Samstag, 9. Februar 2013

Kopenhagen

Nach nur vier Monaten hat sich das Semester in Turku schon dem Ende geneigt. Mitte Dezember wurde es auf unserem Flur immer ruhiger. Immer wieder hingen an unserem Kühlschrank oder unserer Tafel im Flur Abschiedsnachrichten von Mitbewohnern. Mein letztes Wochenende des Semesters verbrachte ich auf estnischen Boden und besuchte den Weihnachtsmarkt von Tallin. An meinem letzten Unitag schrieb ich noch meine Schwedisch Prüfung und ab ging es Heim zum Koffer packen. Dabei war die Hälfte meines Koffers bereits von Weihnachtsgeschenken und Mitbringseln ausgefüllt, finnische Schokolade und viele weitere Spezialitäten wie Rentier- und Elchfleisch.
Die besinnliche Weihnachtszeit war komplett mit Familie und Freunden ausgefüllt, da ich nur eine Woche in der Heimat blieb. Dann ging es schon wieder langsam gen Norden. Ich hatte mir schon lange in den Kopf gesetzt, dass ich mit meinem Auto zurück fahren wollte. So wurde das liebe Fahrzeug schon seit Wochen fit gemacht für kalte Zeiten. Meine Weihnachtsgeschenke bestanden größtenteils auch aus Autozubehör, Eiskratzer, Klappspaten, Abdeckplane, ein neuer Kühler,… :D
Wer mit dem Auto nach Finnland möchte hat die Wahl zwischen mehreren Routen. Die einfachste ist wohl von Rostock aus direkt mit der Fähre nach Helsinki zu fahren. Die Überfahrt dauert allerdings 40 Stunden. Es gibt auch Fähren nach Schweden wie etwas von Rostock oder Saßnitz aus nach Trelleborg. Ich hab mich aber für den Weg über Dänemark entschieden, da man so gleich noch Kopenhagen besuchen kann. Der erste Schritt war meinen Freund einzusammeln und nach Rostock zu fahren. An der letzten deutschen Station meiner Rückfahrt muss natürlich alles noch mal gemacht werden was in Skandinavien zu teuer ist. Also einmal schick Sushi essen gehen, das Auto volltanken und natürlich Lebensmittel einkaufen. Es ist spannend welche Produkte einem dann besonders wichtig sind. Vor allem wichtig war mir mein Lieblingsmüsli und Tee. Und zwar Tee aus dem einfachen Grund, dass es in Finnland keine guten Sorten gibt. Nicht mal ein einfacher Pfefferminztee schmeckt dort wie er sollte. Alle Sorten sind im Grunde Schwarztee mit extra Geschmack, bäh. Viel gekauft wurde auch Käse, da er ja so teuer ist und das mein Grundnahrungsmittel ist. Gouda in gleicher Menge habe ich in Rostock für die Hälfte des Preises eingekauft als in Turku. Ein paar Flaschen Wein für einen niveauvollen Abend durften auch nicht fehlen. Hätten wir nicht unter Zeitdruck gestanden, hätte ich sicherlich noch viel mehr eingekauft.
Der erste Zwischenhalt auf unserer Skandinavienreise war Kopenhagen. Dazu ging es mit einer Fähre von Rostock aus nach Gedser in Dänemark und dann nochmal 150 km weiter bis zur dänischen Hauptstadt. Auf diesen Abschnitt hatten wir noch einen Mitfahrer. Ein deutscher Austauschstudent von der Bauhausuni in Weimar der in Kopenhagen ein Semester studiert. Die zusätzliche Gesellschaft war sehr nett. Er hat viel von Dänemark erzählt und wir haben unsere Erfahrungen ausgetauscht. Die Fähre nach Gedser war kleiner als ich es von Überfahrten nach Stockholm oder Tallin gewöhnt war. Das einchecken und aufs Schiff fahren verließ fix und problemlos. Die Überfahrt dauert gerade mal zwei Stunden, der Preis ist dafür allerdings hoch. Hier bezahlt man pro Auto unabhängig von der Anzahl der Passagiere. Die Fahrt von Gedser nach Kopenhagen war auch angenehm. Die Autobahn in Dänemark ist schön breit. Es war wenig Verkehr und sehr wenige LKWs. Uns ist aufgefallen, dass alle paar Kilometer die Geschwindigkeitsschilder wiederholt wurden, damit es auch wirklich niemand übersehen kann. Am Abend erreichten wir Kopenhagen. Unseren Mitfahrer ließen wir an einer S-Bahn Haltestelle heraus bevor wir zu unserem Hostel fuhren. Dieses lag in einer etwas heruntergekommen Gegend. Das war etwas ernüchtern nachdem wir durch eine Gegend mit schönen Altbauwohnungen gefahren waren. Das Hostel war schon ok, aber unsere Betten der Hammer. Ich hab schon echt eine Menge gesehen, aber noch nie ein Dreierbett. Die Räume waren sehr hoch und da dachte sich der Eigentümer wohl warum den Platz verschwenden, also gab es statt den typischen Doppelbetten Dreierbetten. Das waren drei stabile Metallbetten übereinander gestapelt und mit Klemmen und Schrauben verbunden. Zum hinauf klettern gab es eine simple Metallleiter aus dem Baumarkt, absolute Marke Eigenbau. Aber es hat gehalten. In Kopenhagen sind wir gleich mehrere Tage geblieben und haben dort Silvester und Geburtstag gefeiert. In diesen Tagen sind wir die meisten Straßen der Innenstadt und alle Attraktionen abgeschritten. Längs durch die Innenstadt zieht sich eine Fußgängerzone mit Geschäften, Restaurant und Imbissen. Ein beliebtes Geschäft ist der große Lego Laden. In den Schaufenstern stehen große englische Wachmänner komplett aus Lego gebaut und weitere Figuren folgen hinter dem Eingang. Mein Freund und ich verbrachten Stunden in diesem Geschäft, schwelgten in alten Erinnerungen über unsere Lego Phase und staunten welche Bausätze es heutzutage gibt, von Star Wars über Herr der Ringe bis hin zu ganzen Straßenzügen aus Kopenhagen. Der Besuch von diesem

