Dienstag, 4. September 2012

Fisch Wellness

Ich bin in meinem bisherigen Leben schon so einige Male geflogen, schon so einige Male durch den Frankfurter Flughafen gelaufen auf der Suche nach dem richtigen Check-In, schon so einige Male habe ich heftig gebangt, dass der Koffer auch ja nicht zu schwer ist und auch schon das ein oder andere Mal stand ich an um mein Gepäck durchleuchten zu lassen. Da sollte man doch meinen, dass ich schon alle möglichen und unmöglichen Flughafengegebenheiten kenne, aber natürlich gibt es jedes Mal etwas Neues. Heute stand ich, nach einer anstrengenden Anreise mit viel Gepäck, fix und fertig im Flughafen und wusste nicht weiter. Ich war im richtigen Terminal in der richtigen Abflughalle vor den richtigen Schaltern zum Check-In, aber da stand überall nur riesengroß Lufthansa dran, doch ich wollte mit der SAS fliegen. Also wo war hier der Fehler?
Nachdem ich mir bei einem Mitarbeiter bestätigen ließ, dass ich mich am richtigen Ort befinde, klärte mich der gute Mann nach einigen hin und her auf, dass auch die Flüge der SAS über die Lufthansa abgewickelt werden und ich mir doch bitte ein Board Ticket am Selbstbedienungsautomaten ausdrucken sollte. So begleitete mich der Herr auch gleich zu solch einem Automaten und wollte mir zeigen wie ich mir mein Ticket ausdrucken kann. Dabei habe ich mich extra ein wenig dumm angestellt damit er seine Arbeit zur eigenen Zufriedenheit erfüllen konnte.
Am Gate verwunderte ich meine Mitreisenden indem ich in Socken herum lief, da ich in meinen bereits angezogenen neuen Trekking Schuhen furchtbar schwitzte. Aber die schweren und sperrigen Sachen müssen bei einem Flug immer direkt am Körper getragen werden, um den Kofferinhalt gering zu halten. Beim Einstieg ins Flugzeug wurde mein selbst deklariertes Handgepäck als zu groß identifiziert und musste doch noch in den Bauch des Vogels und durfte nicht mit in die warme Kabine. Der Flug nach Stockholm war kurz. Auf dem Flughafen von Stockholm merkte ich bereits, dass man in einem anderen Kulturkreis ist. Das Gebäude ist geschmackvoll mit Kunstwerken welche von der Decke hängen und Designermöbeln eingerichtet. Da gibt es keine einfachen Stuhlreihen sondern ganze Sitzlandschaften für den Reisenden. Besonders irritiert war ich, als ich an einem Wellnessbereich mitten im Gang vorbei lief, indem Besucher ihre gestressten Füße in einem Wasserbecken von Fischen anknabbern ließen. Ich muss wie der erste Mensch auf dem Mond mit offenem Mund gestarrt haben.
Auf der Sitzlandschaft (mit Kissen in Form von Reisekoffern) am Gate nach Turku fanden sich schnell zwei weiter Mädels mit demselben Ziel ein. Wir tauschten schnell Informationen aus und es war beruhigend zu sehen, das jeder dieselben Sorgen und dieselben Informationslücken hatte. Der Flug nach Turku war beeindruckend, da ich zum ersten Mal mit einer Propellermaschine flog. Die ganze Zeit schaute ich aus dem Fenster und beobachtete die rotierenden Propeller. In der Maschine gab es nur drei Sitzplätze pro Reihe und nur eine Stewardess. Turku kündigte sich frühzeitig durch die vielen kleinen Inseln an, welche der Stadt vorgelagert waren. Ich erblickte einige Fähren welche sich kreuz und quer durch die Inseln einen Weg bahnten.
Turku begrüßte uns mit einem grauen, verhangenen Himmel. Dafür war das Hallo unserer Tutoren Heidi umso herzlicher. Sie fuhr mit uns in die Stadt und begleitete uns zu unseren verschiedenen Unterkünften. In den nächsten Monaten werde ich in einem Wohnheim leben zusammen mit anderen Erasmusstudenten aus aller Welt. Von meinem Fenster aus habe ich einen Blick über den Wald und die Innenstadt von Turku mit ihrem Wahrzeichen dem Dom.

