (das gibt extra Punkte!!!). Es gibt im Zug auch ein Spielzimmer für die Kleinen und eine nette Bedienung, welche mir bereits meinen ersehnten Kakao gebracht hat.

Samstag, 6. Oktober 2012

Dinner

Zusammen essen hat hier schon Tradition. Im Retrodorm, meinem finnischen Zuhause gibt es jeden Sonntag ein großes Abendessen auf unserem Flur. Ein paar Leute kochen für den ganzen Flur und Freunde. Am vergangen Sonntag gab es ein französisches Dinner mit 22 Gästen. Es gab Omelett, Quiche, Kartoffelgratin, eine riesige Portion Crêpes, Apfel- und Schokoladenkuchen. Es war sehr lecker und die Stimmung war gut. Von den Crêpes haben wir alle noch am nächsten Tag gefrühstückt. Es gab auch schon einen deutschen Abend mit Würsten, Sauerkraut und natürlich deutschem Bier. Morgen steht polnisch auf dem Speiseplan. Ich bin schon gespannt mit welchen Köstlichkeiten wir dann verwöhnt werden.

Franzoesisches-Dinner

Åland Inseln

Ab und an gehe ich auch mal Abends aus. Turku hat ein abwechslungsreiches Nachtleben zu bieten. Bisher war ich in vier von den Clubs. Letzte Woche etwa im Monkeys. Eine Bekannte aus meinem Schwedisch Kurs hat mich zu einem ihren finnischen Freunde eingeladen. Und so war ich einmal in einem richtigen finnischen Wohnhaus zur Abwechslung. Wir waren eine kleine Gruppe bestehend aus Austauschstudenten und finnischen Religionsstudenten. Zum vorfeiern gab es selbstgebackenen Schokoladenkuchen und Rotwein. Es war sehr nett sich auch mal länger mit Finnen zu unterhalten. Sie waren alle schwedisch sprachig. Einer von ihnen, Felix stammte von den Åland Inseln. Diese Inselgruppe liegt zwischen Finnland und Schweden. Sie besitzen eine besondere Stellung. Die Inseln gehören zum Land Finnland dazu, aber im Grunde gehören die Menschen dort der schwedischen Bevölkerungsgruppe an. Es wird dort ausschließlich schwedisch gesprochen, es wird schwedisches Fernsehen geschaut und schwedische Traditionen gelebt. Als Finnland unabhängig wurde, sprach man die Åland Inseln Finnland zu unter der Bedingung, dass die Inseln eine Sonderstellung einnehmen. Die Inseln besitzen ihr eigenes Parlament und dürfen in regionalen Fragestellungen selbständig handeln. Sie bringen ihre eigenen Briefmarken heraus. Finnland ist verpflichtet den Bewohnern alle Amtsdokumente und Anträge in schwedischer Sprache zur Verfügung zu stellen. Aufgrund der Sprachunterschiede müssen die jungen Männer der Åland Inseln auch nicht dem Wehrdienst beiwohnen, da Finnland nicht garantieren kann, dass der Dienst vollständig in Schwedischer Sprache abgehalten werden kann. Felix erzählte mir, dass er einer der wenigen ist, der nach dem Schulabschluss zum Studieren auf das finnische Festland geht. Er hat auch erst kurz vorher angefangen finnisch zu lernen.