Sie beginnt direkt hinter dem ausgedehnten Rathausplatz. Gegenüber dem Rathaus beginnt das Tivoli, ein Vergnügungspark. Hinter der Fußgängerzone befindet sich der neue Hafen. Das ist ein kleiner Hafen an dem vor allem die Touristenrundfahrten starten. Eine solche wollten wir natürlich auch mitmachen. Leider hatten wir das Pech, dass gerade als das Boot ablegte es anfing leicht zu regnen. Da man durch die beschlagenen Plastikfenster nun erst recht nichts mehr sehen konnte, aber wir etwas von unserer Rundfahrt haben wollten, standen wir eine Stunde draußen bei windig, nassen Wetter. Aber es war schon ein Erlebnis wie das Boot durch die Kanäle gesteuert ist. Einige der Brücken waren so niedrig, dass die Passagiere sich hinsetzten mussten und an der ein oder anderen Kurve habe ich nicht geglaubt, dass der Kapitän das schafft. Sind auch einmal leicht angeeckt. Die Kanäle wirken ähnlich wie in Amsterdam. Gegenüber dem neuen Hafen kann man das Opernhaus von Kopenhagen erblicken, welches im Dunkeln durch seine leuchtende Pracht schon vom weiten zu sehen ist. Geht man vom neuen Hafen weiter geradeaus gelangt man an eine alte Befestigungswallanlage. Diese ist immer noch vollständig intakt. Der Wall ist in einer Sternform angelegt mit fünf Ecken, welche ich meinem Freund zuliebe alle ablaufen musste. Der Wall ist komplett mit Gras überwachsen und ist eine beliebte Joggingstrecke. Hier und da stehen alte Kanonen verschiedener Ausführung. Innerhalb des Walles befindet sich ein Standpunkt der Armee. Aber am 30.12. spazierten dort mehr Touristen über den Exerzierplatz als Armeeangehörige. Neben diesem idyllischen Flecken Erde am Wasser liegt der Touristenmagnet Kopenhagens. Bereits von weiten fällt die Menschenansammlung auf. Und dort auf einem Haufen Steine, vom Wasser umspült sitzt sie, die kleine Meerjungfrau. Die Märchenfigur von Hans Christian Andersen, welcher übrigens nach Kopenhagen kam um Balletttänzer zu werden. Als ihm diese Karriere allerdings nicht gelang, versuchte er es mit der Schriftstellerei. Die kleine Meerjungfrau ist wirklich eine anmutige Gestalt. Schade dass sie in der Vergangenheit mehrfach verunstaltet und sogar bereits geköpft wurde.

Samstag, 8. Dezember 2012

Lappland

Am Abend geht es in Turku los. Wir fahren mit dem Bus über Nacht nach Rovaniemi. Wie man sich denken kann ist die Busfahrt selbst nicht sehr angenehm. Es ist eng und mit schlafen ist schwierig. Nachts wird es so kalt das ich mich in meine Jacke einwickle. Das letzte Mal war ich vor zehn Jahren auf einer Busreise nach Spanien und hatte mir geschworen das nie wieder zu machen. Tja, hat nicht geklappt. Am nächsten Morgen erreichen wir das Tor nach Lappland, Rovaniemi. Dort besuchen wir das Artik Museum, welches über Klima, Menschen und Tiere in Lappland berichtet. Allerdings bin ich noch so verschlafen, dass ich zur Informationsaufnahme nicht so richtig Lust aufbringen kann. Danach ging es zum Dorf des Weihnachtsmannes. Santa Claus wohnt in einer kleinen Ansammlung von Holzhäusern mit spitzen Türmen, welch größtenteils Souveniershops und Restaurants beherbergen. Das Dorf ist mit vielen bunten Lampen, Weihnachtsmännern und riesen Schneemännern dekoriert. Hier hat der Weihnachtsmann auch sein eignes Postamt wo seine Helferlein die vielen Wunschlisten beantworten.

Weihnachtsdorf

Wer seinen Wunsch aber persönlich vorbringen möchte und ein Foto mit dem roten Mann schießen möchte, muss allerhand Zeit und Geduld mitbringen. In einer langen Schlangen stellt man sich an. Das innere des Büros von Santa erweckte leider kein Weihnachtsgefühl. Es war düster und dunkel. Ich hätte einen riesen Weihnachtsbaum und Unmengen an Glitter und Glanz erwartet. Nach einer Stunde warten und Beine und den Bauch stehen, hatten wir einen kleinen Hass gegen den guten Mann entwickelt. Noch einige Minuten später dürften wir dann endlich vortreten. Santa Claus saß in seinem thronähnlichen Sessel und begrüßte uns freundlich. Jedem wurde die Hand geschüttelt und dann zum Foto aufgestellt. Der Wichtel drückte auf den Auslöser und der ganze Zauber war auch schon vorbei. Noch ein kurzer Small Talk und Verabschiedung und schon waren wir wieder draußen. Ob sich das lohnt oder nicht muss jeder für sich selbst entscheiden, ein Höhepunkt war es sicherlich nicht.