Mittwoch, 18. Juli 2012

Erinnerungen und Pläne

Es ist schon wieder mehrere Monate her, dass ich Vietnam verlassen habe und die Aeroflot mich zurück nach Deutschland brachte. Die Umstellung hat einige Zeit gedauert. Ich hatte noch tagelang Jetlag, bin tagsüber einfach todmüde auf das Sofa gesunken. Ich war zutiefst überrascht wie lange es draußen hell blieb, denn in Deutschland war es Frühling geworden. Es war plötzlich überall so ruhig, kühl, geordnet und sauber und ich hatte unbändigen Appetit auf Reis mit gebratenen Tofu und Tomatensoße.
Mittlerweile sind alle Praktikanten aus Vietnam in ihre Heimat zurück gekehrt in ihr ursprüngliches Leben. Nur Karunesh ist nach wie vor in Hanoi und testen sein Glück bei den Frauen dort. Wir Praktikanten vom März/ April 2012 in Hanoi sind auch weiterhin über das Internet verbunden und schicken uns gegenseitig Grüße und Erinnerungen an die einzigartige Zeit in einem fremden Land. Mein Zimmer ist jetzt mit Postkarten und Mitbringseln aus Vietnam geschmückt und fast täglich trage ich den Schal, den mir Hiens Mutti zum Frauentag gescheckt hat.
Dieses Abenteuer ist vorüber, aber man muss nicht erst um die halbe Welt fliegen um etwas Neues zu erleben. Ich bin seit April schon wieder viel unterwegs gewesen, in Deutschland. An vielen Wochenenden unterstützte ich das Gewinnwachstum der Deutschen Bahn, besuchte Freunde und entdeckte neue Orte. Ich war in Frankfurt, Augsburg, Bremerhaven, Cuxhaven, Bremen, Rostock und Freiberg in Sachsen. Jeder dieser Städte hat ihren ganz speziellen Scharm. Aber ich wäre wohl nicht ich, wenn es mich nicht einmal wieder in die Ferne ziehen würde. Und oh welch Glück ich muss nicht mehr allzu lange warten. Bereits in zwei Monaten besteige ich einen Flieger und es geht wieder auf Reisen.
Geplant habe ich diese Reise schon seit Jahren in meinem Kopf. Wahrscheinlich bereits im Juli 2010, als ich gerade aus Neuseeland zurück kam, stand für mich fest, dass ich wieder im Ausland leben und Teil einer anderen Kultur sein möchte. Wohin es dieses Mal gehen sollte, war mir noch nicht klar. Eine Zeitlang dachte ich an Südafrika oder Kanada. Richtig Gestalt nahm der Plan erst an, als ich zum Masterstudium die Universität wechselte und mich erneut für ein Auslandssemester bewerben konnte. Ich bekam einen Platz im Schwedisch Kurs im Sprachenzentrum. Schwedisch zu lernen machte mir Spaß und fiel mir einfach. Die schwedische Sprache klingt, als ob eine Schnecke versucht Fränkisch zu sprechen mit einigen englischen Einflüssen. Von der zweiten Schwedisch Stunde keimte in mir die Idee mich für ein Studium in Schweden zu bewerben. Für alle die sich selbst noch nicht für ein Auslandsstudium an einer deutschen Universität beworben haben, sei gesagt, es ist nicht so einfach wie es sich anhört.
Bereits im vergangenen November begann ich damit Informationen einzuholen, in unserem Auslandsamt und der Fakultät nachzufragen, Dokumente zu sammeln und auszufüllen. Da Schweden ein sehr beliebtes Ziel bei Studenten ist und die Bachelorstudenten den Masterstudenten vorgezogen werden, war die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass ich einen Studienplatz an meiner Wunschuniversität bekommen würde. Daher entschied ich mich dafür, mich gleich für zwei schwedische Universitäten über zwei verschiedene Bewerbungsstellen anzumelden. Das hieß aber auch, dass ich zwei Bewerbungen mit verschiedenen Unterlagen zu unterschiedlichen Fristen fertig stellen musste. Das Ganze war also ein ziemlicher Aufwand mit viel Papierkram. Am langwierigsten war es ein Gutachten von einem Professor zu bekommen. Mein Professor war sehr wohl dazu bereit mir ein Gutachten auszufüllen, aber er war zeitlich sehr eingespannt und vergaß unser Gespräch wohl auch des Öfteren. So lief ich meinem Professor wochenlang hinterher, erinnerte ihn immer wieder an seine Zusage und kam mir schon wie ein ungebetener Schatten vor, bevor er sich kurz vor den Weihnachtsferien endlich für mich Zeit nahm.
Anfang Januar bzw. im Februar reichte ich meine Bewerbungen fristgerecht an der Uni ein und begann mit Daumen drücken. Bereits in Vietnam erzählte ich jedem, dass ich nach Schweden möchte und in Gina fand ich eine Gleichgesinnte. Sie war erst vor einem Semester dort gewesen und erzählte mich unzähligen Geschichten von dem Leben in Schweden und den Eigenarten der schwedischen Bevölkerung. Ich war regelrecht im Schwedenfieber, aber auf einer Rückmeldung von der Universität musste ich noch lange warten.
Im Mai stand es dann endlich fest. Ich durfte nicht nach Schweden. Die Enttäuschung hielt aber nicht lange an. Mir wurden zwei andere Studienplätze angeboten. Ich hatte die Wahl ob ich nach Turku in Finnland oder nach Maribor in Slowenien gehe, welche ich als Zweitwunsch angegeben hatte, und am besten sollte ich mich sofort entscheiden. Von beiden Ländern wusste ich im Grunde gar nichts. Ich brauchte mehrere Tage Zeit um die beiden Möglichkeiten gegeneinander abzuwägen. Vieles sprach für Maribor, aber letztendendlich endschied ich mich für Turku. Ich hatte diese Universität in der Bewerbung mit angegeben, weil dort schwedisch gesprochen wird und das brachte mich wieder an den Ausgangspunkt zurück. Und so fliege ich in zwei Monate über Stockholm nach Turku in West-Finnland um dort für neun Monate zu leben.

Donnerstag, 12. April 2012

Abschied

Mein letzter Tag in Hanoi und Vietnam ist angebrochen. Oft wurde ich in den letzten Tagen gefragt, ob ich mich schon freue wieder nach Deutschland zurück zu fliegen. Aber ich freue mich im Moment nicht wirklich. Es war eine spannende, aufregende und abwechslungreiche Zeit hier in Hanoi und zusammen mit den anderen Praktikanten im Hostel zu leben finde ich angenehm. Es wird mir in ein paar wirklich fehlen diese ganzen Menschen um mich zu haben. Es ist immer jemand da wenn man zum Essen ausgehen möchte oder einfach nur reden. Ich habe hier viele netten Leuten getroffen aus den verschiedensten Gegenden der Welt. Ich habe viel Neues aus anderen Kulturen gelernt und ich habe Freunde gefunden, die eine intensive gemeinsame Zeit mit mir geteilt haben. Es ist sehr schwer jetzt meinen Koffer zu packen und lebewohl zu sagen.
Gestern war ich gemeinsam mit Silke in unserem Lieblingsrestaurant noch einmal Burger essen. Wir haben unsere letzten Erlebnisse ausgetauscht und was in den nächsten Wochen ansteht. Silke bleibt noch drei weitere Monate hier. Ich hoffe noch viele weitere Storys von ihr aus Hanoi zu hören. Wir haben uns Wiedersehen gesagt, in Deutschland wollen wir uns wiedersehen.
Danach habe ich mich von einem Taxi zur RMIT University bringen lassen. Hier fand unser erster Workshop von unserem Career Orientation Project statt. Die private Universität ist in einem Wolkenkratzer untergebracht, der aus zwei Türmen besteht. Ich war natürlich erst einmal im falschen Turm und bin verwirrt durch die Gegend gelaufen. Unsere zehn Praktikanten, die für die Workshops verantwortlich sind, waren schon alle da, alle im selben T-Shirt: rot mit einem gelben Stern auf der Brust. Das Thema unseres Workshops war „Public Speaking“. Ich habe den Vortrag und die praktischen Übungen fotografiert und gefilmt für unsere Online Promotion. Leider waren nicht viele Teilnehmer gekommen, was die Stimmung gedrückt hat.
Heute Morgen musste ich noch mein übrigens vietnamesisches Geld verbrassen und Souvenirs und Geschenke für meine lieben Zuhausegebliebenen kaufen. Zusammen mit Kina sind wir durch die Straßen um unser Hostel gewandert, haben die Geschäfte inspiziert und hart verhandelt. Mit zwei vollen Tüten sind wir zurück gekehrt. Jetzt muss ich nur noch alles irgendwie in meinem Koffer verstauen.