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Sauna

In Turku ist es Herbst geworden. Die farbigen Blätter liegen überall in großen Haufen auf den Boden. Es regnet mindestens jeden zweiten Tag. Bäche fließen die Straßen herunter und große Pfützen stehen auf den Bürgersteigen. Ohne Gummistiefel kommt man im Moment trockenen Fußes kaum voran. Mittags bin ich meistens auf dem Weg zur Uni. Ich besuche in dieser Periode (ein Semester besteht in Finnland aus zwei Perioden) vier Kurse. Zwei gehören zu meinem Studium zuhause, einer ist nur zum Spaß und der letzte ist mein Schwedisch Kurs. Ja ich lebe in Finnland, aber lerne Schwedisch. Zum einen hatte ich zuhause bereits mit Schwedisch begonnen, zum anderen ist es für deutschsprachige Leute recht einfach Schwedisch zu lernen, ganz im Gegensatz zu Finnisch! Das spannendste an meinem Schwedischkurs ist, dass er auf Englisch gehalten wird. Also jongliere ich während dessen gleich mit drei Sprachen in meinem Kopf. In meinem Buch stehen auch mal hier englische und auf der nächsten Seite deutsche Ergänzungen.
Die Uni hier hat es ganz schön in sich. In jedem Kurs gibt es eine Menge Hausaufgaben. Wir müssen regelmäßig Aufsätze und Bücher lesen, Aufsätze und Hausarbeiten schreiben sowie Gruppenarbeiten erledigen. Mittags geht es öfters in eine der zahlreichen Mensas. Der Preis für ein Mittagessen hier ist wirklich unschlagbar. Ein Mittagsgericht kostet für Studenten 2,60€ inklusive Salatbar, Brot und einem Getränk. Das Essen ist sehr abwechslungsreich. Allgemein finde ich das Essen hier gut. Es ist dem deutschen sehr ähnlich. Es gibt im Lidl sogar Quark, was ich noch nie im Ausland irgendwo gesehen habe. Und es gibt richtiges Brot. In Finnland gibt es noch mehr Brotsorten als in Deutschland möchte ich behaupten. Im Supermarkt steht ein sehr langes Regal nur für Brot. Alleine an Knäckebrot existieren Unmengen Sorten.

Hockey

Am vergangenen Wochenende war eine ganze Truppe aus unserem Haus beim Ice Hockey Spiel. Turku besitzt eine schöne Halle aus roten Backsteinen am Stadtrand. Ich war zuvor noch nie bei solch einer Veranstaltung. Ich kenne die Regeln auch nicht und so ging es vielen von uns. Also sind wir ganz voreingenommen zum Spiel gegangen, Turku gegen irgendeine andere Mannschaft. Wir saßen sehr weit oben und hatten daher einen guten Überblick über die gesamte Eisfläche. Das Spiel war sehr mitreißend, auch wenn ich immer mal Schwierigkeiten hatte den Puck im Auge zu behalten. Der könnte ruhig größer sein. Und nach der Halbzeit hab ich auch erst mal eine Weile gebraucht um zu bemerken, dass die Mannschaften die Seite gewechselt hatten und ich die Falsche anfeuere. Ansonsten fand ich es etwas befremdlich, dass die Pausen fast genauso lange waren wie die eigentliche Spielzeit. Aber am allerschlimmsten war, dass es am Imbiss kein vegetarisches Essen gab und ich über zwei Stunden lang dem Hungertod nahe war. Ich fand es toll :)
Am folgenden Tag war ich mit ein paar Mädels in der Sauna. Wie sicherlich weithin bekannt ist, ist die Sauna ein Volkssport hier in Finnland. Auf jeden dritten Finnen kommt eine Sauna. Es gibt sie in vielen Wohnungen und Häusern, selbst in den Studentenwohnheimen der Uni ist eine Sauna Grundausstattung im Haus. Wir haben leider keine. Dafür gehen wir ans Meer. Meinen ersten Saunabesuch hier in Finnland hatte ich auf der Insel Ruissalo einige Kilometer vor Turku. Es war ein organisierter Wanderausflug vom Erasmus Student Network. Wir sind mit ungefähr 80 Leuten (oder doch eher mehr) am Marktplatz in der Stadt gestartet, haben drei Linienbusse nach einander verstopft und sind quer über die Insel gelaufen. Besser gesagt die anderen. Ich habe mich von dieser Massenwanderung abgesetzt und war im Wald Pilze sammeln.

Pilze

Bis zur Sauna haben es aber nur die wenigsten geschafft, da niemand so richtig wusste wo sich diese befindet. Am Ende landeten 30 Leute eng an eng an in einer klassischen Sauna in einer Holzhütte direkt am Meer, welche mit Holzscheiten gefeuert wurde. Und nach dem Saunaaufenthalt ging es ins Freie und ab ins Meer. Es ist einfach eiskalt und du willst sofort wieder raus, aber danach fühlt man sich gut. Die Sauna am Sonntag war hingegen moderner mit elektrischen Ofen und automatischer Aufgussfunktion, aber auch direkt am Meer.