Danach ging es mit dem Bus noch einmal drei Stunden weiter bis wir unser eigentliches Ziel Saariselkä erreicht hatten. Da waren wir in unserem Winterwunderland. Alles war mit dickem Schnee bedeckt. Zwischen den vielen Bäumen auf beiden Seiten der Straße standen hier und dort Ferienhäuschen. Ich bezog mit drei anderen Mädels eine kleine Ferienhaushälfte. Das Haus ist wunderschön gemütlich. Es besteht komplett aus Holz. Es hat zwei Schlafzimmer, eine kleine gut ausgestattete offene Küche eine Wohnzimmerecke mit riesiger Couch und einem Kamin sowie ein Bad mit Sauna. Für uns also purer Luxus.
Am Abend gehen wir in unsere kleine Sauna oder sitzen vor dem Kamin mit vielen Kerzen herum und quatschen. Nachts sind alle Touristen auf der ständigen Jagd nach den Nordlichtern. Es ist das ständige Tagesgespräch. Wie ist hoch ist die Wahrscheinlichkeit heute? Wie sieht der Himmel aus, wird es noch aufklaren und zu welcher Zeit geht man am besten auf den Berg? Und so wird es zum täglichen Rituale nachts auf den höchsten Berg zu wandern, in den Himmel zu starren und zu hoffen. Es ist eine wahre Völkerwanderung und ich habe schon vermutet, dass die Nordlichter eine Erfindung der Tourismusbehörde ist. Aber wir hatten Glück. Gestern gab es eine Sternenklare Nacht über der Stadt und die Nordlichter waberten im grünen Schein über dem Horizont. Leider hab ich sie selbst nur von unten von unserem Cottage aus gesehen. Da sind wir natürlich gleich los gestiefelt auf den Berg, aber das größte Spektakel war schon vorbei. Es gab noch ein leicht leuchtendes Band am Himmel zu sehen. Trotzdem war es eine wunderschöne Nacht. Von unserem Schlitten aus auf dem Rücken liegend betrachteten wir die Sterne noch eine Weile. Danach ging es geschwind auf den Schlitten den Berg wieder hinunter. Tagsüber sind wir auf Achse. An einem Tag testeten wir die europalängste Rodelbahn mit 1,5 km Länger. Ich muss sagen mein Favorit ist sie nicht, da der Aufstieg äußerst beschwerlich ist und es an anderen Stellen bessere Abfahrten gibt. Aber ich hatte auch ein wenig Pech, da mein Schlitten (eine Plastikschale, leider nicht die aus Holz) einen Riss hatte und meine Fahrt eher langsam voran ging. Am Abend fuhren wir mit unserer Gruppe zu einer Rentierfarm mitten im verschneiten dunklen (hier wird es nur 4 Stunden am Tag hell im Dezember) Wald. Die Farm gehörte einer Sami Familie. Wir konnten eine Runde im Rentierschlitten fahren und kamen danach im Samihaus zum Abendessen zusammen. Das Haus war Rund mit einem spitzen Dach, wie ein Zelt aber wesentlich größer. In der Mitte befand sich eine Feuerstelle mit einem Abzug darüber. An diesem offenen Feuer grillten wir Würstchen. Ich hielt allerdings einen Spieß mit Fischstäbchen ins Feuer. Nach dem Essen erzählte uns die Besitzerin von der Farm und den Tieren. Alle Rentiere in Skandinavien gehören einer der Sami Familien, aber keine der Familien gibt Preis wie viele Tiere sie besitzt. Rentiere sind sehr scheu. Geweihe bekommen sowohl die Männchen als auch die Weibchen. Sie verlieren diese einmal pro Jahr und die Geweihe wachsen dann wieder nach.

Sami

An einem der anderen Tage sind wir recht früh aufgestanden und mit dem Bus noch weiter nach Norden gefahren. Es ging vorbei am großen See von Inari immer weiter durch den endlosen schneebedeckten Wald. Ab und an kam einem auch mal ein anderes Fahrzeug entgegen, stand an Rentier am Wegesrand oder ein Holzhaus einsam im Wald. Wir waren auf dem Weg nach Norwegen zum arktischen Meer. Die Grenze zwischen Finnland und Norwegen ist durch einen Zaun markiert. Direkt dahinter verändert sich das Land. Die vielen Nadelbäume werden kleiner und seltener. Und Bergketten erheben sich aus dem Boden. Nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichen wir ein kleines Dorf am Rand des Meeres. Die Einwohner dieses Dorfes leben größtenteils vom Krebsfang. Entlang der Küste von Russland aus hat sich vor einigen Jahrzehnten eine besondere Krebssorte ausgebreitet, welche dort ursprüngliche nicht beheimatet ist, die King Crab. Sie sind besonders groß und beliebt. Für ein Kilo diesen Krebsfleisches bezahlt man 70€. Das Dorf besteht aus einer Kirche mit Friedhof, einem Supermarkt, mehreren Wohnhäusern und einem Strand mit Sauna, unserem Ziel. Fix raus aus den dicken Winterklamotten und rein in die Badesachen und ab in die Sauna zum Gruppenkuscheln. Nach der Aufwärmphase ging es hinaus in den Schnee und zum Strand. Die Temperatur war bei rund -15 Grad und das Meerwasser hatte wohlige 5 Grad. Nach der Erfrischung im Wasser ging es zurück zur Sauna zur zweiten Runde. Nach dem Bad wurde es einem eiskalt und auf dem Rückweg im Schnee konnte man seine Füße schon nicht mehr spüren, aber ich hab noch in Ruhe ein paar Muscheln am Strand gesammelt.

Norwegen_Strand

Samstag, 1. Dezember 2012

Weihnachtsmarkt

Leise rieselt der Schnee... In Turku ist es kalt geworden und vor wenigen Tagen ist der Schnee wieder gekehrt. Erst bedeckte er nur leicht die Wege und Wälder, doch mittlerweile ist Turku von einer dicken Schneeschicht eingebettet. Im Moment sind es tagsüber -10 Grad und nachts bis zu -15 Grad. Außer dem Schnee ist auch die weihnachtliche Stimmung aufgekommen. Schon seit Wochen beobachte ich wie überall die Geschäfte und Straßen weihnachtlich dekoriert werden. Besonders in Oslo ist mir das aufgefallen. Überall waren bereits Mitte November Lichterketten aufgehängt und anderer leuchtender Schmuck angebracht. Zum Glück wurde noch darauf verzichtet alle Lämpchen im Dunklen anzuschalten. In Turku ist die Dekoration der Stadt etwas sparsamer ausgefallen. Der Höhepunkt ist der große Weihnachtsbaum direkt vor dem Dom.