Sonntag, 8. April 2012

Fortsetzung

Die Strecke von Bai Thom nach Doung Dong konnte ich schnell bewältigen, da hier eine augebaute vierspurige Straße ist. Das Verkehrsaufkommen ist hier allerdings auch nicht höher als auf den restlichen Landstraßen, so dass es riesen Spaß macht hier entlang zu rauschen. Rechts und links der Straße haben sich bereits viele Leute angesiedelt und man findet vermehrt Tankstellen. Sie warten wohl schon alle auf den erhofften Massentourismus. Sollte dieser eintreten, sollten sie sich aber etwas intensiver an die Verkehr richtlinien halten. Momentan fahren alle auf auf dieser Straße wie sie Lust haben und halten sich nicht an die Rechtsfahrweise, ich bin auch größtenteils auf der linken Straßenseite gefahren.
Das man sich einer Stadt nähert, spürt man schnell anhand der steigenden Anzahl an Vietnamesen auf der Straße. Als ich Doung Dong erreichte fing es gerade an zu Regnen. In dicken, kalten Tropfen fiel das Wasser vom Himmel.Eine Unterkunft zu finden stellte sich als nicht so einfach heraus. Ich fuhr die Straßen langsam entlang und lass die vielen Werbeschilder auf der Suche nach einem Hotel. Gerade als die Nacht hereinbrach fand ich an einer Hauptstraße ein Restaurant, welches preiswert Zimmer vermietete. Ich war der einzige Gast und die Mädels hatten ratz fatz mein Zimmer hergerichtet, mir einen Ventilator besorgt und mir ein Handtusch gereicht, damit ich mir den Schweiß und Dreck des Tages vom Körper waschen konnte.
In dieser Nacht zog ein Unwetter über die Insel, Der Regen hielt an und es gewitterte. Immer wieder wurde der Himmel von Blitzen erhellt und die Tropfen prasselten im regelmäßigen Rhythmus auf das Dach.

Mein dritterTag auf Phu Coc begann zeitig. Die Sonne schien in mein gardinenloses Zimmer und der Lärm der Straße drang hinauf zu mir. Ich wartete in meinem Zimmer bis es an der Zeit war Kina (China) vom Flughafen abzuholen. Sie kam erst heute nach, da ihr meine Abwesenheit von Hanoi zu lange war und sie nicht so viel Zeit in der Sonne verbringen wollte. Sie benahm sich auch anderes als ein europäischer oder amerikanischer Tourist. Kina hatte den ganzen Tag über ihr langarmiges Shirt an und beschwerte sich oft, wie warm es doch sei. Da Kina nicht schwimmen kann, hat sie auch keine Badesachen dabei und geht nur mit den Füßen ins Wasser.
Nach dem Kina angekommen ist, machen wir uns auf die Suche nach einem Unterkunft für heute. Wir fahren umher und schauen uns einige Hotels an. Und da passiert es doch tatsächlich. Auf einer schlechten, huckelingen, steinigen Seitenstraße bleibe ich mit dem Roller an einer Unebenheit hängen und wir stürzen. Kina ist zum Glück nichts passiert, aber da ich nur ein Kleid getragen habe wurden meine Beine in Mitleidenschaft gezogen. Am linken Bein habe ich mir das Knie aufgeschlagen und einige Schrammen und überall blaue Flecken. Aber das ist alles auch nicht weiter schlimm, es ist ja nicht das erste Mal in meinem Leben das ich stürze. Meine Wunden werden sofort in der nächsten Anlage versorgt. Wir ruhen uns dort noch eine Weile aus und nach dem ich Kina zehnmal versicherte, dass alles in Ordnung ist, machen wir uns wieder auf den Weg.
Am Schluss unserer Suche finden wir unser neues zuhause am Long Beach. Dabei handelt es sich, wie der Name schon ahnen lässt, um den längsten Strand der Insel direkt neben Doung Dong. Entlang der Straße stehen Ressorts, Hotels, Restaurants und Bars eng aneinander gedrängt. Wir entscheiden uns für eine Bungalowanlage mit Restaurant direkt am Strand. Für nur 22$ haben wir unseren eigenen kleinen Bungalow mit Bad nur 20m vom Meer entfernt.
Mit meinem verletzten Bein kann ich leider nicht mehr ins Wasser gehen, daher liege ich ausschließlich auf einem Liegestuhl und Sonne mich. Nach einer halben Stunde wird mir das allerdings bereits zu langweilig. Ich kann nicht verstehen, wie andere Menschen ihren gesamten Urlaub mit kaum etwas anderem verbringen können. Mir fällt es wirklich schwer einfach nur ruhig und entspannt dort zu sitzen und meine nähere Umgebung zu genießen.
Am späten Nachmittag, nachdem die Sonne ihre stechende Kraft verloren hat und Kina sich aus dem Schatten traut, unternehmen wir einen langen Spaziergang entlang des ganzen Strandes und begutachten alle Hotels. Da gab es schon einige richtig schöne, luxuriöse Anlagen. Die meisten der Hotels besitzen Restaurants und Bars am Strand, welche auch für externe Gäste zugänglich sind. So entschlossen wir uns unser Abendessen nicht in unserem eigenen, sondern in einem anderen Restaurant an paar Meter weiter den Strand herunter einzunehmen. Es war traumhaft. Wir saßen an kleinen Holztischen mit den Füßen im Sand, das Meer direkt vor uns. Über unseren Köpfen hingen leuchtende Lampions in Lotusform und die Wellen rauschten in unseren Ohren. Nur die Mücken zerstörten diese Idylle.
Später saß ich noch ein wenig in unserem Restaurant und spielte auf meinem Laptop. Die kleine Tochter (ca. 3 Jahre) der Besitzerin kam zu mir und schaute fasziniert auf meinen Rechner. Dann entschied sie wohl mitspielen zu wollen und kletterte auf meinen Stuhl und setzte sich auf meinen Schoß um mit ihren kleinen Fingern auf meinem Laptop herum zu klicken. Mit großen, staunenden Augen verfolgte sie gespannt was aufgrund ihres Klicks passierte. Und dann entdeckte sie den Ausschalter.