Freitag, 21. September 2012

Stockholm

Auf einem Schiff zu schlafen, kommt bei mir nicht unter die Top 10. Die Nacht war furchtbar. Das leichte Geschunkel hat mich nicht gestört, aber der Lärm von der Maschine war entsetzlich, so ähnlich als ob ein Rasenmäher neben einem vorbei fährt. Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass das die Geräusche eines Lenkmanövers waren. Vor Turku liegen tausende von Inseln, die sogenannten Schären. Um diese Inseln muss die Fähre im Zick Zack herum fahren und dieses „abbiegen“ kann man im unteren Bereich sehr gut hören. Sobald das Schiff wieder geradeaus weiter fährt, wird es wieder still. So wechselte sich der Lärm und das dazu gehörige vibrieren mit ruhigen Phasen ab. Im ersten Moment hat mich das ziemlich geängstigt.
Am Morgen wurden wir von der Putzfrau aus der Kabine gescheucht. Vor dem Ausgang fanden sich alle asiatischen Reisegruppen zusammen und so gingen alle Passagiere von Board. In Stockholm war es noch eiskalt, die Sonne war noch auf ihrem Weg an die Himmelsspitze und nur wenige Menschen waren auf den Straßen. In der U-Bahn wurde mir erst einmal erklärt das es zisch verschiedene Ticket Varianten für mich gibt. Sich zu entscheiden während hinter einem ständig neue Leute kommen ist äußerst schwer. In der Innenstadt angelegt zog ich mit meinem Köfferchen durch die Straßen und bestaunte die schönen Prachtbauten von Stockholm. Die Stadt ist auf 14 Inseln erbaut, weswegen man häufig auf Wasser und Brücken stößt. Mein Frühstücksbrötchen verspeiste ich nehmen dem schwedischen Reichstag während ich die Garde vorm Schloss beim auf und ab marschieren beobachte. Mehrere dieser Wachmänner beäugten mich kritisch als ich mit meinem Koffer über Kopfsteinpflaster zuckelnd den Vorhof des Schlossen betrachtete. Ich war der einzige Tourist weit und breit.