Weihnachtsmarkt

Am 1. Dezember war ich auf unserem Weihnachtsmarkt, welcher gegenüber dem Dom an den Wochenenden aufgebaut wird. Der Weihnachtsmarkt hier unterscheidet sich doch in einigen Punkten von den typischen deutschen. Eine Reihe von Ständen schlängelt sich auf beiden Seiten des Marktes entlang. Die Stände sind allerdings kleiner als in Deutschland und keine so schönen Holzhütten wie etwa in Erfurt. Angeboten werden vor allem handgefertigte Waren: Weihnachtsdeko, Keramiken, Woll- und Holzartikel. Andere Ständer verkaufen Brot, Kuchen oder Wurst. Getränke- und Essensstände sind in wesentlich geringerer Anzahl als in Deutschland vorhanden. Das typische Weihnachtsgetränk ist Glögi. Das ist eine Art süßer Kinderpunsch mit Mandelsplittern und Rosinen. Es gibt ihn auch mit Alkohol, aber dieser ist nur in den Alkoholgeschäften erhältlich und wird nicht auf dem Weihnachtsmarkt ausgeschenkt. Eine typische Speise ist eine Art Milchreis mit Zucker und Zimt. Diesen konnte ich erst wenige Tage zuvor probieren. Alle Austauschstudenten aus meinem Haus waren von den Pflegern ins Nachbarhaus, also das Altenheim eingeladen wurden. Es gab Glögi und den Weihnachtsmilchreis, Kaffee und ein anderes typisches Weihnachtsgebäck mit Pflaumenmus. Die Bewohner des Altenheims saßen alle an langen Tafeln und beäugten uns Studenten ganz gespannt. Wir standen ein wenig befremdlich im Raum und aßen unseren Milchreis. Ganz im Gegensatz dazu trat unser Wohnheimtutor Ossi (das ist sein richtiger Name) auf als ob er zuhause wäre, aber er konnte sich ja auch im Gegensatz zu uns mit den Leuten unterhalten. Es gab ein paar finnische Weihnachtslieder und auch einen kleinen Markt mit Selbstgemachtem.
Weitere Leckereien auf dem Weihnachtsmarkt waren Schokoäpfel, geräucherter Fisch und Bratwurst, welche auf einem interessanten selbstkonstruierten Grill gebraten wurden. Und natürlich war auch der Weihnachtsmann mit seiner Frau und Wichteln anwesent. Die Kinder stellten sich alle brav an um dem Weihnachtsmann ihre Wünsche vortragen zu dürfen. Der Markt hatte allerdings nur bis 17 Uhr geöffnet. Danach ging es auf die andere Straßenseite. Eine große Anzahl der Leute sammelte sich um den Weihnachtsbaum. Sie wollen gespannt miterleben wie der Baum das erste Mal im Glanz der vielen Lichter erstrahlt. Der Weihnachtsmann trat auf und Kinderchor sang seine Lieder. Das Anschalten der Lichterkette habe ich leider nicht mehr miterlebt, da mir die Füße abgefroren waren und die Kälte nicht mehr aushielt.

Weihnachtsmann

Mit dem Dezember kommt auch die Zeit des Abschieds. Das Semester neigt sich langsam dem Ende und nach und nach reisen die Austauschstunden nach Hause, für die Meisten ohne Rückkehr. Auf unserem Flur ist das erste Mädchen nach ihrer letzten Prüfung heimgereist. Zuvor gab es noch ein schönes Weihnachtsabschiedsessen. Jeder hat ein wenig zum kochen beigetragen und so gab es ein internationales studententypisches Essen. Als Hauptspeise gab es Käsemakaroni gefolgt von Pfannkuchen. Zum Abschluss noch allerlei Weihnachtsplätzchen.

Auf meinem Terminkalender stehen noch zwei Reisen bevor es vorerst wieder zurück nach Deutschland geht. Heute geht es in den Norden nach Lappland. Am Abend fahren wir mit Bus los. Dieses Mal bin ich nicht alleine unterwegs, sondern auf einer Reise des ESN (European Student Nation) mit über 80 anderen Austauschstudenten. Das erste Ziel ist Rovaniemi, die Hauptstadt von Lappland. Sie liegt direkt auf dem arktischen Zirkel. Danach geht es noch weiter in den Norden bis kurz vor Inari ins Skigebiet Saariselkä. Dort wohnen wir die Woche über in Ferienhäusern und können jeden Tag an anderen Ausflügen und Aktivitäten teilnehmen. Alle hoffen natürlich die Nordlichter zu Gesicht zu bekommen.

Donnerstag, 22. November 2012

Mehr Oslo

In den nächsten Tagen besuchte ich einige Museen in Oslo, vor allem Kunst-, Design- und Geschichtsmuseen. Besonders in Erinnerung ist mir das Fram Museum. Die Fram ist ein Schiff und zwar ein ganz besonderes. Es war das erste, welches im Packeis eingefroren und von diesem mittreiben lies bis es nach Wochen und Monaten wieder frei kam. Damit wurde eine polare Driftströmungstheorie von Nansen bewiesen und gleichzeitig die Arktis erkundet. Außerdem ist die Fram das Schiff mit dem der Norweger Amundsen an den Südpol fuhr und mit seinem Team als erste vor dem Engländer Scott den Südpol erreichten. Dieses Schiff wurde in Oslo an Land gehoben und drum herum ein Museum errichtet. In diesem kann man die Abenteuer der Polarforscher und alle wichtigen Exkursionen dieser nachverfolgen. So wird auch der Wettlauf zwischen Amundsen und Scott genau aufgezeigt und dessen tragisches Ende für das englische Exkursionsteam.

Oslo_Fram

Der größte Unterschied zwischen den beiden Gruppen lag in der Ausrüstung. Amundsen setzte komplett auf Schlitten und Schlittenhunde. Das ganze Schiff war voller Hunde als sie zum Südpol aufbrachen. Scott hingegen besaß eine wesentlich geringere Anzahl an Hunden. Er hatte außerdem Pferde und elektrische Schlitten. Dieses stellte sich als sein Verhängnis heraus. Die Schlitten vielen schon nach kurzer Zeit einer nach dem anderen aus. Für die Pferde war die Kälte und Anstrengung auch nicht tragbar und sie müssten erschossen werden. Nur die Hunde waren an die Umgebung angepasst. Allerdings hatte das Team nicht genügend Futter für die Tiere dabei. So mussten sie diese auch töten. Am Ende zogen Scott und seine Kameraden die Schlitten selber durch das Eis. Als sie den Südpol erreichten konnten sie schon von Weiten das Zelt der Norweger sehen. Sie waren zu spät. Auf dem Rückweg kam zu allem Pech noch schlechtes Wetter auf und sie konnten mehrere Tage nicht weiter. So kam es das die Männer immer schwächer wurden und keiner von dieser Exkursion wieder kehrte.