Saigon

Am nächsten Tag ging für mich die Reise weiter. Kina blieb noch einen Tag länger auf Phu Coc Island und wollte am Nachmittag einen Ausflug unternehmen um Sao Beach zu besuchen. Wir zwei genossen noch gemeinsam ein leckeres Frühstück. Da leider an diesem Morgen der Strom am Strand ausgefallen ist, musste ich leider auf meinen täglichen frisch zubereiteten Früchte Shake verzichten. Stattdessen gab es eine Eisschokolade (mit Eiswürfeln und nicht mit Speiseeis) und einen leckeren Bananen Pancake. Nach dem Essen machte ich mich ein letztes Mal mit meinem Roller auf zum Flughafen. Mittlerweile kannte ich den Weg durch die Stadt und übte mich ein wenig im hupen. In den letzten Wochen habe ich das Fahrverhalten der Vietnamesen beobachtet und in dem ständigen gehupe einen tieferen Sinn entdeckt. Dieses scheint nicht der Lärmbelästigung zu dienen, sondern der Warnung anderer Verkehrsteilnehmer vor der eigenen Person. Vor dem Überholen wird gehupt, genauso wie vor dem abbiegen oder auch wenn ein Fußgänger im Weg steht. Da ich mich in einem fremden Land gerne anpasse, hab ich auch mächtig auf die Hupe gedrückt.
Der Flug nach Ho Chi Minh City war wieder nur ein Katzensprung. Ho Chi Minh City oder auch kurz HCMC geschrieben oder auch wie in alten Zeiten Saigon genannt, ist meiner Meinung nach die heimliche Hauptstadt von Vietnam. Jeder Reiseführer weiß zu berichten, dass Saigon und Hanoi sich unterscheiden, aber mir war nicht bewusst wie groß dieser Unterschied wirklich ist. Saigon ist eine pulsierende, moderne Metropole, dagegen wirkt Hanoi als ob die Zeit stehen geblieben ist. Diesen Eindruck gewinnt man als erstes bereits bei dem Blick aus dem Flugzeugfenster. Die Innenstadt von Saigon fällt durch ihre vielen Hochhäuser aus. Alles neue Gebäude, hauptsächlich mit Glasfassaden, welche an Frankfurt am Main erinnern. Weitere Eindrücke konnte ich auf der halbstündigen Busfahrt vom Flughafen in die Innenstadt gewinnen. Die Stadt wirkt viel grüner und freundlicher als Hanoi. Es gibt viele Parkanlagen und Bäume am Straßenrand. Die Straßen sind breiter.

Dienstag, 3. April 2012

Abenteuer

Heute habe ich das Paradies gefunden, es heißt Sao Beach. Fast weißer Sand an einem langen Strand mit klarem blauem Wasser. Ich bin in einem Ressort dessen Hütten und Sonnenschirme mit Stroh gedeckt sind. Und das ganze liegt vor einer Kulisse aus waldbedeckten Bergen. Das Wasser ist warm und man kann viele Meter hinein laufen bevor es tiefer wird.

Strand

Gestern bin ich mit dem Roller 35 km von dem Hauptort Duong Dong bis zum südlichsten Zipfel von Phu Quoc nach An Thoi gefahren. Zwischendurch habe ich immer mal wieder angehalten um einen Strand zu erkunden oder Fotos zu machen. Ich habe mir eine Perlenfarm angeschaut und musste mich vom kaufen schwer zurückhalten. Mein Roller wollte auch schon mal nicht anspringen, aber mit ein wenig gutem zureden ging es auch immer weiter. Zum Mittag aß ich in einem kleinen Restaurant direkt am Strand (gebratener Reis mit Meeresfrüchten). Übernachtet habe ich in An Thoi in einem netten Stadthotel. Das Zimmer hat mir sehr gut gefallen, besonders da es einen Schreibtisch hatte, den ich schon seit Wochen vermisse. Ich hatte abends natürlich einen Sonnenbrand auf Rücken und Füßen, obwohl ich reichlich Sonnencreme angewendet habe. Aber wenn man den ganzen Tag mit dem Roller unterwegs ist, lässt sich die Sonne schlecht vermeiden.
Die Einheimischen auf Phu Quoc sind sehr freundlich. Andere Roller- und Mopedfahrer lächel und winken mir oft zu. In An Thoi schien ich der einzige Ausländer zu sein. Viele Menschen haben mich gegrüßt, die Kinder sind ganz aufgeregt herumgesprungen und wollten ihre drei englischen Sätze mit mir austauschen. Ich wurde auch ab und an gefragt wo ich hin möchte und ob ich mich verlaufen habe. Abends schaute ich mir noch den Sonnenuntergang an, den man in Hanoi wegen des Smogs niemals sehen kann.