Montag, 24. September 2012

Stockholmer Museen

Stockholm ist eine wirklich sehr schöne Stadt. Die 14 Inseln sind durch Brücken und Straßen miteinander verbunden, aber heutzutage kann man teilweise nicht mehr unterscheiden wo eine Insel endet und die nächste beginnt aufgrund der engen Bebauung. Es gibt aber auch eine kleine Insel auf der sich nur ein Gebäude mit Parkplatz befindet. Die Straßen und Wege kreuzen sich teilweise über mehrere Ebenen, da einige Inseln sehr große Höhenunterschiede haben, dass es auf den ersten Blick sehr chaotisch wirkt und den Durchschnitts-Touristen sehr verwirrt.
Die erste Befestigungsanlage der Stadt befand sich an der Stelle des heutigen königlichen Palastes. Diese Anlage hat sich über die Jahrhunderte weiterentwickelt, wurde immer wieder vergrößert und nach dem aktuellen Schick umgebaut. Um diese Burg herum hat sich ein eine Stadt auf der Insel ausgedehnt, die heutige Altstadt (Gammal Stad). Im 18. Jahrhundert ist das damalige Schloss zu 90% Prozent abgebrannt. Bereits am Folgetag nach dem großen Brand ordnete die Königin den Neubau des Schlosses an. Es dauerte 60 Jahre Bauzeit bis die königliche Familie wieder in ihr Schloss einziehen konnte. Heute befinden sich im Schloss 3 Museen die der Öffentlichkeit zugänglich sind, welche ich mir natürlich alle angeschaut habe. In der königlichen Schatzkammer werden die Kronen und Krönungsinsignien der königlichen Familie aufbewahrt, sowie das Taufbecken. Ich hatte das Glück an einer Führung teilnehmen zu können, welche über die Geschichte des schwedischen Königshauses in Verbindung mit den Schmuckstücken aufklärte. Das erste was man wissen muss ist, dass die Könige fast immer Karl oder Gustav hießen und der jetzige sogar Karl Gustav. Früher war es Brauch dass nur der König und die Könige eine Krone besaßen, aber ein späterer König beschloss, dass jedes Mitglied der königlichen Familie seine eigene Krone besitzen sollte. Und so ist es noch heute, dass jedem Familienmitglied eine der vorhandenen Kronen zugeordnet wird. Die Kronen selbst werden schon lange nicht mehr auf dem Kopf getragen, sondern nur noch zu besonderen Anlässen wie Hochzeit und Taufe im Raum aufgestellt. Auch gab es bereits seit 200 Jahren offizielle Krönung mehr, da dies ein freiwilliger Akt ist und von jeder Person selbst entschieden wird. Neben der Schatzkammer sind noch die königlichen Gemächer zu besichtigen. Zwei Etagen mit etlichen Räumen in den verschiedensten Stilen und Aufmachungen. Das Museum der drei Kronen (das Zeichen Schwedens, stammt aus der Bibel) beschäftigt sich mit der Entwicklung des Schlosses.
Außer dem Palast war ich noch in einer Anzahl anderer Museen. Das war sowieso der Mittelpunkt meines Wochenendes, von einem Museum zum nächsten laufen. Und die Auswahl in Stockholm ist riesig, insgesamt gibt es 83 Museen. Das ist für einen Menschen wie mich ein absolutes Paradies. Besonders gut haben mir das Nordiska Museet, das Fotografiska und Skansen gefallen. Das Nordiska Museet ist ein großes Museum welches sich mit den Traditionen und Besonderheiten Schwedens beschäftigt. Dort gab es Ausstellungen über die Entwicklung von Möbeln und Kleidern, die Tischsitten, Nationalfeiertagen, das Volk der Sami und Spielsachen. Das Fotografiska ist ein Museum welches wechselnde Fotoausstellungen internationaler Künstler zeigt. Und wohl das einzige Museum von ganz Stockholm das auch am Abend geöffnet hat. Es gab eine große Ausstellung von Christer Strömholm, schwarz-weiß Fotografien in angenehmer Atmosphäre. Die meisten der Fotos zeigten seine Freunde in Paris, Transvestiten.
Der Höhepunkt meines Wochenendes in Stockholm war Skansen, was ich mir bis zum Schluss aufgehoben hatte, da es auch etwas regnerisch war. Skansen ist ein Freilichtmuseum auf der Insel Djurgården. Das Gelände wurde schon über 100 Jahren gegründet und in der Zeit viele traditionelle Holzhäuser aus ganz Schweden nach Stockholm gebracht oder nachgebaut. Das Besondere an diesen alten Gebäuden ist aber, dass in ihnen Statisten zu Werke gehen, als ob sie dort leben würden. Im Haus des wohlhabenden Metallwarenhändlers zeigte mir seine Frau voller Stolz den Inhalt ihres Putzschrankes: einen elektrischen Staubsauger. Auch zeigte sie mir wie ihr Eisschrank funktioniert und berichtete weiter über ihren elektrischen Herd und den Besitz eines Telefons. In anderen Häusern besuchte ich eine Buchdruckerei, einen Bäcker, eine Möbelfabrik, eine Glasbläserei und weitere Geschäfte. In einem ländlichen Holzhaus einfacher Leute berichten mir die Mädchen, dass in nur einem Raum eine Familie mit sieben Personen lebte und Winter teilweise auch die Tiere. Durch die kleinen Fenster drang kaum Licht in den großen Raum. In einer Ecke befand sich der Kamin, sprich die Küche. Es gab zwei Betten, eines für die Eltern und eines für die Kinder. Zwischen den Betten war eine Leine mit Kleidungsstücken aufgespannt. Unter einem der Fenster befand sich ein Arbeitsplatz an dem kleine Bottiche hergestellt wurden. Im Skansen gab es auch einen Streichelzoo für die Kinder und einige Tiergehege mit skandinavischen Tieren. Hier habe ich meine ersten Rentiere und Elche gesehen.