Oslo_Wikinger

Nach diesem spannenden Stück Geschichte ging es noch weiter zurück in die Vergangenheit. Im Wikinger Museum kann man die am besten erhaltenen Wikingerschiffe bewundern. Es sind drei Schiffe ausgestellt, welche alle in den Grabhügeln aus der Wikingerzeit stammen. Wichtige Persönlichkeiten wie Häuptlinge wurden mit diesen Schiffen und vielen weiteren Beigaben bestattet für ein Leben nach dem Tod. Zu den Grabbeigaben gehörten Waffen, Möbel, Schlitten, Zelte, Essen und Tiere, wahrscheinlich auch Schmuck und Schätze, aber diese wurden von Grabräubern geplündert.

Dienstag, 20. November 2012

Oslo

Ich habe es mir mittlerweile angewöhnt alle zwei Wochen einen Wochenendausflug zu unternehmen, da die Wochenenden in Turku eher ruhig und erlebnislos sind. Diesmal bin ich allerdings etwas länger unterwegs, da es nach Norwegen geht, besser gesagt nach Oslo. Also steige ich in Turku erst mal in den Bus uns lass mich zum Flughafen von Helsinki fahren. Dann geht es mit dem Flugzeug nach Oslo. Dort lande ich in Gardamon, dem größter der drei Flughäfen von Oslo. Als letzten Schritt nehme ich den Express Zug bis zum Hauptbahnhof. Nach meiner kleinen Weltreise bin ich endlich im Zentrum von Norwegens Hauptstadt angekommen. Es ist natürlich bereits dunkel und mich beeindrucken die hohen, leuchtenden Gebäude mit gläserner Außenhaut, welche um den Bahnhof angeordnet sind. Mein Hostel ist ausnahmsweise schnell und einfach gefunden. Der erste Eindruck ist gut. Das Foyer ist modern eingerichtet mit netten Sitzecken. Allerdings nachdem man den horrenden Preis gezahlt hat und mit seinem Schlüssel in Richtung Zimmer läuft verändert sich das Bild schlagartig. Abgeschabte Metalltüren führen zu langen weißen Fluren mit weiteren schweren Türen. Die Zimmer sind lieblos eingerichtet. Etwas sonderbar ist, dass die Küche im Zimmer ist und die Koch- und Essensutensilien müssen jedes Mal an der Rezeption ausgeliehen werden. Ein extra an meinem Zimmer ist die russische Matrone mit der ich mir jeden Nacht einen Kalten Krieg über den Zustand des Fensters liefere: offen oder geschlossen.

An meinem ersten Tag ist das Wetter unglaublich gut. Den ganzen Tag scheint die Sonne. Es ist richtig hell und sogar ein Hauch von warm. So etwas habe ich in Turku schon ewig nicht mehr erlebt. Ab und an bekommt man die Sonne schon noch einmal zu Gesicht, aber ihr Licht ist so kraftlos und wirkt den ganzen Tag wie kurz vorm Sonnenuntergang. Hier strahlt die Sonne allerdings mit voller Energie, aber da sie wesentlich niedriger am Himmel steht, blendet sie einen den ganzen Tag. Jedenfalls erstaunt mich das Wetter so, dass ich beschließe möglichst lange an der frischen Luft zu bleiben und die Stadt erst mal zu Fuß zu erkunden.

Oslo_Schloss

So geht es durch die Fußgängerzone zur Kathedrale, vorbei am Parlament und Nationaltheater zum königlichen Schloss. Dieses kann man leider nicht besichtigen. Also geht es nach einer kurzen Beobachtung der Wachen in ihrer traditionellen Uniform weiter zum Rathaus nahe dem Fährhafen. Da ansonsten alle anderen Schifffahrgelegenheiten eingestellt sind beschließe ich eine Runde mit der Fähre zu fahren um etwas vom Fjordfeeling zu erhaschen.

Oslo_Fjord

Die kalte Brise während der Fahrt ist erfrischend. Nach einer Weile hat die Fähre die Häuser von Oslo hinter sich gelassen und auf beiden Seiten des Fjordes ist pure Natur zu erblicken. Dicker dunkelgrüner Wald bedeckt alle Hügel. Nach meinem kleinen Naturausflug spazierte ich ein paar Meter weiter zur Burganlage Akershus. Dies war die erste königliche Behausung bevor das Schloss gebaut wurde, direkt am Wasser des Fjords. Das Hauptgebäude wo sich die eigentlichen königlichen Gemächer befanden ist ein schmuckloses, einfaches Steingebäude auf einem Hügel. Umgeben ist dieses von mehreren Wallanlagen und Versorgungsgebäuden. Auf dem inneren Gelände stehen heute überall alte Kanonen verteilt. Von dem oberen Wall hat man einen schönen Ausblick auf das Fjord und den Fährhafen von Oslo. Am Fuße der Burg stehen einige Häuser, welche früher einmal als Gefängnis dienten. Heute gehören sie zum Militär und werden von einem Wachposten in Uniform vor Touristen bewacht.

Oslo_Skulptur

Ein weiterer Ausflugspunkt ist der Vigeland Park, welcher ein Stückchen außerhalb des Zentrums liegt. In diesem befindet sich neben dem üblichen Spielplatz und zwei Museen der beliebte Vigeland Skulpturen Park, ein absolutes Muss für jeden Oslo Touristen. Dieser wurde von dem Künstler Vigeland gestaltet und mit unzähligen seiner Skulpturen ausgestattet. Es sind immer Menschen, Babys, Kinder, Pärchen, junge und alte Menschen, alle nackt und immer wieder in neuen Positionen. Den Mittelpunkt bildet eine hohe Säule, welche von nackten Menschen Leibern bedeckt ist und von weiteren Skulpturen ringförmig umgeben ist. Man kann ewig durch diesen Park spazieren und entdeckt immer wieder etwas Neues.