Sonnenuntergang

Nach meinem chilligen Aufenthalt am Sao Beach wollte ich weiter die Landstraße Richtung Norden fahren, mir das Inselinnere ein wenig ansehen und anschließend nach Duong Dong zurück, um morgen Kina (China) vom Flughafen abholen zu können. Allerdings habe ich mich spontan etwas unentschieden und letztendlich die halbe Insel abgefahren und einen aufregenden, überraschenden und ein wenig gefährlichen Trip erlebt. Wer soll denn auch wissen, dass eine Straße, die auf jeder Karte eingezeichnet ist, nicht unbedingt für Touristen geeignet ist. Aber von Anfang an: Zuerst bin ich wie geplant von Sao Beach auf der Straße durch das Inselinnere gen Norden gefahren. Hier bin ich auf viele Steinbrüche und Baustellen gestoßen. Auf Phu Coc soll ein Internationaler Flughafen ausgebaut werden um wesentlich mehr Touristen auf die Insel zu schaffen. Ich kann nur jedem empfehlen jetzt Phu Coc zu besuchen bevor dieser Massentourismus wirklich einsetzen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Entwicklung der Insel sonderlich gut tun wird. Es ist doch gerade das besondere hier nicht ständig auf dutzende von Ausländern zu treffen.
An vielen Stellen wird die Straße auch ausgebaut, sodass sich geteerte Straßenabschnitte mit den bekannten Schotterpisten abwechselten. Man hat sich auch oft wie mitten auf der Baustelle gefühlt, da Bagger und viele LKWs den Weg kreuzten. Über meinen Mundschutz war ich heute sehr glücklich, konnte ich so doch denn aufwirbelten Staub und Dreck etwas abmildern. Typisch für Vietnam ist auch, dass einfach Baumaterial in der Gegend herumliegt ohne jegliche Absperrung oder Bauarbeiter in der näheren Umgebung.

Strase

An der Kreuzung nach Duong Dong entschied ich mich zu einem kleinen Abstecher nach Ham Ninh. Das ist ein kleiner Ort am Meer wo Fähren zum Festland fahren. Das Dorf war noch kleiner als ich mir es vorgestellt hatte und daher ging meine Reise schnell weiter. Hier wendete ich mich jetzt weiter nach Norden anstelle einfach gen Westen zurück nach Duong Dong zu steuern. Auf diesem Weg wurde es jetzt interessant. Die Straße wurde immer enger und holpriger, ich wurde ganz schön durchgeschüttelt. Und auf einmal war ich in einem Offroad Abenteuer gelandet. Den Weg konnte man wirklich nicht mehr Straße nennen, es war nur noch eine Fahrrille auf einem breiteren Trampelpfad. Der Weg führte durch Täler steil hinab und auf der anderen Seite hinauf, hinweg über schmale Holzstege. Um entgegenkommende Fahrer zu warnen wurde permanent gehupt. Ich habe gestaunt, dass der Roller und ich diese Hürden gemeistert haben, ich schwitzte und zitterte vor Anspannung. Zum Glück normalisierte sich der Weg nach einigen Kilometern. Nach einer halben Ewigkeit bin ich am späten Nachmittag in Bai Thom angelangt. Dabei handelte es sich wiederum nur eine Ansammlung von Häusern entlang der Straße ohne mögliche Unterkunft für mich. Also musste ich fix weiter um noch rechtzeitig vor der Dämmerung ein Bett für die Nacht zu finden.

Süden

Kurz nach 6 Uhr morgens in Hanoi. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber ich bin schon auf den Beinen. Besser gesagt: ich befinde mich in der Wartehalle des Flughafens von Hanoi. Ich bin mal wieder auf Reisen. Ich bin jetzt bereits seit über 4 Wochen in Vietnam und habe davon die meiste Zeit ausschließlich in Hanoi verbracht. Jetzt wird es Zeit auch mal eine andere Seite von Vietnam kennen zu lernen. Und dazu fliege ich heute in den Süden. Genauer gesagt an die südlichste Insel von Vietnam, nach Phu Quoc. Diese Insel ist das letzte Stück vietnamesischen Land vor Kambodscha und soll traumhafte Strände besitzen. Außerdem herrscht dort im Süden ein anderes Klima. In Hanoi ist immer noch Frühling: angenehm warm, aber noch frisch. Auf Phu Quoc ist nach deutschem Maßstab Hochsommer, die scheinende Sonne produziert über 30 Grad, jeden Tag. Dementsprechend sieht der Plan auch so aus, dass ich die nächsten drei Tage mich sonnen, am Strand liege, schwimmen und schnorcheln gehe und mir die Insel in aller Ruhe anschaue. Danach geht es für mehr Kultur noch in die zweit wichtigste Stadt von Vietnam, nach Ho Chi Minh City.

Der Flug von Hanoi nach Ho Chi Minh dauert zwei Stunden. Ich fliege mit Air Mekong. Der Service steht denen deutscher Fluglinien in nichts nach. Es gibt das übliche Wurstbrötchen und einen Drink. Abgesehen von einer weiteren Dame bin ich die einzige Ausländerin an Bord. In Ho Chi Minh ist eine kurze Zwischenlandung eingeplant. Es ist schon spürbar wärmer und die neuen Fluggäste tragen auch sommerlichere Kleidung.
Als Gepäck habe ich den geliehenen Trekkingrucksack von Silke und eine Handtasche dabei. Jedes Kleidungsstück und Reisegut wurde sorgfältig ausgewählt. Das Gepäck wurde auf ein Minimum reduziert und nur das allernötigste mitgenommen. So leicht bin ich noch nie verreist. Quoc dauert nur eine halbe Stunde. Mir kommt das ganze eher vor wie Busfahren. Schon nach einer viertlen Stunde Flug erinnert mich die Aussicht ans Paradies: blau, türkises Wasser mit kleinen Inselchen versetzt. Da der Flughafen auf der anderen Seite der Insel liegt, überfliegen wir sie einmal quer. An so einem Ort bin ich zuvor noch nie gewesen. Die ganze Insel lässt sich vom Flugzeug aus einsehen. Sie ist überdeckt von Wäldern, kleine Städte am Wasser und lange Strände.
Der Flughafen besteht aus nur einer Landebahn und einem Gebäude. Das Flugzeug fährt direkt vor die Ankuftshalle. Im Flughafen warten bereits Leute um den wenigen Touristen ihre Hotels anzubieten. Ich versuche ersteinmal mich zu orientieren was nicht so einfach ist, wenn Vietnamesen auf einen einreden um Übernachtungen und Taxifahrten zu bewerben. Nachdem ich verlautbart habe, dass ich einen Roller mieten möchte, kommt auch schnell ein Angebot. Da ich kein Hotel vorher gebucht habe, bin ich flexibel. Ich möchte in meinen drei Tage die ganze Insel erkunden und dafür eignen sich nun einmal am besten ein Roller. Zum letzten mal bin ich Roller mit 18 Jahren gefahren, also schon eine kleine Weile her. Der vietnamesische Anbieter, der natürlich kein Englisch spricht, zeigt mir die wichtigsten Funktionen, drückt mir Helm und Karte in die Hand und los geht es. Die ersten Meter sind ungewohnt. Noch befinde ich mich in der Stadt, die direkt am Flughafen ist. Daher sind hier auch einige andere Leute auf den Straßen. Aber nach einigen Versuchen finde ich die Hauptstraße und fahre die Küstenstraße entlang. Auf der Meerseite reihen sie die Resorts und Hotels, die aber durch die kräftige Vegetation kaum einsehbar sind. Auf der anderen Straßenseite stehen kleine Wohnhäuser, Restaurants und Geschäfte. Nach ein paar Kilometern werden diese Gebäude immer seltener und dann hört die geteerte Straße auf. Ich wundere mich und denke, dass ich wieder einmal in die falsche Richtung gefahren bin. Die geteerte Straße endet schlagartig und geht in eine gesplittete Landstraße über.