Donnerstag, 20. September 2012

Schifffahrt

Heute erlebe ich mal wieder ein Erstes Mal. Heute Nacht ist es das erste Mal im meinem Leben das ich auf einem Schiff schlafen. Ich bin auf der M/S Silja Europe auf der Nachtfahrt von Turku nach Stockholm. Ein großer Vorteil an Turku ist, dass es seinen eigenen Fährhafen, direkt an der Stadtgrenze, und man innerhalb von 10 Stunden nicht nur ein anderes Land sondern auch gleich eine andere Zeitzone bereisen kann. Ich wollte nach drei Wochen mal raus aus Turku und auch ein wenig Abstand zur Uni gewinnen. Ganz oben auf meiner Ausflugsliste steht eigentlich Helsinki, aber dort waren die preiswerten Unterkünfte bereits ausgebucht, also geht es erst einmal nach Stockholm.
Mit dem Bus ging es vom Marktplatz in der Innenstadt direkt ans Fährenterminal, ein moderner zweistöckiger Bau mit einem Glasdach. Im Bus traf ich erst einmal auf meine drei Bekannten aus Chile aus meiner Tutorengruppe. Sie fahren nach Stockholm um den Unabhängigkeitstag von Chile zusammen mit anderen Landsleuten zu feiern. Ich möchte mir die Stadt ansehen und ganz viel Kultur erleben. Wir vier stellen erst einmal fest, dass wir in Stockholm im selben Hostel wohnen und auch am gleichen Tag zurück fahren. Man bleibt einfach nie lange alleine.
Im Fährenterminal stehen schon Unmengen von Menschen vor den geschlossenen Türen, viele Asiaten sind darunter. Eine viertle Stunde vor der geplanten Abfahrt dürfen wir das Schiff betreten. Die Menschen strömen die Gänge hinauf auf der Suche nach dem richtigen Deck. Vor den Fahrstühlen bilden sich lange Schlangen. Wir vier haben günstige Kabinen, welche sich wie bereits schon zur Zeiten der Titanic im unteren Bereich des Schiffes befinden, noch unter den Autos, und begeben uns zu den Treppen. Ich teile mir eine Damen Kabine mit einer Finnen, die auf dem Weg zur ihrer Tochter nach Schweden ist. Die Kabine ist für vier Personen ausgelegt und trotzdem schon für uns zwei zu eng, wo das Gepäck von noch zwei Personen unterkommen soll ist ein Rätsel.

MS-Silja-Europa

Da es auch gleichzeitig das größte Schiff ist auf dem ich bisher war, begebe ich mich direkt auf Erkundungstour. Dass Schiff hat 12 Decks, ganz oben ist natürlich das Sonnendeck. Von dort beobachte ich die Abfahrt und verabschiede mich für die nächsten drei Tage von Turku. Vier Decks tiefer befinden sich die Restaurants und Bars. Es gibt Buffets und A la Carté Essen für durchschnittliche skandinavische Preise (nach meiner Einschätzung). Noch eine Etage tiefer liegen die Geschäfte, alles natürlich steuerfrei. Und die Menschen schleppen die Tüten davon: Spielsachen, Bekleidung, Handtaschen, Süßigkeiten, Parfüm und besonders Alkohol. Es gibt Sonderangebote mit mehreren Kisten Bier gleich auf einer Sackkarre zum wegrollen befestigt. Ich kann mich dem Kaufrausch auch nicht entziehen und leiste mir das preiswerteste was ich finden kann, eine Tafel Schokolade für 1€. Bei dem ganzen Glanz und Glory kommt bei mir ein wenig Aida Feeling auf. Ich werde aber nicht noch das nächtliche Unterhaltungsprogramm verfolgen, da wir bereits 6 Uhr in der Frühe in Stockholm ankommen.