Oslo muss sich im vergangen Jahrzehnt sehr verändert haben. An allen Ecken und Enden wurde neu gebaut und modernisiert. So das Oslo heute wohl eine der modernsten Hauptstädte Europas ist. Ein ganzer Stadtteil neben dem Fährhafen wurde verändert und beeindruckt heute mit seiner modernen Architektur. Auf mehreren Brücken überquert man künstliche Kanäle und wandert zwischen den neuen Büro- und Wohnhäusern. Im Erdgeschoss befinden sich meistens schicke Restaurants, Galerien oder Boutiquen. An der äußeren Spitze dieses Viertels direkt am Wasser liegt das Astrup Fearnley Museum für Moderne Kunst auf einer eigenen kleinen Insel.

Oslo_Museum

Dieses Museum wurde erst vor einigen Monaten in diesem neuen Gebäude geöffnet. Ich konnte mir dort die Eröffnungsausstellung anschauen, eine Ausstellung der wichtigsten Künstler und Werke aus der Sammlung des Museums. Bemerkenswert an dieser Ausstellung fand ich, dass ich erst drei Monate zuvor einige der Stücke in der Schirn in Frankfurt am Main in der Jeff Koons Ausstellung gesehen hatte. Dass ich ein und dasselbe Kunstobjekt in verschiedenen Museen ausgestellt sah, ist mir auch noch nicht passiert.

Oslo_Oper

An anderes neues Bauwerk, auf welches die Stadt sehr stolz ist, ist das Nordische Opern und Balletthaus. Dieses wurde im Jahr 2008 fertiggestellt und ist heute noch von einer Baustelle umgeben. Das Gebäude besteht im Grunde aus zwei Häusern welche direkt aneinander gebaut und miteinander verbunden sind. Vorne befindet sich die öffentliche Oper mit 3 Aufführungssälen. Im hinteren Bereich befindet sich die Verwaltung, die Übungsräume für die Künstler und Werkstätten. Das Dach der Oper besitzt eine Schräge, welche von Besuchern bestiegen werden kann. Hier werden im Sommer auch öffentliche Konzerte gegeben. Das Innere des Besucherraums ist komplett mit Holz verkleidet, genau wie der große Opernsaal. Das Haus ist natürlich mit der modernsten Technik ausgestattet und damit eines der modernsten Opernhäuser der Welt. Leider wurde gerade keine Oper gegeben, dafür aber ein Ballett. Mein billiger Platz stellte sich als Barhocker heraus. Gezeigt wurden Auszüge aus drei Stücken klassischer und moderner Ballettkunst. Ich bevorzuge da aber doch eher die traditionelle Tütü Variante, als grüne Menschen die im Wald rumspringen.

Montag, 5. November 2012

Mumins

Ich bin mal wieder auf Reisen in Finnland, eine neue Stadt erkunden. Diesmal Tampere, eine Stadt im Nordosten von Turku. Tampere ist größer als Turku und in weniger als zwei Stunden zu erreichen. Die Stadt liegt zwischen zwei großen Seen, die durch einen breiten Kanal miteinander verbunden sind. Die Eisenbahnschienen verlaufen parallel zu diesem Kanal und zertrennen die Stadt ein weiteres Mal längs. Die komplette Innenstadt ist schachbrettartig angelegt wurden, was die Orientierung sehr erleichtert. Mein schickes Hostel liegt auf der anderen Seite der Schienen, direkt neben der Konzert- und Kongresshalle, welche sich in einem modernen weißen Bau befindet. Um in das Zentrum zu gelangen muss ich erst unter den Bahnschienen hindurch und einige Straßen weiter über eine der wenigen Brücken. Das Stadtbild von Tampere unterscheidet sich stark zu dem von Turku oder Helsinki. Es ist geprägt durch mehrere große Fabrikanlagen samt Schornsteinen aus rotem Ziegelstein vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Diese Ziegelsteingebäude stehen entlang des Kanals, werden aber größtenteils nicht mehr für ihren ursprünglichen Zweck verwendet. Sie wurden ausgebaut zu Geschäften, Restaurants, Kinos und Museen. Aber immer noch stehen in großen Buchstaben auf den Fassaden die originalen Unternehmensnamen und aus einigen Schornsteinen steigt noch Rauch.

Tampere

Einen großen Einfluss auf die Entwicklung von Tampere hatte der Industrielle Emil Aaltonen. Er war ein einfacher Dorfjunge, welcher nachdem er von der Schule flog von seiner Mutter mit 14 Jahren zu einem Schuhmacher in die Ausbildung geschickt wurde. Dabei stellte er sich recht geschickt an und eröffnete nach Abschluss seines Meisters ein eigenes Geschäft. Zur gleichen Zeit kamen maschinell gefertigte Schuhe aus dem Ausland in Mode. Aaltonen interessierte sich für die maschinelle Fertigung und eröffnete die erste Fabrik zur automatisierten Herstellung von Schuhen in Finnland. Später zog er mit seinem Unternehmen nach Tampere und vergrößerte es ständig. Er war so erfolgreich mit seinen Schuhen, dass er sich in andere Gewerbe einkaufte. So unterhielt er eine Fabrik für Lokomotiven und zur Herstellung von Plastikprodukten. Neben dem Geschäft interessierte er sich auch für die Belange seiner Mitarbeiter und kaufte eine Farm um eine ausgewogene und gesicherte Ernährung für seine Belegschaft zu gewährleisten. Heute kann man seine Villa am Rande eines Sees besuchen und sowohl seine Kunstsammlung bewundern als auch die Geschichte seiner Karriere verfolgen.