Splitstrase

Ich fahre langsam weiter, aber bin mir erst sicher, dass es hier wirklich weiter geht als mir ein vietnamesischer Fahrer entgegen kommt. Kurz darauf erreiche ich eine Brücke, welche nur aus Holzbrettern besteht und nicht sehr vertrauenserweckend aussieht. Ich beobachte erst wie ein Auto und mehrere Mopeds die Brücke überfahren bevor ich sie überwinde. Ein vietnamesischer Fahrer spricht mich lachend an als er mein Zögern bemerkt.
Mittlerweile sitze ich an einem Sandstrand und lasse mir die Füße von den rauschenden Wellen umspielen. Das Wasser ist hier trübe und riecht stark nach Salz und Fisch. Würde mir hier noch eine Steckdose und eine Internetverbindung geboten, würde ich diesen Platz zu meinem neuen Büro erklären :)

Samstag, 24. März 2012

Museentour Teil II

Hanoi als Hauptstadt besitzt natürlich noch einige mehr Museen als die paar, welche ich bisher erwähnt habe. Daher gab es noch einiges für mich zu tun. Ich bin nun einmal ein Museums-Junkie. Da gibt es das History Museum, ein schönes, orangenes Gebäude im Kolonialstil. Es ist nicht sehr groß und beherbergt die geschichtliche Entwicklung der Menschheit und vietnamesischen Kultur. Zu sehen gab es vor allem alte Steine, zusammen geklebte Keramiken und religiöse Skulpturen. Gefallen hat mir in diesem Museum eine Sonderausstellung über die Darstellung des Drachens in der vietnamesischen Kultur. Dort gab es silberne Becher und Schalen, sowie Keramiken mit Drachenmotiven zu sehen.
Gleich auf der gegenüberliegenden Straßenseite vom History Museum liegt das Revolution Museum. Wie der Name bereits verrät, wurde hier die Revolutionen des letzten Jahrhunderts widergegeben, die Befreiung von der französischen Kolonialherrschaft und den Kampf um die Eigenständigkeit von Vietnam. Von der Geschichte habe ich leider nicht sehr viel verstanden, da die Ausstellung größtenteils aus schwarz-weiß Fotografien und alten Zeitungsausschnitten bestand. Englische Erklärungen fehlten. Es wurden auch einige Gebrauchsgegenstände von Revolutionären und Politikern präsentiert, etwa ein Regenschirm. Hier war auch wieder in gehäufter Form Ho Chi Minh anzutreffen. Ich finde es immer schwierig ihn auf Fotos aus seinen jüngeren Jahren zu erkennen, auch deswegen da er damals noch nicht Ho Chi Minh hieß. Der frühere Präsident hatte in seinem Leben schätzungsweise an die fünfzig verschiedene Namen, da er größtenteils im Untergrund arbeitete und ständig seine Identitäten wechselte.
An einem anderen Tag war ich im Armee Museum, das in der Nähe vom Ho Chi Minh Mausoleum liegt und direkt gegenüber vom Leninpark. Das Museum besteht aus mehreren kleinen Gebäuden und einem Außengelände auf dem vietnamesische und amerikanische Kriegsgerätschaften, wie etwa Flugzeuge und Panzer, ausgestellt werden. Auch hier waren die englischen Erklärungen eher spärlich, weswegen es mir schwer fällt, die geschichtlichen Abläufe nach zu verfolgen. In der Ausstellung wurden neben Fotos und Besitztümern von Soldaten auch die Truppenbewegungen der Vietnamesen aufgezeigt.

Dies und Das

Heute ist ein schöner Tag. Nach dem gestrigen Regen ist das Wetter heute wieder besser geworden. In Hanoi kann sich das Wetter täglich komplett ändern. Und die Temperaturen schwanken genau so stark. In meiner ersten Woche in Vietnam war es noch sehr kalt gewesen. Mir wurde das zuvor gesagt, aber ich hatte das für einen Scherz gehalten, wie kalt kann es denn schon in Vietnam sein. So kam es, dass ich keine ausreichend warmen Klamotten mit hatte. Frieren musste ich trotzdem nicht. Ich habe mich nach dem Zwiebelprinzip gekleidet: Tops, T-Shirts und Longarm-Shirts übereinander. Trotzdem bin ich sehr froh, dass es in der zweiten Woche schon so warm geworden ist, dass ich auf eine Kleidungsschicht verzichten konnte. Mittlerweile ist es frühlings- bis sommerhaftte Verhältnisse. Die Woche bin ich auch schon nur in Rock und T-Shirt durch die Stadt gelaufen. Allerdings trage ich immer einen Schal, da es sehr windig sein kann und durch die Klimaanlagen in den Geschäften und Restaurants man sich schnell verkühlen kann. Der Regen in Hanoi ist auch anders als in Deutschland. Meistens ist es nur ein leichter Sprühregen. Da ich nach vier Jahren Ilmenau ganz anderes Wetter gewöhnt bin, spüre ich diesen Regen kaum. Im Süden von Vietnam sieht es allerdings schon anders aus. In Ho Chi Minh City sollen bereits Temperaturen von über 30 Grad sein.
In Hanoi ist heute Frühling. Es ist angenehm warm, aber windig. Ich sitze gerade im „Highlands Coffee“ Cafe im Freien direkt neben dem Opern Haus und arbeite an meinem Rechner. Mit unserem Projekt geht es voran. Momentan arbeiten wir an Online Promotion. Gina lädt jeden Tag Videos und Informationen auf unserer Facebook Seite hoch. Ich erstelle Video Clips. Dazu filme ich unsere Praktikanten wie sie schwierige Aufgaben bewältigen und schneide und bearbeite das Filmmaterial später am Rechner. Gestern habe ich die ersten beiden fertigen Videos in unserem wöchentlichen Projektmeeting vorgestellt. Alle waren begeistert und ich bekam ein Lob.
Während meiner Arbeit hier muss ich immer wieder kritisch feststellen, dass das Urheberrecht in Vietnam in keinerlei Weise beachtet wird. Wir verwenden einfach bekannte Musiktitel, für welche man in Deutschland GEMA Gebühren bezahlen müsste. Gestern habe ich mit Hien darüber diskutiert, dass man Unternehmen und Organisationen erst um eine Erlaubnis fragen muss bevor man Informationen und Werbungen auf ihren Internetseiten postet. Sie konnte meine Bedenken wohl nachvollziehen, aber hatte mir fünf Mal versichert, dass es in Vietnam niemanden interessiert.