Samstag, 8. September 2012

Die Stadt mit den zwei Namen

Turku ist eine Stadt in Südwestfinnland, ungefähr 150km von Helsinki entfernt. Hier leben ungefähr 177.000 Menschen. Turku oder Abo im schwedischen ist die ehemalige Hauptstadt von Finnland und älteste Universitätsstadt. Bis heute wird das Stadtbild von den Studenten geprägt, wie etwa die vielen Fahrräder an jeder Ecke. Das Stadtbild selber würd ich nicht direkt als schön beschreiben. Es gibt sicherlich idyllische Ecke in Turku, wie auf den Stufen des Doms in der Sonne zu sitzen oder entlang des Flusses Aura (von mir „ die braune Brühe“ genannt) entlang zu spazieren, aber insgesamt ergeben die Gebäude keine Einheit. Ein Großteil der alten Innenstadt wurde während eines Stadtbrandes 1827 zerstört, weswegen es keine alten Gebäude mehr gibt. Danach wurde die neue Innenstadt am Reizbrett Schachbrettartig geplant und gebaut. Im Zentrum befindet sich der Square Market, ein großer quadratischer Platz auf dem frisches Obst und Gemüse an kleinen Ständen angeboten wird. An diesem Platz fahren alle Busse der Stadt ab. Einige Straßen weiter trennt der Fluss die Stadt in zwei Teile. Entlang der Aurora kann man bis zum Stadthafen laufen an dem die Fähren nach Stockholm ablegen. Auf dem Weg zum Hafen passiert man ein kleinen Cafés, eine Fähre, welche Einwohner mit ihren Drahteseln kostenlos über den Fluss bringt, eine Schiffsausstellung, sowie eine Burg aus dem Mittelalter.
Die Wohnhäuser der Stadt erinnern häufig an Bauten aus DDR Zeiten und sehen nicht sehr gepflegt aus. Dadurch entsteht für das gesamte Stadtbild ein eher negativer Eindruck, da sich diese Häuser mit schöneren abwechseln. Einige Familien leben auch in den typischen Holzhäusern. Einige von diesen stehen im Universitätsviertel. Auch existiert noch eine Ansammlung historischer Holzhäuser, welche vom großen Feuer verschont blieben. Dort ist heute ein Handwerksmuseum untergebracht.
Mein eigenes Zuhause in Turku befindet sich außerhalb des Zentrums, ungefähr 30 bis 40 Minuten (zu Fuß) entfernt. Ich wohne gemeinsam mit 80 anderen Austauschstudenten in einem Wohnheim auf einem kleinen Hügel von Wald umgeben. Das Besondere an diesem Haus ist, dass es bis vor wenigen Monaten noch ein Altersheim war. Nach einer Umstrukturierung entschied die Stadt daraus ein Wohnheim für ausländische Studenten zu machen. Und jetzt sind wir die ersten Studenten, welche hier einziehen durften. Auf jedem der fünf Etagen gibt es eine offene Gemeinschaftsküche, sowie eine Sitzecke mit Flachbildfernseher und einen Waschraum wo wir unsere Sachen umsonst waschen können. Ich bin mit dieser Unterbringung äußerst zufrieden, auch da ich eines der größten Zimmer im Haus bekommen habe mit super Ausblick über Wald und Stadt. Bei meiner Ankunft war das Zimmer sehr spartanisch: Bett, Schrank, Garderobe, Tisch, Schrank und ein kleines Regal, weiße Wände und viel freier Platz. Daher musste ganz schnell Deko her!
Die erste zusätzliche Zimmereinrichtung gab es auch direkt am ersten Tag als ich mit einigen Leuten von Wohnheim im City Market war, ein Supermarkt in dem man sich verlaufen kann. Das begründet auch warum wir fast zwei Stunden dort zugebracht haben. Mehr gab es allerdings am Wochenende, als ich mit den Mädels von meiner Tutor-Gruppe bei IKEA war. Der IKEA in Turku verdient eine ganze Menge an uns Austauschstudenten, wir haben eine Menge anderen Studenten von uns dort angetroffen und jeder von uns ist mit einer vollen Tüte nach Hause gefahren. Da wurden Kerzen, Kissen, Pflanzen, Küchenutensilien und andere nützliche oder dekorative Gaben gekauft. Am meisten stolz bin ich auf meine Schreibtischlampe für die vielen harten Arbeitsstunden am Schreibtisch während des langen und dunklen finnischen Winters  . Aber besonders glücklich bin ich über meine kleine Heizung. Seit meinem ersten Tag hier friere ich in meinem Zimmer. Und an einem besonders sonnigen Tag spazierte ich zufällig in der Stadt an einem Baumarkt vorbei und fand doch glatt eine preiswerte kleine Heizung (die extra für mich aus dem Lager geholt wurde, da noch keine Saison ist). Und so bin ich bei warmen 16 Grad mit einem Heizkörper und meiner Jacke unterm Arm durch die Innenstadt von Turku spaziert.