Tampere_view

Als ich die Innenstadt von Tampere erreichte war es nachmittags und bereits dunkel. Ich war sehr überrascht, dass hier schon Weihnachtsdekoration angebracht war, so glaubte ich jedenfalls im ersten Moment. Über jeder der Hautstraße war eine große Anzahl von Figuren aus Glühbirnen angebracht, aber da waren nicht nur Schneeflocken oder Sterne, sondern auch Pferde, Bären, Blumen und sogar Comicfiguren. Wie ich später erfuhr handelt es sich dabei um ein jährliches Lichterfest, welches von November bis Januar die dunkle Jahreszeit verschönert. Sogar an den Hotels strahlten und funkelnden farbige Lichter.
Am Samstag den 3. November war Allerheiligen, was in Finnland ein nationaler Feiertag ist. Das bemerkte ich allerdings zu spät, als ich vor der verschlossenen Tür des Supermarktes stand und mich fragte wie ich den restlichen Tag mit meinen paar Broten überstehen sollte. Die Finnen sind ein recht religiöses Völkchen, vor allem katholisch. An Allerheiligen geht man vormittags zum Gottesdienst. Und am Abend spaziert die ganze Familie zum Friedhof und stellt an die Familiengräber Opferlichter auf. So wurde der Friedhof von Tampere von hunderten Flammen erhellt. Ein sehr ergreifender Anblick.
Kulturell hat Tampere auch einiges zu bieten. Ich war natürlich wie immer in dem einen oder anderen Museum. Neben den typischen Kunstmuseum, dem interessanten Spionagemuseum und einigen regional bezogenen Ausstellung ist das Mumin Museum besonders hervorzuheben.

Mumin

Die Mumins sind weiße bärenähnliche Kindermärchenfiguren, welche von der Finnin Tove Jansson erfunden wurden. Sie schrieb und illustrierte Geschichten über das abenteuerliche Leben der Mumins im Mumintal in den 50er Jahren. Später wurden diese auch als Zeichentrickfilme über die Grenzen Finnlands hinaus bekannt. Ich selbst kenne die Mumins aus meiner Kindheit. In Finnland kommt man um die Mumins nicht herum. Überall sind sie zu finden, als Souvenir, Kinderspielzeug oder Werbefigur. Im Nachbarort von Turku in Naantali befindet sich das Mumintal, ein Erlebnispark für Kinder. Letzte Woche unternahmen mein Freund und ich einen Winterspaziergang im Schnee durch das Mumintal mit seinen farbenfrohen Häuschen, aber die Mumins sind jetzt gerade im Winterschlaf. Im Muminmuseum in Tampere gab es original Zeichnungen zu den Geschichten und viele Szenen mit Hilfe von kleinen Puppen nachgestellt zu sehen. Auch das Muminhaus mit all seinen Mitbewohnern gab es zu bestaunen.

Dienstag, 30. Oktober 2012

Festessen

Auf meinem Flur im Wohnheim ist es üblich das man auch nach zwei Monaten noch ein unbekanntes Gesicht am Frühstückstisch entdeckt. Dabei handelt es sich fast immer um Besuch von Familie oder Freunden meiner Mitbewohner. Da kommt bei mir immer etwas Neid auf. Meine Freunde sind alle schwer beschäftigt und meine Eltern lassen sich zeit bis die Temperaturen wieder über 10 Grad steigen. Aber jetzt hatte ich doch auch einmal Besuch. Mein Freund hat es nach Turku geschafft. Da musst natürlich so einiges unternommen und bestaunt werden. Die erste Überraschung folgte gleich am nächsten Tag. Es begann zu schneien. Ende Oktober fiel der erste Schnee in Finnland. Wir hatten uns alle schon gespannt gefragt wann es wohl passieren würde, aber damit gerechnet hat noch keiner. Und so war gleich ein großer Trubel im Wohnheim los. Die Mädels sprangen zwischen Küche und Balkon hin und her, kreischten vor Freude und schossen fleißig Fotos von der weißen Pracht. Als ob wir alle noch nie Schnee gesehen hatten. Es schneite 24 Stunden ununterbrochen große Flocken vom Himmel. Was mich am nächsten Morgen vor die große Frage der richtigen Schuhe stellte. Ich entschied mich natürlich falsch. In Erinnerung an den ekeligen Matsch in Deutschland nach jedem ersten Schnee stiefelte ich mit meinen neuen Gummistiefeln los und landete direkt nach dem ersten Schritt vor die Haustür auf der Nase. Hier gab es keinen Matsch sondern nur schöne vereiste Wege.
Am folgenden Wochenende nutzten mein Freund und ich das schöne Wetter (oben ein Hauch von Sonne unten eine Schicht Schnee) um einen Ausflug zu unternehmen. Wir fuhren mit dem Bus nach Rauma. Einen kleinen Küstenort 100 km nördlich von Turku. Das besondere an Rauma ist, das es der einzige Bezirk in ganz Finnland ist, indem gleich zwei Weltkulturerbe liegen. Zum einen das größte aneinander hängende Viertel mit alten traditionellen Holzhäusern direkt im Zentrum von Rauma. Und zum anderen außerhalb der Stadt ein Gelände von germanischen Steingräbern. Alleine schon die zweistündige Busfahrt durch das verschneite Finnland war sehenswert. Die Holzhäuser bildeten ihr eigenes Dorf in der Stadt, mit Steinkirche, Marktplatz und Altem Rathaus. Jedes der Häuser hatte einen eigenen Namen und war in einer anderen Farbe gestrichen. An vielen der Häuser hing ein Schild, welches das Handwerk verriet was in ihm betrieben wurde. Zufälligerweise kamen wir gerade zur rechten Zeit um in der Steinkirche dein katholischen Gottesdienst mitverfolgen zu können.

Kirche

Es wurde viel gesungen, was das kleine Detail das wir kein einziges Wort von der finnischen Predigt verstanden gleich wettmachte. Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch die insgesamt 600 Häuser (ich habe nicht nachgezählt, das verrät der Reiseführer) waren wir äußerst hungrig und strebten auf das erst beste offene Café zu (was die Auswahl verringerte, da in der Nebensaison wenige Cafés geöffnet haben). Eigentlich wollten wir nur einen Kaffee, aber hier war man gerade beim brunchen und nach Begutachtung des Buffets gönnten wir uns das ausnahmsweise. Bis zu diesem Zeitpunkt bin ich noch nie in Finnland außerhalb meines Heims oder der Mensa essen gewesen und hatte daher auch noch nicht großartig die finnischen Spezialitäten gekostet und dort war alles auf einem Tisch angerichtet. Es gab verschiedene Fischsalate, geräucherten Fisch, Pasteten, warme Speisen, Brot und auch noch Desserts.