Gestern Abend waren wir anlässlich Pei`s letzen Abends alle gemeinsam essen. Pei (eine frisch gemachte Anwältin aus Malaysia) hat sich ein Restaurant ausgesucht und überraschenderweise war es genau das Restaurant in dem ich in meiner ersten Woche mit meiner Gastfamilie war. Das hat mich natürlich sehr gefreut, da ich damals einen sehr schönen Abend hatte. Dieses Mal verlief es allerdings etwas anders. Es ist dort üblich, dass man sich zusammen mehrere Gerichte bestellt und dann isst jeder von jedem Gericht. Wir Praktikanten haben aber nach westlichem Vorbild jeder sein eigenes Gericht bestellt. Daher kam es, dass die meisten Portionen zu klein für eine Person waren. Außerdem war es witzig die Gesichter zu sehen, wenn das bestellte Gericht sich als etwas Unerwartetes entpuppte.

Donnerstag, 22. März 2012

Bootsfahrt

Nach dem ich jetzt zwei Wochen am Stück in Hanoi war, wollte ich mal wieder raus aus der Stadt. Und da bieten sich einige Möglichkeiten an. Die Innenstadt von Hanoi ist überschwemmt von „Reisebüros“, welche einem eine ganze Scharr von Fortbewegungsmitteln und Zielen anbieten um der Stadt zu entfliehen. Viele dieser Reisebüros bieten neben diesem Service noch andere Tätigkeiten an. In einem dieser Agencys in unserer Straße lasse ich meine Wäsche waschen oder in unserem Stamm Office ist auch gleich noch ein Friseur mit drinnen.
Die Lieblingsausflugsziele unter uns Praktikanten ist die Ha Long Bay, die Parfum Pagode, Sapa und Saigon. Das erste habe ich schon abgehackt, das zweite steht für nächste Woche auf dem Plan. Aber für diese Woche habe ich mir mal etwas anderes empfehlen lassen. Ich war heute in Hoa Lu und Tam Coc. Hoa Lu ist die ehemalige Hauptstadt von Vietnam, bevor im 11. Jahrhundert einer der Könige die Hauptstadt nach Hanoi verlegte. Das bemerkenswerteste an Hoa Lu war, dass ich meine ersten Berge in Vietnam gesehen habe. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob man sie wirklich als solche bezeichnen kann, da sie sich wie so vieles hier komplett von unseren unterscheiden. Mitteleuropäischen unterscheiden. Eine bessere Umschreibung ist Steinbrocken. Sie sehen aus wie riesige Steinhaufen, die vom Himmel gefallen sind. Kaum mit Erde bedenkt, aber überwuchert von Bäumen.

Hoa-Lu-Tempel

Angeschaut hat sich unsere Reisegruppe in Hoa Lu eine alte Tempelanlage. Interessanter als den Tempel fand ich hier allerdings die Erkenntnis, dass überall wo mehrere Touristen auf einmal auftreten könnten, Souvenirverkäufe wie Pilze aus dem Boden schießen. Der Vorplatz der Tempelanlage sah aus wie ein großes Zeltlager.
Beim Mittagessen saß ich an einem Tisch mit jungen Weltenbummlern. Während unseres Gespräches müsste ich überrascht feststellen, dass Vietnam unter Backpackern gar nicht so beliebt ist und zwar aufgrund des Massentourismus. Jeder Vietnamese sieht über dem Kopf eines Touristen leuchtende Dollarscheine schweben und dementsprechend nervig und aufdringlich können die Verkäufer werden. In Kambodscha, Laos und Thailand soll es da angeblich ruhiger zugehen. Weiterhin würde negativ bewertet, dass Produkte uns Services zu unterschiedlichsten Preisen verkauft werden, da in Vietnam handeln dazugehört und Touristen sowieso immer mindestens das Doppelte zahlen sollen als die Einheimischen.

Tam-Coc

Nach dem Essen ging es weiter nach Tam Coc. In dieser Stadt, am Rande der Steinberge, unternehmen wir eine Bootsfahrt. Vietnamesen paddelten uns in kleinen Booten entlang eines Flusses durch die Berge. Bei dieser Fahrt lernte ich die nette koreanische Krankenschwester Sally kennen. Während wir uns über kulturelle Unterschiede austauschten zogen an uns Reisfelder und bewachsene Berge vorbei, einfach traumhaft. Am Ende unserer Route empfingen uns schwimmende Tante-Emma-Läden. Das ist echt unfair, wohin soll man denn bitte auf einem Fluss flüchten? Nach dem fünften Mal „Nein, danke“ ging es dann auch wieder zurück durch diese bezaubernde Landschaft. Sally und ich nahmen jeden Verkaufsversuch mit Humor und hatten eine Menge Spaß. Dieser hielt auch an nachdem Sally und ich unserem Boot entstiegen waren und uns den umliegenden Ständen widmeten. Ich hatte plötzlich die Kunst des Handels für mich entdeckt und half Sally bei ihren Einkäufen. Eine Dame war wohl darüber nicht mehr so erfreut, nachdem ich den Preis für Postkarten um die Hälfte drückte. Postkarten kosten nun einmal in Hanoi immer 5.000 und nicht 10.000 Dong. Sally war recht beeindruckt.