Freitag, 7. September 2012

Orientation

Die ersten Tage in einer neuen Stadt sind immer sehr aufregend, chaotisch und verwirrend. Aber dieses Mal war es besonders stressig, da es für mich direkt am Folgetag meiner Anreise weiter ging mit den Einführungstagen an der Uni. Ich besuche hier in Turku die Abo Akademi. Das muss man dazu sagen, da es in Turku drei Hochschulen gibt. Die Abo Akademi ist die älteste der Universitäten und schwedisch sprachig. Schwedisch ist in Finnland die zweite Amtssprache und ungefähr 5% der Bevölkerung gehören der schwedischen Minderheit an. Die Gründung der Uni wurde direkt nach der Unabhängigkeit Finnlands 1917 festgelegt und ein Jahr später umgesetzt.
Die Abo Akademi teilt sich mit der Turku University ein Areal in der Stadt und besteht aus mehreren verstreuten Gebäuden. Das repräsentative Hauptgebäude steht direkt neben dem Dom. Unsere Einführung fand im „Arken“ statt, einem Gebäudekomplex mit mehreren Vorlesungsräumen, Bibliothek, Computerraum und Cafeteria. Während der drei ersten Tage jagte eine Informationsveranstaltung die nächste. Da gab es viel zu erzählen über die Uni, das Studentenleben, die Stadt, … Insgesamt war es aber leider sehr trocken und langweilig gestaltet. Der Höhepunkt der Orientation Days war am Freitagnachmittag der Welcome Cocktail zu dem es neben Snacks Weißwein und Rotwein gab. Nach dem Cocktail habe ich leider umsonst Ausschau gehalten. Am Abend folgte die Welcome Erasmus Party in einem Club in der Innenstadt von Turku. Dort waren alle Austauschstudenten und auch finnische Studenten anzutreffen. Ich habe mit Studenten aus Polen, Chile, Belgien, Holland und wer weiß wo noch her getanzt. Mitten in der Nacht erklärte mir ein russischer Geschichtsstudent dann, dass die Glühbirne in Russland erfunden wurde und dazu noch die komplette russische Geschichtsschreibung, während ein Bekannter aus Nepal seinen japanischen Mitbewohner suchte, welchem nicht zugetraut wurde alleine nach Hause zu finden. Für diese Gruppe von Menschen existieren keine Ländergrenzen. Ich habe eine Polin aus meinem Wohnheim kennen gelernt, welche in Deutschland lebt aber in den Niederlanden studiert oder eine Französin, welche in Heidelberg Kunstgeschichte studiert. Jeder von uns hat seine eigene spannende Lebens- und Reisegeschichte.

Orientation

Die ersten Tage in einer neuen Stadt sind immer sehr aufregend, chaotisch und verwirrend. Aber dieses Mal war es besonders stressig, da es für mich direkt am Folgetag meiner Anreise weiter ging mit den Einführungstagen an der Uni. Ich besuche hier in Turku die Abo Akademi. Das muss man dazu sagen, da es in Turku drei Hochschulen gibt. Die Abo Akademi ist die älteste der Universitäten und schwedisch sprachig. Schwedisch ist in Finnland die zweite Amtssprache und ungefähr 5% der Bevölkerung gehören der schwedischen Minderheit an. Die Gründung der Uni wurde direkt nach der Unabhängigkeit Finnlands 1917 festgelegt und ein Jahr später umgesetzt.
Die Abo Akademi teilt sich mit der Turku University ein Areal in der Stadt und besteht aus mehreren verstreuten Gebäuden. Das repräsentative Hauptgebäude steht direkt neben dem Dom. Unsere Einführung fand im „Arken“ statt, einem Gebäudekomplex mit mehreren Vorlesungsräumen, Bibliothek, Computerraum und Cafeteria. Während der drei ersten Tage jagte eine Informationsveranstaltung die nächste. Da gab es viel zu erzählen über die Uni, das Studentenleben, die Stadt, … Insgesamt war es aber leider sehr trocken und langweilig gestaltet. Der Höhepunkt der Orientation Days war am Freitagnachmittag der Welcome Cocktail zu dem es neben Snacks Weißwein und Rotwein gab. Nach dem Cocktail habe ich leider umsonst Ausschau gehalten. Am Abend folgte die Welcome Erasmus Party in einem Club in der Innenstadt von Turku. Dort waren alle Austauschstudenten und auch finnische Studenten anzutreffen. Ich habe mit Studenten aus Polen, Chile, Belgien, Holland und wer weiß wo noch her getanzt. Mitten in der Nacht erklärte mir ein russischer Geschichtsstudent dann, dass die Glühbirne in Russland erfunden wurde und dazu noch die komplette russische Geschichtsschreibung, während ein Bekannter aus Nepal seinen japanischen Mitbewohner suchte, welchem nicht zugetraut wurde alleine nach Hause zu finden. Für diese Gruppe von Menschen existieren keine Ländergrenzen. Ich habe eine Polin aus meinem Wohnheim kennen gelernt, welche in Deutschland lebt aber in den Niederlanden studiert oder eine Französin, welche in Heidelberg Kunstgeschichte studiert. Jeder von uns hat seine eigene spannende Lebens- und Reisegeschichte.

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