Buffet

Am besten fand ich den Lachs mit Kartoffeln und Soße. Da hätte ich mich doch am liebsten rein gelegt. Die Pasteten fand ich hingegen sehr gewöhnungsbedürftig. Eine war mit Wurst, eine wohl mit Fisch, eine mit roter Bete und die letzte schmeckte nach einem Hauch von Käse. Umso köstlicher waren die Desserts  Nach diesem umfangreichen mahl gab es einen langen Verdauungsspaziergang zum Strand vorbei an dem Industriehafen. Direkt neben dem Badestrand befand sich ein Freibad, das im Grunde nur aus einem mit Schnee gefüllten Schwimmbecken und einer Sitztribüne bestand.

Freibad

Auf dem Rückweg begutachteten wir noch ein Einfamilienhausviertel. Dabei fielen uns die Feuerleitern, welche an jedem Haus von der 2. Etage nach unten führten auf. Bei vielen Häusern würde ich lieber direkt aus dem Fenster hüpfen als zu versuchen die ungünstig angebrachten Leitern zu erreichen und mir dabei den Hals zu brechen. Unser Ausflug endete mit dem Besuch der legendären Fastfoodkette Hesburger, wo wir die finnische Abendzeitung enträtselten und finnische Seifenoper verfolgen während wir auf den Bus warteten. Wirklich sehr dramatisch 
Zuhause erwartete uns dann auch noch ein deutsches Dinner, es war ja schließlich Sonntag. Es gab Salat, Lachs mit Kartoffelecken und Schokopudding. Für mich ist das nicht typisch deutsch, aber der Mann am Herd studiert in Norddeutschland. Ein paar Tage später kochte ich dafür ein typisch deutsches Gericht aus meiner Heimat: Kartoffelklöße und Rotkraut nach dem Rezept meiner Oma. Ach war das ein Festessen.

Freitag, 12. Oktober 2012

Helsinki

Ich habe wohl einen ganzen Bevölkerungsstamm damit beschäftigt mir den richtigen Weg zu meinem Hostel zu weißen :D. Nach meiner Ankunft auf dem Hauptbahnhof in Helsinki war ich sehr beeindruckt von dem Großstadtzauber. Es waren noch hunderte Menschen unterwegs und von allen Seiten schienen die Leuchtreklamen auf mich herab. Überall war Trubel und ein Straßenmusikant zog die Menge an. Ich war ganz schön überfordert. Ich wusste wo ich hin wollte und das die Straßenbahn eine gute Wahl für diese Reise ist, aber die richtige Straßenbahnhaltestelle zu finden, stellte sich als unmöglich heraus. Im Umkreis des Hauptbahnhofes gibt es mindestens drei davon. Also habe ich mich mal wieder durchgefragt bis mir ein Herr den Weg gewiesen hat und sogar die Straßenbahn für mich aufgehalten. Mein Hostel ist außerhalt des Zentrums, aber sehr schick und neu.
An meinem ersten Tag in Helsinki lasse ich mich nach Lust und Laune durch die Stadt treiben. Nach meinem exzessiven Museumstrip in Stockholm gehe ich es diesmal etwas langsamer an. Nach einem Besuch in der Touristeninformation schlendere ich zum Hafen und lande prompt inmitten eines Fischmarktes. Entlang der Hafenpromenade haben kleine Kutter angelegt auf denen frischer und eingelegter Fisch verkauft werden. Ich fühle mich ein wenig wie Sonntagsmorgen in Hamburg, aber doch ist der finnische Stil eindeutig erkennbar. Es gab auch einige Essensstände, aber da wo bei uns die Würste über den Rost geschoben werden, gibt es hier gebratenen, gegrillten oder geräucherten Fisch aller Art. An den Fischmarkt schloss sich einer normaler Markt an auf dem alle möglichen frischen Lebensmittel verkauft wurden: viel Obst und Gemüse aber auch jede Menge Pilze. Und die letzten Stände boten Handwerksprodukte und Souvenirs an, wo ich mich doch gleich einmal eindeckte.
Da der grau bewölkte Himmel nicht zum draußen umher spazieren einlud und es recht frisch war (meine Handschuhe sind jetzt auch immer griffbereit in der Tasche) ging es anschließend doch ins Museum. In das Designmuseum von Helsinki. Die Ausstellung enthielt Möbel, Kleidung, Glas und Porzellan und viele weiter Alltagsgegenstände in einem netten Ambiente.
Unterwegs zu meinem nächsten Ziel bin ich in das Einkaufsviertel der Stadt geraten. Da stand ein Einkaufszentrum neben dem andern und plötzlich waren da auch so vielen Leute. Das ist man doch gar nicht gewohnt in Finnland. Und als ich in eines dieser Shopping Malls eintrat stand ich in einer Mischung zwischen Essensparadies, Einkaufstempel und Zugangshalle zum Busbahnhof. Da waren doch wirklich im Einkaufszentrum die Haltestellen für die Buse platziert. Kein Wunder das ich beinahe von Leuten mit vielen großen Gepäckstücken umgerannt wurde. Das war mir dann doch zu belebt.
Dann ging es ins Museum für Moderne Kunst Kiasma. Dort waren allerdings nur eine Ausstellung und eine Projektarbeit zu besichtigen. Die Gemäldeausstellung hat mir gefallen. Der Künstler hat den Ursprung des Lebens, die DNA in seine Arbeit mit einbezogen. Ein Stück des Weges weiter kam ich zur Konzerthalle der Stadt und der moderne Bau hat mich so beeindruckt, dass ich mir doch direkt eine Konzertkarte für morgen besorgte. Zum Abschluss gab es noch die Ausstellung „Made in Helsinki“. Geschichten von Möbeln und anderer Gegenstände aus bester Handwerksarbeit in Finnland. Auf dem Heimweg hab ich noch eine große Runde mit der Straßenbahn gedreht.

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