Samstag, 17. März 2012

Museentour

Momentan bin ich dabei alle kulturellen interessanten Orte in Hanoi abzugrasen. Viele andere Praktikanten reisen durch Vietnam und das Hostel ist unter der Woche sehr leer. Aber ich darf momentan keine längeren Trips machen, da unser Projekt in einer heißen Phase ist. Also versuche ich hier in Hanoi jeden Tag interessant zu gestalten. Aber die Zeit hier geht auch so schnell vorbei. Ein paar Mal die Woche treffe ich mich mit Erik. Unser Deutschunterricht sieht mittlerweile so aus, das ich in ein Cafe zum zweiten Frühstück eingeladen werde. Wir über Gott und die Welt reden (Deutsch und Englisch gemischt), aber meistens erzählt Erik von sich und ich bringe ihm neue deutsche Wörter näher. Danach besuch ich ein Museum. Die Woche war ich ein ehemaliges Gefängnis besichtigen. Dieses wurde von den Franzosen zu Kolonialzeiten errichtet. Einige vietnamesische Männer und Frauen wurden dort und in weiteren Gefängnissen inhaftiert, wenn sie gegen die französische Kolonialherrschaft aufbegehrten. Die Gemeinschaftszellen sahen so aus, dass die Menschen nebeneinander sitzend an den Füßen gefesselt wurden.

Gefaengnis

Die Einzelzellen waren den zu Tode verurteilten vorbehalten. Hingerichtet wurden etwa revolutionäre Gruppenführer mit der Guillotine. Für inhaftierte Frauen gab es einen extra Trakt, in dem sie auch ihre Kinder „aufziehen“ konnten. Die Lebensbedingungen waren miserabel und es gab viele Todesfälle. In dem Gefängnis wurden zu Zeiten des Vietnamkrieges auch amerikanische Piloten inhaftiert.
Heute war ich gemeinsam mit Silke im Frauenmuseum. Ein ganzes Museum nur der Geschichte und Ehrung der vietnamesischen Frauen gewidmet, finde ich klasse. Es wurden viele Einzelschicksale jünger Frauen erzählt, welche im Vietnamkrieg in den Frauentruppen mitkämpften und hohe Positionen in der Guerilla Bewegung einnahmen. Da waren Mädchen dabei, die bereits mit 15 Jahren der Guerilla von Vietnam beitraten und mit 18 Jahren ganze Truppen befehligten. Ich fand das sehr beeindruckend. Weiter wurden auch die Anstrengungen der Frauen, die das „normale“ Leben während des Krieges am Laufen hielten. Reisbauer mit Gewehren auf dem Rücken, Frauen die ihre Familie in unterirdischen Tunneln versorgten, Ärztinnen die während ihrer Arbeit ums Leben kamen. Vietnam hat diesen Frauen viele Ehrentitel verliehen.
In einem anderen Teil des Museums wurden Hochzeitsbräuche und typische Kleidungen vorgestellt. Das interessante dabei ist, dass es in Vietnam eine Vielzahl ethnischer Minderheiten und Untergruppen gibt und jede dieser Bevölkerungsgruppen besitzt seine eigenen Traditionen und „Trachten“. Einige der Outfits hätte ich niemals Vietnam zugeordnet, sie erinnert mehr an Südamerika.

Women-Museum

Nach unserem Museumsbesuch machten Silke und ich den Supermarkt unsicher. Da gab es ja noch so viel zu entdecken und ich muss sowieso alle 3-4 Tage neues Wasser kaufen. In Vietnam kann man das Leitungswasser nicht trinken, daher muss man jeden einzelnen Liter extra kaufen. Also heißt es für uns Kanister schleppen. Als Alternative hab ich mir heute Tee besorgt. In Vietnam gibt es ausschließlich grünten Tee oder schwarzen Tee. In den Restaurants kann man Tee auch kalt erhalten mit Eiswürfeln, daher muss man bei der Bestellung immer dazu sagen, dass man einen heißen Tee möchte.

Barbecue

Heute hatten wir einen Farwell Abend. Diesen gibt es immer, wenn einer unserer Praktikanten zurück nach Hause geht. An diesem Tag darf derjenige aussuchen wo wir zusammen zum Abendessen hingehen und es gibt eine Abschiedsparty. Daher war heute ein großer Teil der Praktikanten (16 Leute) gemeinsam beim Barbecue. Das kann man sich aber nicht als Grillabend wie in den USA oder uns vorstellen. Unter Barbecue versteht man hier etwas Ähnliches wie Raclette. Wir saßen mal wieder auf diesen winzigen Plastikhockern an den nicht viel größeren Tischen, wobei man nie weiß was man mit seinen Beinen anstellen soll. Auf die Tische werden die Platten gestellt, welche mit Feuer erwärmt werden. Es werden Tabletts mit rohen Fleisch und Gemüse gebracht und dazu Baguette und Soßen gereicht.

Barbecue

Es ist äußerst witzig Margarine mit Essstäbchen aus der Packung zu nehmen. In Vietnam wird ausschließlich mit Essstäbchen und Löffel gegessen. Messer werden nur zur Zubereitung des Essens verwendet. Ich stand schon öfters vor einem Rätsel, wie ich jetzt mein Mahl ohne Messer zerteilen sollte. Die Lösung: die Stäbchen werden in das jeweilige Lebensmittel „gerammt“ und dann werden die Stäbchen in entgegengesetzte Richtung gezogen.

Sandra

Das gemeinsame Essen war sehr schön. Ich finde es aber immer noch etwas kurios auf der Straße zu sitzen, wo direkt neben einem Motorroller vorbei fahren.

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